Als ich im Sommer zufällig im Radio „Laserlove“ hörte, fragte ich mich, ob jetzt DEF LEPPARD wieder mal einen neuen geilen Song, wie in ihren 80er Jahren Hochzeiten, aufgenommen haben. Und dann kam die Ankündigung, dass das die neue Single von ROYAL REPUBLIC sein soll. Waaas? ROYAL REPUBLIC, die mich mit ihren frischen THE HIVES Alternative Rock-Stil am Rock In Vienna 2016 bereits live positiv überraschten, machen jetzt einen megacoolen 80er-Jahre Scheiß. Wie geil ist das denn bitte? Ein Besuch der anstehenden Tour im Linzer Posthof, meiner Meinung nach eine der besten Locations des Landes, in der heutzutage viel zu selten solche Konzerte stattfinden, war damit beschlossene Sache.
Pünktlich um 20 Uhr startete im großen Saal die Support Band STORM ORCHESTRA aus Frankreich. Das Pariser Alternative Rock Trio drückte in ihrem 30-minütigen Set ordentlich auf die Tube, wie Songs der Sorte „Piece Of You“ oder „Drummer“ bezeugten. Der verzerrte Bass-Sound von Adrien Richard und die fetten Drumbeats von Loïc Fouquet gingen durch Mark und Bein. Der fetzige Gitarrensound und die variable Stimme von Frontmann Maxime Goudard trugen ihr Übriges dazu bei, um dem bereits zahlreich erschienenen Publikum, ein kurzweiliges Set zu bieten.
Vom Sound her erinnerten STORM ORCHESTRA stellenweise an MUSE, nur ohne den hohen Gesang von Matthew Bellamy und einer gehörigen Portion mehr Wucht und Härte. Von der Rock-Attitüde passten die Franzosen zu ROYAL REPUBLIC wie die Faust aufs Auge. Auch wenn die Publikumsanimationen zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz zu 100% ankamen und auch der manchmal dreistimmige Gesang nicht immer punktgenau saß, kann man der Performance von STORM ORCHESTRA wenig vorwerfen.
Der wie aus dem Ei gepellte Frontmann Maxime im weißen Anzug und der, im Hawaiihemd agierende, Bassist Adrien gaben, neben den neutral im schwarzen Hemd gekleideten Schlagzeuger Loïc, gute Figuren auf der Posthofbühne ab, wobei das Banner des Bandlogos durchaus größer ausfallen hätte können.
Setlist STORM ORCHESTRA:
Bright Soul
Piece Of You
Drummer
Superplayer
Tones Of The Thunder
Suspect
(Outro)
Was um 21:00 Uhr ROYAL REPUBLIC bieten sollte, schoss so ziemlich alles ab, was ich in letzter Zeit konzerttechnisch gesehen habe. Das aktuelle Album „Lovecop“ bildete den Kern des Sets, was sich auch in der stimmigen, meist in Rottönen gehaltenen Bühnenproduktion deutlich von den anderen Hits der Band unterschied. Der Opener „My House“, mit dem coolsten Schlagzeugbeat seit langem, den genialen Gitarrenriffs, dem 80er Synthiesound und der kraftvollen Stimme, inklusive DJ Bobo Rapeinlage von Frontmann Adam Grahn, bot einen richtig fetten Start.
Auch der einheitliche Look der Band in Lederjacken, unter anderem mit Perlenkette als Accessoire, zeugte von einem durchdachten Outfit-Plan. Der Titelsong „Lovecop“ beamte uns soundtechnisch in die „Eliminator“ Phase von ZZ TOP oder auch der „Turbo Lover“-Phase von JUDAS PRIEST zurück. Die mehr als gelungene musikalische Verschmelzung feierte ich persönlich richtig.
