Jede Jahreszeit hat so ihre eigenen Reize, aber der Sommer hat es mir ganz besonders angetan. Neben Eis essen und am See liegen, gibt es aber noch einen weiteren Grund, warum dies meine Lieblingszeit ist. Richtig! Festivals soweit das Auge reicht. So nahmen wir auch dieses Jahr die knapp 400 Kilometer in Angriff in das beschauliche Vizovice in Tschechien, um erneut beim Masters Of Rock dabei zu sein. Auch wenn das LineUp uns dieses Jahr nicht so aus den Socken haute, hat es inzwischen eine fast 20 jährige Tradition, dass die Earshot Crew bei diesem feinen viertägigen Rock Event dabei ist.
Die Anreise lief problemlos ab, da man den Weg inzwischen recht gut kennt und auch die Infrastruktur in Tschechien immer besser wird. Stress hatten wir auch keinen, da leider die erste interessante Band ORPHANED LAND, die um 14 Uhr hätte spielen sollen absagte und bis am Abend nichts Aufregendes auf uns wartete. Routiniert wurden die Zelte aufgebaut, der Wohnwagen eingerichtet und die Luftmatratzen aufgeblasen, ehe man das erste hochverdiente Getränk auf der Wiese genoß. Die erste Änderung, die von den Veranstaltern angekündigt wurde, war der Security Dienst, der nun das erste Mal am Campingplatz patrouillierte und den Leuten mitteilte ,wie man parken sollte. Kommunikation eher mangelhaft, da man des tschechischen eher mäßig mächtig, während die Securities eben nur diese Sprache beherrschten und da auch alles frei war auf den Wiesen war das Ganze somit eigentlich unnötig.
So begaben wir uns erst am frühen Abend auf das Gelände, um den Italienern von RHAPSODY Of FIRE zu lauschen. Doch vorher noch schnell die Bändchen organisiert, die heuer mit digitalen Chips ausgestatten waren, da man das Bargeld am Infield abschaffte. Eigentlich eine gute Idee, aber an der Ausführung sollte dann doch noch gearbeitet werden, da doch nicht alles klar kommuniziert wurde. Doch dazu später mehr.
Pünktlich um 19 Uhr betraten Keyboarder, Muskelpaket und Mastermind Alex Staropoli und seine vier Mitstreiter die Bühne. Bei leichtem Regen und vor sehr vielen Feierwütigen vor der Bühne, zogen die Musiker souverän ihr Ding durch. Es ist schon eine Weile her, dass ich der Band beiwohnen durfte und zwischenzeitlich konnte es auch passieren, dass man den Überblick verlor, da sich das Mitglieder-Karussell unglaublich schnell gedreht hat und es ja noch eine andere Inkarnationen gibt, die fast dem selbe Namen tragen und ehemaligen Mitgliedern bestehen. Doch dieses Thema sollte man nicht zu sehr vertiefen und so begeisterte der fast 40-jährige Giacomo Voli am Gesang von Minute eins weg. Zur Unterstützung und um den Songs noch das gewisse Etwas zu geben, verstärkten sich RHAPSODY OF FIRE mit der Philharmonie aus Zlín. Die Kracher vom wohl stärksten Album „Symphony Of Enchanted Lands II – The Dark Secret“, das inzwischen auch schon 20 Jahre am Buckel hat, funktionierten live nach wie vor ausgezeichnet. Das ausufernde „Unholy Warcry“, das grandiose “The Magic Of The Wizard’s Dream” im eingespielten Duett mit dem verstorbenen Christopher Lee oder „Dawn Of Victory“ aus den Anfangstagen sorgten für ausgelassene Stimmung. Auch die Unterstützung aus dem klassischen Bereich funktionierte perfekt. Nach 70 Minuten verabschiedeten sich die Herren auch schon wieder und machten Platz für eine etwas schnellere Truppe.
Nun waren die britischen Power Metaller von DRAGONFORCE an der Reihe. Dass die Band ein Faible für nerdiges Zeug hat, zeigte sich auch am üppigen und spektakulären Bühnenbild, das von zwei Drachen und zwei riesigen Spielautomaten geschmückt wurde, auf denen unter anderem Spiele wie Street Fighter oder Double Dragon liefen.
Auch das Intro aus dem Film „Tron; Legacy“ unterstreicht diese Vorliebe zum Kultigen. Danach betrat die Band die Bühne und eröffnet das Set fulminant mit „Ashes Of The Dawn“. Es folgte ein energiegeladener Auftritt mit viel Bewegung seitens der Bandmitglieder. Herman Li und Co. nutzen dabei auch die Automaten, um darauf zu stehen, cool zu posen und ihre musikalischen Künste eindrucksvoll zu präsentieren. Während „Power Of The Triforce“ flog ein Plüschhuhn von Sänger Marc Hudson ins Publikum, welches er nach dem Song unbedingt wieder zurückhaben wollte. Es drehte einige Runden und kehrte am Ende der Nummer tatsächlich wieder zur Bühne zurück.
