Zenith
(Melodic Death Metal | Post-Hardcore)
Label: Nuclear Blast
Format: (LP)
Release: 04.04.2025
Auch wenn die britischen Modern Post-Hardcore / Metalcore Shooting Stars BLEED FROM WITHIN bereits seit 2005 unterwegs sind und ihr Debüt 2009 lieferten, bekommen die talentierten, wie symapthischen Herren in den letzten Jahre erst ihre mehr als verdiente Aufmerksamkeit. „Fracture“ (2020) etablierte die Schotten als international konkurrenzfähig und „Shrine“ ließ mit großem Schritt nach vorne eine großartige Zukunft erahnen. Und die leiten Scott Kennedy und seine Jungs eine neue Ära und ihren selbsternannten „Zenith“ ein.
Der Titel ist mutig und zugleich etwas einschränkend, wollen die Glasgower damit vielleicht sagen, besser geht nicht mehr. Zum einen ist die Vermutung in Bezug auf Songwriting und technischen Vermögen zutreffend, dennoch traue ich ihnen noch eine Steigerung zu. So kreativ und abwechslungsreich sich hier die aufstellen, können auch in Zukunft noch große Überraschungen winken. Zum anderen, klingt das schon auch etwas hochtrabend. Aber ganz ehrlich, das haben sich die Jungs durch ihre Alben und unermüdliches Touren auch verdient.
Die Band beschreibt das neue Album vorab, als das heaviesty und gleichzeitig eingängigste, aber auch mutigste der Bandgeschichte. Das kann man auch so stehen lassen. Zwar ist der recht überladene Opener „Violent Nature“ relativ sperrig ausgefallen, doch demonstrieren die Herren ihr sogleich ihr ganze Songwriting-Macht. Die Tourneen mit SOILWORK dürften inspirierend gewesen sein, spielt die Band hier Dynamik, den flotten Wechsel von harschem zu cleanen Gesang und den Einsatz von flächendeckenden Synthies und Keys besser aus denn je.
Die Soundwand ist mächtig, die Produktion noch mächtiger und die Demonstration an den Instrumenten, egal ob in der Strophe, im Refrain oder bei Solo-Parts fast am mächtigsten. Hier fließt alles wunderbar ineinander, egal ob sperrig, eingängig oder beides. Beispiel dafür ist der bereits veröffentlichte Benchmark „God Complex“. Ein erdiges Riff eröffnet, wenn Scott einsetzt, liefert er einen Mix aus Corey Taylor und Hardcore-Wut, während groovend heavy Rhythmen die Nackenmuskulatur anspannen. Im Refrain wird es hymnisch, doch der Härtegrad bleibt trotz Mitsingzwang schön hoch.
Im Kontrast dazu gibt es im düsteren „A Hope In Hell“ eine große Ladung an Synthies und Keys, die aber kaum verwässern können ob der Wucht der Gitarren und Drums. Im mächtig eingängigen Chorus gibt es einen Mix aus Modern Melodic Death Vibes und Core-Trademarks. Über die mittlerweile 15 Jahre Bandgeschichte, sind die klassischen Metalcore Elemente sowieso moderneren Elementen gewichen, dafür aber auch der Hardcore-Einfluss wieder markanter. Dissonanz und schwedische Walz-Death-Doom Riffs, die stark modernisiert tönen, sind im teils hysterischen „Dying Sun“ Trumpf und „Chains Of Death“ markiert eine gewaltige Death-Thrash Highspeed-Orgie, mit kontrastierenden Downbeat-Passagen.
Auch wenn die Jungs wahrlich keine Hilfe nötig haben, hollte man MASTODON Drummer Brann Dailor als Gastsänger für das opulente und mit epischen Chören ausgestattete „Imortal Desire“, das zum Schwelgen animiert und an die Kollegen von BLEEDING THROUGH erinnert. Außerdem gastiert Riffgewalt Josh Middleton (SYLOSIS, Ex-ARCHITECTS) im, nicht überraschend, sehr Rifflastigen und hochtechnischen „Hands Of Sin“, das aber auch nicht mit Wut geizt.
Ein weiteres Meisterstück ist das abschließende „Edge Of Infnity“. Akustik-Gitarren, filigrane Melodieführung und ein enormer Spannungsbogen leiten ein. E-Gitarren flirren. Verzweifelte, nicht minder zerbrechliche Vocals ertönen. Die Spannung steigt weiter. Es folgt eine emotionale Explosion. Harsche Vocals setzen ein, es wird heavy, wütend, aber doch majestätisch. Dann plötzlich Stille. Ein Klavier setzt ein und man setzt zur finalen Emotionsexplosion an. Am Ende wird es wieder ruhiger, die Akustik-Gitarre übernimmt und mit verzerrten Klängen, faded das Stück mit ein paar letzten Klaviertasten aus. Dann wieder Stille.
Was für ein Ritt. BLEED FROM WITHIN haben ihren (bisherigen) „Zenith“ mit ihrem siebten Werk auf jeden Fall erreicht. Aber wie Drummer Ali Richardsin betont, habe man alles an Erfahrung bisher zusammengetragen und zum stärksten Werk machen wollen. Das ist ihnen auch gelungen, soll aber nicht besagen, dass die Leiter nach oben nicht noch ein paar weitere Sprossen zu bieten hat.
Tracklist „Zenith“:
1. Violent Nature
2. In Place Of Your Halo
3. Zenith
4. God Complex
5. A Hope In Hell
6. Dying Sun
7. Immortal Desire
8. Chained To Hate
9. Known By No Name
10. Hands Of Sin
11. Edge Of Infinity
Gesamtspielzeit: 47:10