Es folgten das fertzige „Getting Along“ und „Baby“, dessen Riff frappant an LED ZEPPELINs „Whole Lotta Love“ erinnerte, und eher also „klassische“ ROYAL REPUBLIC Songs vom 2016er Release „Weekend Man“ dienten. Mit „Boots“ wurde das Publikum zum Tanzen, bis die Stiefel abfielen, animiert und mit „Stop Movin‘“ der Weg Richtung Disco Sound vom Album „Club Majesty“ eingeschlagen. Herrlich danach dann das, an George Michael erinnernde, „Anna-Leigh“. Selten erlebt man so selbstironische Bands, die ihr Ding ohne Kompromisse durchziehen und damit absolut überzeugen.
Der Beat von „Back From The Dead“ ließ die ersten Moshpits entstehen, die mit dem Überhit „Full Steam Spacemachine“ einen Drive bekamen, sodass im großen Saal niemand mehr ruhig stehen konnte. Nach der ersten Konzerthälfte, die Vollgas durchrauschte, wurde mit einem kurzem Acoustic Set ein wenig aufs Bremspedal gedrückt. Adam Grahn an der Acoustic Gitarre, stellte sich mit seinen drei Bandmitgliedern in Reih und Glied an den Bühnenrand, um „Wow! Wow! Wow!“ sowie„Boomerang“ teilweise vierstimmig auf großartige Weise performten.
Nun ging es wieder an das leuchtende Schlagzeug und nicht minder grellen Stromgitarre. Mit einem 80er Jahre Filmsoundtrack hinterlegten Synthiesound startete „Electra“ hymnisch und endete mit einer „Top Gun“-Referenz. Immer wieder streute die Band solche Songschnippsel ein, die vermutlich nicht alle im Publikum als solche erkannten. Aber für die nicht so musikhistorisch affinen Zuschauer wurde genug Interaktion geboten, was das von Adam im Publikum gesungene „Ain’t Got Time“ bezeugte. Zusätzlich durfte ein ausgewählter Fan die Cowbell bearbeiten.
Mit „Fireman & Dancer“ bogen ROYAL REPUBLIC in die Zielgerade und fuhren mit „Tommy-Gun“ vor der Zugabe noch,al einen fulminanten Publikumssieg ein. Doch der Triumphzug sollte mit dem genialen „Lazerlove“ noch fortgesetzt werden. In kaum einer Sekunde merkte man, dass die Show krankheitsbedingt an der Kippe stand, da Sänger Adam schon seit vier Tagen Fieber herumschleppte. (Die Show am nächsten Tag in Milan musste abgesagt werden). Nicht nur ich bin ROYAL REPUPLIC unendlich dankbar, dass sie im Linzer Posthof eines der besten Konzerte der letzten Jahre abgeliefert haben, wie man im Publik merkte.
Nach bereits, während des Set des Öfteren, wohl eher für Musik-Connaisseurs eingeworfenen Snippet, von METALLICA Songs, aber auch von SLAYERs „Raining Blood“ oder IRON MAIDENs „The Number Of The Beast“, die nicht kommentiert wurden, folgte zum Schluss noch der erste Teil von „Battery“ mit der Ansage, dass die Wurzeln der Band im Metal liegen und sie daraus eine „Popband“ machten. Der Erfolg gibt ihnen Recht, da durfte zum Schluss das durchgeknallte „Rata-Tata“ den Abend auch für einen Metalhead wie mich beschließen.
Setlist ROYAL REPUBLIC:
My House
Lovecop
Getting Along
Baby
Boots
Stop Movin‘
Anna-Leigh
Back From The Dead
Full Steam Space Machine
—
Wow! Wow! Wow! (Akustik)
Boomerang (Akustik)
–
Electra
Ain’t Got Time
Fireman & Dancer
Tommy-Gun
–
Lazerlove
Battery-Medley
Rata-tata
Nach langen Schlussbekundungen, dass dies die beste Tour seit Beginn der Band war, hatte man das Gefühl, dass die Band die Bühne gar nicht mehr verlassen wollte. Die Zukunft der nächsten Shows schien zu dem Zeitpunkt ungewiss. Spätestens auf den Sommerfestivals werden ROYAL REPUBLIC aber wieder voll in ihrem Element sein, für Furore sorgen und weitere Fans für sich gewinnen.
Autor: Florian Rosenberger
Fotos: Max Wollersberger (maxomer)