spiritbox - tsunami sea

SPIRITBOX
Tsunami Sea
(Metalcore)


Label: Rise Records
Format: (LP)

Release: 07.03.2025


Wie folgt man auf ein Debüt, das einen direkt in die Konzerthallen katapultiert, wofür andere Jahrzehnte brauchen? SPIRITBOX haben mit „Eternal Blue“ ein Statement gesetzt – und mit „Tsunami Sea“ beweisen sie, dass sie nicht nur bleiben wollen, sondern auch gewachsen sind. In alle Richtungen.

Der Einstieg fällt ganz leicht. “Fata Morgana” ist ein massiver Opener, aber die wahre Größe von Tsunami Sea erschließt sich nicht sofort. Es ist ein Album, das wächst, das nachhallt, das Raum braucht. Besonders Songs wie „A Haven With Two Faces“ haben mir erst Tage später offenbart, was wirklich in ihnen steckt.

Sofort gezündet haben hingegen „Soft Spine“, „Black Rainbow“ und „No Loss, No Love“ – für mich die Höhepunkte des Albums. „Black Rainbow“ bringt kompromisslose Djent-Schwere mit großer Experimentierfreudigkeit, ohne sich in ihr zu verlieren – mein persönliches Highlight des Albums. „Soft Spine“ ist böse und dennoch präzise arrangiert. Und „No Loss, No Love“ klingt interessant durch viele technische Spielereien, bleibt aber dennoch sehr hart und atmosphärisch. Ein Song, der alles in sich trägt, was SPIRITBOX ausmacht: Härte, Stimmung, Experiment.

Und genau das zieht sich durch das ganze Album: „Tsunami Sea“ ist alles, was „Eternal Blue“ war – nur intensiver. Die Amplituden schlagen weiter aus. Wenn es hart wird, wird es härter. Wenn es weich wird, wird es weicher. Wenn es atmosphärisch wird, dann noch mehr. Die Band traut sich mehr und das hört man. Der Sound ist breiter, experimenteller, mutiger.

Nicht alles funktioniert für mich gleich gut: „Crystal Roses“ ist ein Song, der beim ersten Hören Erwartungen weckt, die nicht eingelöst werden. Ich war sicher, dass hier eine Drum’n’Bass-Eruption folgt – stattdessen bleibt der Track im Build-Up hängen. Und während das kein Problem wäre, fühlt es sich in Kombination mit dem folgenden Song „Ride The Wave“, der zwar stark ist, aber keinen Klimax braucht, wie ein kleiner dramaturgischer Bruch an. Aber das sind Nuancen und eher eine Frage des Spannungsbogens, als der insgesamten Qualität.

Denn „Tsunami Sea“ ist in sich schlüssig, eine Reise, ein Zyklus. Der Albumtitel ist nicht bloß eine Metapher, sondern ein Konzept, welches ganz klar durchscheint: wie eine Flut baut sich das Album auf, bricht, zieht sich zurück, kommt wieder. Die Songs sind Wellen – manche ruhig, manche zerstörerisch, manche beides zugleich. SPIRITBOX weben Metalcore, Djent, elektronische Elemente und Ambient-Sounds zu einem flüssigen Klangbild, das trotz aller Brüche nie seine Kohärenz oder Identität verliert.

Das Album endet mit „Deep End“. Der Song lässt alles los. Leise, entrückt und atmosphärisch schließt der Track das Album ab. Kein lautes Finale, sondern ein bewusstes Verschwinden – passend zu einem Album, das mehr fließt als kracht.

Über allem thront vor allem Courtney LaPlante. Ihre Screams sind intensiver denn je, ihre Clean-Vocals strahlen eine verletzliche Kontrolle aus, die schwer zu greifen ist – weil sie sich jeder Kategorisierung entzieht. Sie ist das emotionale Zentrum des Albums, eine ständige Reise zwischen Kontrolle und Kontrollverlust.

„Tsunami Sea“ war für mich anfangs kein einfaches Album. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man definitiv belohnt – mit einem der vielseitigsten und mutigsten Metalcore-Alben der letzten Jahre. SPIRITBOX haben die Grenzen, die sie sich selbst mit Eternal Blue gesetzt haben, gesprengt. Und das Meer, das sie damit losgetreten haben, wird noch lange Wellen schlagen.


Tracklist „Tsunami Sea“:
1. Fata Morgana
2. Black Rainbow
3. Perfect Soul
4. Keep Sweet
5. Soft Spine
6. Tsunami Sea
7. A Haven With Two Faces
8. No Loss, No Love
9. Crystal Roses
10. Ride The Wave
11. Deep End
Gesamtspielzeit: 43:40

 


Band-Links:
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SPIRITBOX – Tsunami Sea
LineUp:
Coutney LaPlante (Vocals)
Mike Stringer (Guitar)
Josh Gilbert (Bass)
Zev Rose (Drums)
9
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