Wie es zu erwarten war, schmiss Oberglucke Filippa Nässil nach Erscheinen von „Black And Gold“ ihrer Truppe THUNDERMOTHER, die gesamte Frauschaft aus der Band. Nicht zum ersten Mal, denn auch schon 2017 entschied sie sich für eine komplette Personalrochade. Ersatz für die geschassten Musikerinnen (die sich sofort nach dem Rauswurf als THE GEMS formierten), war schnell gefunden. Filippa hatte, laut eigener Aussage schon immer Linnéa Vikström als Sängerin im Auge. Sie wäre schon die erste Wahl 2017, anstelle von Guernica Mancini gewesen, kam aber damals nicht zustande. Dieses Mal hat es aber geklappt und die Chefin ist überglücklich darüber. Schauen wir Mal, wie lange dieses Glück anhält. Nach einer Aussprache kehrte 2023 Bassistin Majsan Lindberg, die bereits von 2019-2021 in der Band war, zurück an Mamas Brust. In der Französin Joan Massing fand sich auch eine geeignete Drummerin. Und so stand der Aufnahme des neuen Albums nichts mehr im weg. Nur die Schwangerschaft von Nässil verzögerte die Produktion und den Release des 6. Studioalbums.
„Dirty & Divine“ enthält zehn neue Songs, und das Album startet gleich sehr energisch mit dem Blues-Rocker „So Close“, ein Song der es laut Aussage von Nässil vorerst gar nicht auf das Album geschafft hätte. Aber nachdem man ihn Live aufgenommen hatte, war er so gut, dass man an seine Hitqualität glaubte und ihn als Opener hernahm. Es folgen die nicht minder rockigen „Can’t Put Out The Fire“ und „Speaking Of The Devil“. Mit „Feeling Alright“ geht es etwas ruhiger weiter, fast schon ein wenig zu poppig für mich. „Take The Power“ schaltet dann wieder einen Gang höher und „I Left My License In The Future“ hält die AC/DC Flagge enorm hoch. Dieser Track und auch „Speaking Of The Devil“ wurden bereits vor einem Jahr als Appetizer veröffentlicht. „Dead Or Alive“ ist mein persönliches Highlight auf „Dirty & Divine“. Erinnert mich sehr an D-A-D. Ob es daran liegt, dass das Album in Kopenhagen aufgenommen wurde und ob eventuell Jasper Binzer die Finger im Spiel hatte, ist mir nicht bekannt. Macht aber auch nichts, der Song steigert meine Laune und so soll es auch sein. „Can You Feel It“ handelt von der Liebe zu lauter Musik, zu Filippas Lieblingsband rund um Angus Young und dem Feeling, wenn man einen mit Power geladenen Akkord durch einen Marshall Stack wahrnimmt. Mit „Bright Eyes“ wird dem Hörer noch ein sehr eingängiger Song serviert, bevor „American Adrenaline“ zum Rausschmiss noch einmal gehörig einen drauflegt.
„Dirty &Divine“ hat alles, was man von einem Rock´n`Roll Album erwartet. Bis auf eine anständige Spielzeit. Kein Song erreicht die 4-Minuten Marke. Einige laufen unter sogar unter drei. Die Qualität der Songs tut das keinen Abbruch, man hätte aber dann nochein paar weitere Songs draufpacken können, um die Gesamtspielzeit von unter knapp 34 Minuten auf ein normales Maß anzuheben. Nicht auszudenken, wenn sich die Band entschlossen hätte „So Close“ nicht aufs Album zu geben. Da kenn ich Maxi-Singles, die eine längere Spielzeit haben.
Dennoch ist das Album gelungen. Der Hörer wird auf wilde Fahrt zwischen AC/DC, THE RUNAWAYS, D-A-D & Co. mitgenommen und steht dem letzten Album, bis auf die Lauflzeit, in nichts nach.
Ob die Band in dieser Form eine längere Beständigkeit beschert ist oder ob Filippa Nässil nach der bald startenden Tour (7.2. Releaseparty in Hamburg) THUNDERMOTHER 4.0 ausruft, steht noch in den Sternen. Bis dahin kann man sich aber das neue Album gefallen lassen.
Tracklist „Dirty And Divine“:
1. So Close
2. Can’t Put Out The Fire
3. Speaking of the Devil
4. Feeling Alright
5. Take The Power
6. I Left My License in the Future
7. Dead Or Alive
8. Can You Feel It
9. Bright Eyes
10. American Adrenaline
Gesamtspielzeit: 33:35
Band-Links: