Ich bin ja schon seit Jahren Gast im Röda. Aber was sich 2025 programmtechnisch abspielte, war schon gewaltig. Angefangen bei den ausverkauften Shows von HEAVYSAURUS und TITO & TARANTULA über coole Underground-Gigs von ALPHAWHORES aus Panama bis hin zu absolut kultigen Ereignissen mit THE GODFATHERS, ULI JON ROTH oder GIRLSCHOOL gemeinsam mit ALCATRAZZ. Da hat sich die Röda-Mitgliedschaft zumindest für mich mehr als rentiert, denn die vergünstigten AK-Preise liegen oft deutlich unter den Vorverkaufstickets. Vor allem aber ist es das lässige Flair der Location, die – wie auch das Kulturzentrum d’Zuckerfabrik in Enns – selbst im Vergleich zu Wien eine Seltenheit darstellt.
Am Abend des 13. Dezembers durften nun VULVARINE, der österreichische Export einer Frauenrockband, ihre Fast Lane Tour abschließen, die sie 2025 quer durch Europa geführt hatte. Mit im Gepäck hatten sie in Steyr die, wie immer unglaublich energetischen, IGEL VS. SHARK, sowie den lokalen Support in Form der STONED PONYS – sodass an diesem Abend eigentlich nichts schiefgehen konnte.
Die STONED PONYS gibt es in ihrer aktuellen Besetzung bereits seit über 20 Jahren, und sie gehören irgendwie fast schon zum Inventar des Röda. Genauso wie ihre Fans der ersten Stunde, die nach wie vor bei jedem Konzert in der ersten Reihe stehen und lautstark die Songs mitsingen.
Die langjährige Freundschaft innerhalb der Band und die jung gebliebene Leidenschaft für den guten alten Rock ’n’ Roll überzeugen live nach wie vor. Gitarrist William Cojones zeigte bei seinen Riffs und Soli eine gehörige Portion Eier, wobei ihn sein Instrumentenkollege Balla Balla Ballarino tatkräftig unterstützte. Das Rhythmusfundament von Bassist Iceman alias „Mr. Obercool“ und der wie immer lässiger als erlaubt agierende Schlagzeuger Burt Bombast saß an diesem Abend wie angegossen.
Sänger Mike Mayhem führte gelungen durch das Set, das sich aus Songs der letzten EP „Gonzo“ sowie weiteren Klassikern der Band zusammensetzte. Der Frontmann nahm sich mit seinen Ansagen sympathischerweise selbst nicht zu ernst, und gesangstechnisch ließ er ohnehin nichts anbrennen. Die STONED PONYS lieferten einen engagierten Gig ab, den ich in dieser Souveränität gar nicht erwartet hätte, und zeigten eindrucksvoll, dass mit ihnen immer noch zu rechnen ist.
IGEL VS. SHARK hatten mich bereits 2018 im RÖDA mit ihrem Auftritt geflasht. Im Oktober 2024 waren sie erneut in Steyr zu Gast, und im April 2025 zog ich sie mir dann noch im Raw’s Diner im Rahmen des Stormrage Festivals rein. Die Energie und der Sound von Gitarre und Bass sind einfach unglaublich. Wo viele Bands gemütlich dahinrocken, geben IGEL VS. SHARK einfach alles. Auch gesanglich liefern Gitarrist Lux und Bassistin Julia derart ab, dass es eine wahre Freude ist. Schlagzeuger Lukas hält die beiden Energiebündel zusammen, die auch schon einmal mitsamt ihren Instrumenten im Publikum einen Circle Pit starten. Songs, Sound und Attitüde – IGEL VS. SHARK machen alles richtig, was man als Band richtig machen kann. Das Power-Trio sorgte auch an diesem Abend für eine überragende Stimmung.
Mit der Publikumsresonanz taten sich die mit hohen Erwartungen angekündigten VULVARINE im Verlauf ihres Sets etwas schwerer. Die Band besteht aus Profimusikerinnen, die ein erfolgsversprechendes Konzept konsequent verfolgen. Der Kernformation, bestehend aus Sandy Dee an der Gitarre, Robin Redbreast am Bass und Bea Heartbeat am Schlagzeug, merkt man den Willen an, das professionelle Niveau der Band weiterzuführen.
Das Erbe von Originalsängerin Suzy Q, die auch die Alben „Unleashed“ und „Fast Lane“ eingesungen hat, anzutreten ist kein leichtes Unterfangen, da diese nicht nur stimmlich, sondern auch mit beeindruckender Bühnenpräsenz überzeugte. Mit der erst seit September 2025 offiziell ernannten neuen Sängerin Lauree Blaze soll diese Lücke geschlossen werden. Leidenschaft und Energie sind ihr definitiv anzumerken, und ich wünsche VULVARINE, dass sie ihren eingeschlagenen Weg erfolgreich weiterverfolgen können.
Die aktuelle Rhythmusgitarristin lieferte solide ab, muss sich aus meiner Sicht jedoch noch stärker ins Bandgefüge integrieren, damit die Band künftig wie aus einem Guss auftreten kann. Gute Laune erzeugten VULVARINE im Röda aber trotz der noch nicht ganz eingespielten Formation. Neben den Songs der bereits erwähnten Alben muss man besonders vor der richtig geilen Coverversion von „Cheri Cheri Lady“ den Hut ziehen.
Setlist VULVARINE:
The Drugs, the Love and the Pain
Good Time
Demons
Fool
Dark Red
Equal, Not the Same
Don’t Need Your Help
Wasted
Ancient Soul
Polly the Trucker
Alright Tonight
Animal
Bad Medication
White Pricks
Cheri Cheri Lady (MODERN TALKING)
Heads Held High
Randy Haze
Rock Bottom
Solche Konzertabende im RÖDA darf es aus meiner Sicht jedes Wochenende geben. Die Fast Lane Tour war ein voller Erfolg und wir freuen uns auf weitere Konzerte dieser Art!
Autor: Florian Rosenberger
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