Vier verschiedene Bands, vier verschiedene Stile – in der Simm City sorgten HERIOT, DARKEST HOUR, SYLOSIS und FIT FOR AN AUTOPSY im Zuge der The Nothing That Is Tour, für eine intensive Reise durch die Facetten des Metal. Vom ersten bis zum letzten Song bot der Abend pure Leidenschaft und rohe Energie.
Als HERIOT die Bühne betraten, war die Halle noch nicht sonderlich gefüllt. Doch was die Zuschauerzahl zu Beginn nicht hergab, machte das Quartett aus England mit roher Energie und Präzision wieder gut. Ihr Debütalbum “Devoured By The Mouth Of Hell” hat dieses Jahr für Furore gesorgt, nicht nur bei mir, sondern auch bei namhaften Magazinen wie Kerrang! und Metal Hammer, die es unter ihre Top-Alben des Jahres gewählt haben.
Frontfrau Debbie Gough führte die Band mit wütenden Screams und einer mitreißenden Bühnenpräsenz durch ein halbstündiges Set, das die wichtigsten Tracks des Albums umfasste. Songs wie „At the Fortress Gate“ oder „Mourn“ rissen das Publikum mit, auch wenn die anfängliche Zurückhaltung im Raum spürbar blieb. Persönlich hätte ich mir ruhigere und atmosphärische Nummern wie „Opaline“ oder „Visage“ gewünscht, die im Kontext ihres Albums einfach nur sensationell sind. Dennoch: Für eine so kurze Spielzeit haben HERIOT sich bestens bewiesen und Lust auf mehr gemacht. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen mit einer eigenen Headliner-Tour, die auch in Österreich halt macht.
Setlist HERIOT:
Foul Void
Enter The Flesh
Siege Lord
Near Vision
Soul Chasm
At The Fortress Gate
Mourn
Demure
DARKEST HOUR, die zweite Band des Abends, bediente ein Publikum, das sich inzwischen in größerer Zahl eingefunden hatte. Die Washingtoner wussten genau, wie sie die Crowd abholen und weiter aufwärmen konnten: Ihr Stil, eine Mischung aus melodischem Death Metal und Thrash-Einflüsse trafen beim Publikum ins Schwarze. Während des Sets dominierten donnernde Riffs, rasante Drums und einprägsame Melodien. Es ist eine Rückbesinnung auf die Glanzzeit des Genres in den frühen 2000ern – die Parallelen zu Bands wie KILLSWITCH ENGAGE oder UNEARTH sind unüberhörbar. Obwohl DARKEST HOUR vielleicht keine bahnbrechend neuen Akzente setzten, lieferten sie eine durchwegs solide Performance, die ihren Status als Szeneveteranen untermauerte.
Setlist DARKEST HOUR:
Perpetual Terminal
The Sadist Nation
Rapture In Exile
Convalescence
Amor Fati
With A Thousand Words To Say But One
Goddess Of War, Give Me Something To Die For
SYLOSIS übernahmen als dritte Band die Bühne und mit ihnen erreichte die Stimmung in der Simm City einen neuen Höhepunkt. Die britische Metal-Institution zeigte eindrucksvoll, warum sie seit Jahren als einer der besten Exporte der Szene gilt. Die Setlist bot eine gute Mischung aus neuem Material und Klassikern. Tracks wie „Empty Prophets“ und das kultige „Conclusion Of An Age“ machten gleichermaßen Spaß und zeigten die musikalische Bandbreite der Band: von thrashigen Wurzeln bis hin zu progressiveren Sounds. Besonders beeindruckend war der makellose Livesound. Jedes Detail – von den donnernden Drums bis zu den präzisen Gitarrensoli – kam in der Simm City glasklar rüber. Das Publikum dankte SYLOSIS mit ungebremster Energie. Es war eine nostalgische, aber auch nach vorne gerichtete Show, die sowohl alte Fans als auch neue Anhänger sichtlich abholte.
Setlist SYLOSIS:
Empty Prophets
Pariahs
The Path
Conclusion Of An Age
Teras
Servitude
Poison For The Lost
A Sign Of Things To Come
Deadwood
Die Headliner, FIT FOR AN AUTOPSY, waren ohne Zweifel die Hauptattraktion des Abends. Mit “Lower Purpose” starteten sie ihr Set direkt mit einem absoluten Brett. Bereits während der ersten drei Songs flogen die Crowd-Surfer über die Köpfe des Publikums hinweg, während ich im Fotopit damit beschäftigt war, sowohl die Band als auch die unaufhörliche Flut an Surfenden im Blick zu behalten.
Trotz angekündigter Krankheit von Sänger Joe Badolato, der keine Ansagen machen konnte aber dafür singen, lieferte die Band eine beeindruckend kraftvolle Show ab. Abgesehen von gelegentlich leiser ausfallenden Clean-Parts und einigen Hust-Anfällen in den Songpausen war kaum zu merken, dass Badolato angeschlagen war. Seine Vocals gehörten mitunter zu den brutalsten, die ich je live gehört habe. Gitarrist Patrick Sheridan übernahm in der Zwischenzeit die Kommunikation mit den Fans, während die Band einen Song nach dem anderen kraftvoll ins Publikum schleuderte.
Die Setlist fokussierte sich auf Highlights der Bandgeschichte. Nur vier der zwölf Tracks stammten vom aktuellen Album “The Nothing That Is”, das nicht bei jedem Hörer auf Begeisterung stieß. Stattdessen dominierten in der Menge offensichtlich Klassiker wie „Black Mammoth“, „A Higher Level Of Hate“ oder „Far From Heaven“.
Der Sound war wirklich gewaltig und die Energie unbändig – der Boden der Simm City vibrierte unter der Intensität der Moshpits. Mit dem perfekten Closer “Two Towers”, einer meiner persönlichen Favoriten, endete der Abend auf einem fulminanten Höhepunkt.
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Im “The Downbeat”-Podcast von STRAY FROM THE PATH-Drummer Craig Reynolds hatte Sheridan kürzlich betont, dass die Band derzeit so gut wie noch nie klinge. Besonders stolz seien sie auf ihre Entwicklung seit dem neuesten Album „The Nothing That Is“. Dieser Abend bewies eindrucksvoll, dass das keine leeren Worte waren: FIT FOR AN AUTOPSY festigten ihre Position als eine der stärksten Bands der modernen Metal-Szene mit einer Performance, die keine Wünsche offen ließ. Perfekter Sound wie man es einfach nicht erwartet hätte.
Setlist FIT FOR AN AUTOPSY:
Lower Purpose
A Higher Level of Hate
Red Horizon
Black Mammoth
The Sea of Tragic Beasts
Savior Of None / Ashes Of All
Warfare
Pandora
Hellions
Far From Heaven
Hostage
Two Towers
Die The Nothing That Is Tour war ein voller Erfolg. Mit der Kombination dieser vier Bands entfaltete sich eine Dynamik, die für jeden Fan harter Klänge etwas bereithält. HERIOT überzeugte mit einem ambitionierten Start, DARKEST HOUR brachten den melodischen Punch, Sylosis lieferten technische Brillanz und FIT FOR AN AUTOPSY krönten dies noch mit roher Power und Intensität. Ein Abend, der die Vielfalt und Qualität moderner Metal-Bands eindrucksvoll zeigte – und ein perfekter Abschluss meiner persönlichen Konzertsaison 2024.