Bei „Space Marine Corp“ motivierten die Musiker das Publikum sogar zu einem kleinen Workout. Darüber hinaus wurden mit „My Heart Will Go On“ von Céline Dion und „Wildest Dreams“ von Taylor Swift zwei Cover Songs gespielt. Wer DRAGONFORCE nicht kennt, jedoch aber Brawl Stars spielte, dem dürfte „A Draco Tale“ bekannt vorkommen, das aus einer Zusammenarbeit mit dem Spiel hervorging. Auch Fans der ersten Alben, noch bevor Marc Hudson zur Band stieß und damit ZP Theart ersetzte, kamen auf ihre Kosten. So wurden „Soldiers Of The Wasteland“, der Überhit „Fury Of The Storm“, „Valley Of The Damned“ und abschließend die Hochgeschwindigkeits Nummer „Through The Fire And Flames“, bei dem sich viele einst in Guitar Hero 3 die Finger wundspielten, performt.
So endete ein kraftvoller und schweißtreibender Auftritt, der dem Publikum sichtlich Freude bereitete.
Setlist DRAGONFORCE:
1. (TRON Legacy (End Titles))
2. Ashes Of The Dawn
3. Cry Thunder
4. Power Of The Triforce
5. Soldiers Of The Wasteland
6. Space Marine Corp
7. Fury Of The Storm
8. Doomsday Party
9. Valley Of The Damned
10. My Heart Will Go On (CÉLINE DION)
11. Wildest Dreams (TAYLOR SWIFT)
12. A Draco Tale
13. Through The Fire And Flame
Der Hauptslot gehörte an diesem Tag den Finnen von APOCALYPTICA, die bereits zum vierten Mal am Masters Of Rock aufspielten und hier gern gesehene Gäste sind. Seit über 30 Jahren gibt es die drei Herren an ihren Cellos bereits und sorgten mit ihrem Talent für Begeisterung und staunende Gesichter. Bekannt wurden Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen und Perttu Kivilaakso 1996 mit ihren instrumental Versionen von METALLICA Songs. Auch wenn die Herren über die Jahre viele tolle Hits kreierten, auch mit so manchem Gastmusiker oder auch Sänger, entschied man sich diesmal ausschließlich METALLICA zu huldigen. Meiner Meinung nach wäre eine Mischung interessanter gewesen, doch auch als reine Cover-Band überzeugte man die Anwesenden Leute. Das Konzert wurde cineastisch mit Ennio Morricones „Ecstasy Of Gold“ eingeläutet. Ein Gänsehaut Moment, nicht nur für Western Fans. Das Bühnenbild war wie gewohnt schlicht und so saßen die Herren in schwarz gekleidet auf der Bühne, nur unterstützt durch ihren Schlagzeuger Mikko Sirén.
So kämpfte man sich durch den Songkatalog der Kollegen. Es folgten die üblichen Highlights wie „Battery“, „Master Of Puppets“ oder „Enter Sandman“, die jeder kannte und die auch ohne Gesang gut funktionierten. Mit Ansagen hielt man sich zurück und sorgte natürlich mit „Nothing Else Matters“ für den lautesten Zuspruch. Doch auch ein paar Schmankerl versteckten sich in der Setlist. „The Call Of Ktulu“ gefiel mir am besten, während „St. Anger“ wohl für gemischte Gefühle sorgte. 90 Minuten ohne Gesang sind lange und so zog sich der ein oder andere Moment etwas. APOCALYPTICA machten ihre Sache gut, doch etwas eigenes Material oder einen Sänger* hätten das ganze etwas aufgelockert und für mehr Stimmung gesorgt.
Setlist APOCLYPTICA:
Ecstasy Of Gold (ENNIO MORRICONE)
Ride The Lightning
Enter Sandman
Creeping Death
For Whom The Bell Tolls
Battery
The Call Of Ktulu
St. Anger
The Four Horsemen
Blackened
Master Of Puppets
Nothing Else Matters
Seek & Destroy
One
Weit nach Mitternacht verließ man erschöpft das Areal und erklomm den steilen Hügel zum Zelt um in die nicht ganz so weichen Federn zu fallen. Das Wetter, die lange Anreise und sonstige Strapazen forderten ihren Tribut und so verzichtete man auf den Gig von PAIN um am nächsten Tag in alter Frische erneut den harten klängen zu lauschen.
Autor: Andi Wollersberger & Benjamin Staudacher