Persönlich dachte ich ja, dass die deutschen Hardcore Recken von TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN schon länger ihr brutales Unwesen treiben, doch feiert die Band mit ihrem dritten Album „Karma“ – erst – ihr zehntes Jubiläum.
35 Sekunden, so lange dauert dann der Opener „Nerv“, der einen anspringt wie die menschenfressenden Löwen von Tsavo, im 90er Jahre Film „Der Geist und Die Dunkelheit“, übrigens mit dem gerade verstorbenen Val Kilmer in der Hauptrolle. Aber zurück zum deutschen Hardcore Sextett, dass sich wütend gibt, wie selten seit ihrem Debüt aus 2014, denn auch der Titeltrack „Karma“ liefert wuchtige, ordentlich dem NYHC geschulte Kost, der nzum Mitgröhlen einlädt.
Auch textlich gibt es hier alles andere als Schonkost, wie dann gleich „Sturm“ und auch „Verstand“ unter Beweis stellen, die gegen die soziale Ungerechtigkeit, Intoleranz und diverse die Gesellschaft zersetzende Verhaltensweisen Sturm laufen. TLUF bezeichnen „Karma“ als Konzeptalbum, das Ursache und Wirkung in den Mittelpunkt stellt. Zwar bedienen sie sich dabei nicht wirklich immer einer feinen lyrischen Klingen, und so wird’s dann manchmal doch plakativ und pathetisch, aber bei manchen Themen kann es dann auch schon ruhig einmal der Vorschlaghammer sein, um auf Probleme hinzuweisen.
2021 gab es eine LineUp Erweiterung im Hause TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN und so nahm neben Sänger Matthias ein gewisser Dennis aka Sergeant D (ex-BRIGHTSIDE, ex-STILL SCREAMING und ex-RYKER’S) die Rolle als zweiter Sänger ein und war dann 2022 erstmals auf der „Fokus“-EP zu hören. Die Beiden harmonieren nicht nur einwandfrei an den Mikros, sondern verleihen durch das gekonnte Wechselspiel und den zusätzlichen Druck, den Songs doch einiges an zusätzlicher Dynamik, die zum Beispiel in „Bilanz“ besonders gut zur Geltung kommt.
„1,2 oder 3, letzte Chance vorbei“ – Dieser Satz aus der seit den 80er Jahren äußerst beliebten Quizshow für Kinder wird dann gekonnt in das brutale „Urteil“ verpackt und lässt einen doch ein wenig Schmunzeln, bevor „Vergebung“, kurz langsamere und instrumentale Töne anschlägt. Quasi um den Weg, für die brutale Breitseite gegen Rechts mit dem klingenden Titel „Stein“, der sprichwörtlich keinen über den anderen lässt, zu ebnen.
„Familie“ verneigt sich dann elegant vor MADBALL, glänzt mit eingängigen Gangshouts und beschwört recht klassisch den Zusammenhalt innerhalb der Hardcoreszene, ähnlich wie das abschließende „Zeit“, das eher punkig loslegt und dabei an – die Godfather of Hardcore – AGNOSTIC FRONT gemahnt.
Klar, hier ist man nicht sonderlich innovativ unterwegs und wird wohl keinen Blumentopf für bahnbrechende Kreativität gewinnen, aber TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN verstehen ihr Handwerk und machen aus „Karma“ eine dem vorherrschenden Zeitgeist geschuldete, wütende Hardcorescheibe, die den vorhandenen Zorn auf die Welt kanalisiert und somit zurecht vielerorts in der Dauerschleife laufen wird.
Tracklist „Karma„:
1. Nerv
2. Karma
3. Sturm
4. Verstand
5. Waffe
6. Bilanz
7. Dämon
8. Urteil
9. Vergebung
10. Stein
11. Familie
12. Ignoranz
13. Judas
14. Real
15. Stern
16. Zeit
Gesamtspielzeit: 38:50
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