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AMORPHIS
Borderland
(Heavy Metal | Hard Rock)

 


Label: Reigning Phoenix Music
Format: (LP)

Release: 26.09.2025


Es gibt im Melodic Death Metal ganz wenige Bands, die einen derartigen Status wie die Finnen von AMORPHIS genießen. Mit dem neuesten Output „Borderland“ umfasst der Backkatalog der Band bereits 15 Alben, unter denen sich absolute Genremeilensteine wie „Tales From The Thousand Lakes“ befinden. Daher genug gesagt zur Geschichte, wer AMORPHIS nicht kennt, sollte schnellstens Metal Nachhilfeunterricht nehmen.

Nun ist das immer so eine Sache mit Urgesteinen eines Genres. Wenn eine Karriere sich über so viele Jahre spannt, ist eine gewissen Stiländerung nur normal und nachvollziehbar. Niemand will dasselbe Album immer und immer wieder schreiben. AMORPHIS haben sich verändert und das ist auch gut so. Das mag kontrovers sein, aber rein vom künstlerischen Aspekt her gesehen absolut wünschenswert. Es muss aber nicht jede/-r Hörer*in mit dieser Entwicklung mitgehen und gut finden, was uns die Finnen in den letzten Jahren, oder auch gerade jetzt mit „Borderland“ vorlegen.

Die zehn neuen Songs sind für Oldschool Fans schon wirklich harte Kost, das muss ehrlich festgehalten werden. Dass Tomi Joutsen inzwischen hauptsächlich auf eine cleane Singstimme setzt ist nicht nur schlecht. Man kann mehr Shouts vermissen, aber der Frontmann macht seine Sache gut, hat eine wirklich prägnante Singstimme mit großem Wiedererkennungswert.

Was auf „Borderland“ aber wirklich nicht hätte sein müssen, ist eine teils schon fast anbiedernde Poppigkeit in den Refrains. Ausladende und melodiöse Refrains sind große Kunst, aber nicht cheesy zu werden, ist die Meisterklasse. Und an der scheitern Amorphis auf ihrem neuesten Output etwas zu oft. Die ersten drei herausgebrachten Singles eignen sich bestens als Referenz zur oben geäußerten Meinung:

„Light And Shadow“ als erste veröffentlichte Single ist von der Gesangsmelodieführung tatsächlich ein Popsong und war daher eher ein erster Schockmoment. Bis auf selten eingesetzte Doublebass, ein paar Shouts und ein tolles Solo sucht man die Metalelemente vergebens. Die Glockenklänge vom Keyboard tun ihres dazu und stellen den Sound von AMORPHIS in eine Mainstreamecke.

Es folgte „Bones“ mit coolem typischen AMORPHIS Intro. Dicke Gitarren und der eigene orientalische Touch leiten einen geshouteten Verse ein. Hier regiert tatsächlich der Metal und der gesungene melodische Refrain fügt sich gut ein. Der Song ist bei weitem der Beste der drei Singles und ließ gutes hoffen.

Mit „Dancing Shadow“ gab es dann noch einen Track vorab. Er beginnt langsam und getragen mit den Gitarren stark im Hintergrund. Joutsen bewegt sich wie immer hauptsächlich im cleanen Gesangsbereich. Dem Song fehlt es jedoch konstant an Power. Man denkt, dass nach dem ruhigen Verse vielleicht der Refrain abhebt, aber irgendwie schaffen es AMORPHIS auch da nicht wirklich Härte und Drive hineinzubekommen. Es ist irgendwie bezeichnend, dass das Solo vom Keyboard kommt, auch wenn es an sich nicht schlecht ist, und vor allem die Interaktion danach mit den Gitarren sich toll anhört. Alles in allem zündet der Song nicht und bleibt stecken.

Das Album startet mit „The Circle“ gewohnt melodisch. AMORPHIS haben über die Jahre ihren charakteristischen Sound entwickelt und einen absoluten Wiedererkennungswert. Die Strophen im Opener sind auf der melodischen Seite und Joutsen singt clean, bevor es in einen langsamen Refrain geht. Das Tempo ist sehr stark zurückgenommen und das Keyboard überaus präsent. Und doch schleicht sich das Gefühl ein, welches dann während des gesamten Albums immer mehr zunimmt. „The Circle“ ist beileibe nicht schlecht, aber der Song bleibt nicht hängen und man hat das Gefühl, dass er nicht recht zünden mag.

„Fog To Fog“ bringt den AMORPHIS eigenen folkloristischen Touch mit. Die Gitarren braten endlich etwas präsenter und begleiten Joutsen. Der Refrain ist melodisch mit guter Hook. Man würde sich wünschen, dass die Band mehr in dieser Richtung gearbeitet hätte. Der Track ist definitiv einer der, wenn nicht der stärkste des Albums und vereint die Stärken der grandiosen Band.

Auch „The Strange“ ist auf der melodischen Seite, aber mit typischem AMORPHIS Charakter. Der Refrain ist endlich einmal prägnant und wenn die Doublebass mit den tollen Rythmusgitarren vereint Atmosphäre erzeugt, ist das große Klasse.

Während „The Lantern“ noch guten Groove mitbringt und der Refrain direkt ins Ohr geht, stecken Songs wie „Tempest“ „Borderland“ oder „Despair“ eher im Mittelmaß fest.

Alles in allem ein durchwachsenes Album, welches einiges an Kontroversen hervorbringen wird. Viele Leute werden die „neuen“ AMORPHIS lieben und genauso viele werden dem neuen teils poppigen Sound eher wenig abgewinnen können. Aber gerade solche Diskussionen beleben die Metallandschaft und zeigen auch die Vielfältigkeit des gesamten Genres.

Autor: Michael Wimmer


Tracklist „Borderland“:

1. The Circle
2. Bones
3. Dancing Shadow
4. Fog To Fog
5. The Strange
6. Tempest
7. Light and Shadow
8. The Lantern
9. Borderland
10. Despair
Gesamtspielzeit: 49:38

 


Band-Links:

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AMORPHIS – Borderland
LineUp:
Olli-Pekka Laine (Bass)
Jan Rechberger (Drums)
Esa Holopainen (Guitars)
Tomi Koivusaari (Guitars)
Santeri Kallio (Keyboards)
Tomi Joutsen (Vocals)
7
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