Wenn man von Metal und Stockholm spricht, dann kommen einem unweigerlich ENTOMBED und DISMEMBER in den Sinn. Klar, es gibt dort noch mehr ältere und neure Perlen, doch sollten sich Fans in Zukunft und eigentlich schon länger auch LIK mit auf den nächsten musikalischen Ausflug in die schwedische Hauptstadt auf die Sightesseing Liste packen.
So möchte ich behaupten, dass LIK, die aus (Ex-/Live/aktuelle) Mitglieder von Truppen wie KATATONIA, CARNAL FORGE, NIGHTRAGE und GRAVE bestehen, nicht nur durch die Stokholm-Schule gegangen sind, sondern den originären und authentischen Sound dieser nordischen Stadt, studiert haben.
Wüstes Thrash-Geballer, trifft hier auf starken HM2-Pedal Sound, gekonnte Melodien und viel technische Raffinesse. Traditionelle, flotte Banger wie „Deceased“, das den Horror-Death-Metal Reigen, der Zombies und Co. zum Grundthema hat, eröffnet, und die darauffolgende Verwüstung „War Praise“ geben die Marschrichtung vor. Doch mit „They“ gibt es sogleich grandiose, ins Ohr fräsende Leads und Downbeat-Parts, die an die modernere Genre-Variante der Marke ONE MAN ARMY & AND THE UNDEAD QUARTETT gemahnt.
Dazu zeigt sich Tomas Akvik, der nicht nur hier, sondern auch bei den mächtigen BLOODBATH die Axt schwingt, stimmlich als perfekte Wahl, klingt er doch wie ein Mix aus Namen wie Tompa Lindberg, L-G Petrov und eben Johan Lindstrand und brauchst sich auch absolut nicht vor diesen Größen verstecken. „Worms Inside“ geht dann aufwühlend und hektisch in die Vollen und ist inspiriert von einem Albtraum von Tomas, in dem seine Freundin von innen von Würmern aufgefressen wurde. Freud hätte da wahrscheinlich einiges dazu zu sagen.
Aber LIK behandeln nicht diese Themen des Klischees wegen, sondern machen sich da schon einige Gedanken, denn im fies schleichenden und walzenden „Morgue Rat“ die Geschichte der berüchtigten Karen Greenlee, die sich an Leichen in den 70ern verging. Darum darf mit Linnea Landstedt (TYRANEX) dem erzählten auch gesanglich noch weiblichen Nachdruck verleihen. Wütend, hysterisch und mit viel Inbrunst, brüllt die Dame hier mit und fügt sich in den LIK Sound gekonnt ein.
Ein weiterer Gastsänger ist kein geringere als Nick Holmes, der sein unverkennbares Organ dem dynamischen, aber doch auch bedrohlichen, wie eindringlichen Thrasher „In Ruins“ verleiht. Am Ende wird es im epischen, doomig daherkommenden „Rotten Inferno“, samt spoken Words des schwedischen Schauspielers Daniel Sjöberg (The Poscard Killings [2020], Beck [1997]) nochmal richtig fies. Aber nicht, bevor man mit „The Stockholm Massacre“ der Gewalt in der eigenen Heimat ein rasantes Denkmal setzt.
LIK schaffen es mühelos den Stockholm-Sound ins Hier und Jetzt zu transportieren (auch was den Sound und die Produktion betrifft), ohne die Wurzeln zu vergessen oder gar zu moderne Experimente zu wagen und schaffen dabei doch auch viele überraschende Details neben den geliebten Trademarks zu etablieren und schicken sich als Thronfolger für das umkämpfte Gebiet an. Da aber viele der genannten Bands noch lange nicht ans Abdanken denken, darf man den Todes-Kronprinz Schwedens hier und jetzt schon mal in so manch Amt und vor allem auf die Bühnen Europas heben.
Autor: Max Wollersberger
Tracklist „Necro“:
1. Deceased
2. War Praise
3. They
4. Worms Inside
5. Morgue Rat
6. Shred into Pieces
7. In Ruins
8. The Stockholm Massacre
9. Fields Of Death
10. Rotten Inferno
Gesamtspielzeit:
Band-Links: