
Civitas Solis
(Neofolk | Dark Folk | Wave)
Label: Trisol Music Group
Format: (LP)
Release: 25.04.2025
Schon zu Beginn der Reise von ROME, drehen sich die Texte vorrangig um das Schicksal Europas. Ein Thema, das seit einigen Jahren präsenter und unsicherer denn je ist…
„War is casting its dark shadow over Europe again, as the twenties of this century seem to echo the interwar years, when another world war was looming. Today Ukraine is ablaze from daily Russian attacks, while Europe stands divided on how to position itself in this conflict that often seems like the herald of a far bigger catastrophe to come“
Kein Wunder, dass der sympathische Luxemburger mit Punk-Hintergrund in seinem Neo-Folk/Singer-Songwriter Project auch viel zu sagen hat. Schon der Vorgänger „Gates Of Europe“ behandelte den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, bannte das Leid der unschuldigen Bewohner*innen in musikalischer Form und regte zum Nachdenken an. Nach diesem musikalischen wie inhaltlichen Meisterwerk legte Jerome mit „World In Flames“ eine nicht minder interessante EP nach und hat nun zum 20. Jubiläum gleich drei Releases angekündigt. Neben einer einem Best-Of und dem zweiten Teil der „Dublin Session“, geht er noch weiter in die Tiefe mit seinem nun 18. Studio-Album „Civitas Solis“, angelehnt an den Sonnenstaat, der ersten politischen Utopie, geschrieben von Tommaso Campanelle im Jahre 1603.
Also schon der Titel gibt ersten Denkanstoß, dem folgt sogleich das eindringliche „La France Nouvelle“, das mit eindringlicher Percussion, traurigen Akustik-Gitarren und der rauen Stimme von Jerome sofort ins Mark fährt. Deprimierend und melancholisch, aber auch hoffnungsspendend zeigt sich dann „In Brightest Black“, welches wunderschöne Melodien mit prägnant gespielten Trommeln überzeugt. Jerome singt hier hypnotisierend, gibt seiner Stimme immer wieder Raum und frisst sich mühelos ins Gehirn.
Auch wenn man eine gewisse hypnotische Atmosphäre aufbaut und ROME sich weiterhin im eigenen Metier befindet, wird Abwechslung großgeschrieben und auch neue Details kommen immer wieder zum Vorschein. Hoffnungsschwanger klingt das verträumte „Tomorrow We Live“, wohingegen „Food For The Power“ mit militärischer Präszision und düsten Electro-Elementen bedrohlich über uns schwebt. Der Titel wird mehrstimmig skandiert.
Überraschend sperrig wirkt zwar „Bring Me The Head Of Romanez“ mit NDH-Vibe, erdrückenden Synthies und düsterer Cello-Untermalung. Ein Ausnahmetrack, der außerdem durch die militärische Percussion noch mehr an Gewalt gewinnt und noch lange nachhallt.
Ob traditionelle Singer-Songwriter, Neofolk, Chanson oder Dark-Wave, im Universum von ROME ist alles möglich und wird oft auch gekonnt kombiniert. Dennoch thront über allem Jeromes eindringliche Stimme, die alles zusammenhält. Da sei auch die Hymne „Ad Vindicta“ in der man richtig schwelgen möchte, ebenso wie das Synth-Wave Stück „By Tradition“ mit seinen immer wieder im nachdrücklich geflüsterten „muss es sein, muss es sein – es muss sein“ als Beispiel für den Abwechslungsreichtum erwähnt. Aber eigentlich gibt es hier sowieso keinen Ausfall oder schwächeren Song. Jedes Stück hat seinen eigenen Charme, wirkt unglaublich lebendig, zeitlos und überaus relevant. „Jupiter“ geht mit wunderschönen Keyboard-Melodien unter die Haut, Jerome setzt seine Vocals beherzt, „Men Against Time“ entfacht innerlich ein Lagerfeuer und das Album wird mit alter Marschmusik nachdenklich beschlossen.
Bevor hier der Rahmen noch weiter gesprengt wird, lege ich dieses Meisterwerk allen mutigen Musikliebhaber*innen ans Herz und kann Fans hier sowieso einen Pflichtkauf nahelegen. „Civitas Solis“ trifft den Nerv der Zeit, ist aktuell wie nie und doch zeitlos.
Autor: Max Wollersberger
Tracklist „Civitas Solis„:
1. La France Nouvelle
2. In Brightest Black
3. Tomorrow We Live
4. Food For Powder
5. Ad Vindicta
6. By Tradition
7. Dannazione
8. Bring Me The Head Of Romanez
9. The Western Wall
10. White Flags
11. Jupiter
12. Mar’yana
13. Men Against Time
14. Herculaneum
Gesamtspielzeit: –