Inhumanity
(Melodic Death Metal)
Label: Listenable Records
Format: (LP)
Release: 2003
Kaum ist der Titel zum „Album des Jahres 2003“ (möglicherweise etwas vorschnell) an das neue Machtwerk von CHILDREN OF BODOM vergeben worden, so trudelt mir doch tatsächlich eine CD ins Haus, die meine Entscheidung beinahe über den Haufen zu rennen droht – die Rede ist von „Inhumanity“, dem mir hier vorliegenden Debüt der Finnen von MORS PRINCIPIUM EST.
Gegründet 1999, konnte das Sextett gleich mit dem dritten Demo einen Deal bei Listenable Records ergattern, was angesichts der Tatsache, dass man bereits jetzt mühelos mit sämtlichen Kreationen der Mannen um Alexi Laiho mithalten kann, auch kein sonderliches Wunder ist (und ich dem Label definitiv vorgehalten hätte, hätten sie diese Chance verpasst). Es mag vielleicht Blasphemie gleichkommen und zu gewissem Teil auch anmaßend erscheinen, aber CHILREN OF BODOM haben meiner bescheidenen Meinung nach zumindest drei Alben gebraucht, um ihren Stil zu perfektionieren, um ihren Zenit zu erreichen – MORS PRINCIPIUM EST haben vorgezeigt, dass es auch anders – schneller – geht. Zweifelsohne sei dahingestellt, ob die junge Band es schafft, das hohe Qualitätslevel durchgehend zu halten und auch weiterhin in der obersten Liga mitzuspielen, Fakt ist jedoch, dass ihnen mit „Inhumanity“ ein Album gelungen ist, welches nicht nur in Punkto spielerischer Perfektion mühelos an „Hatecrew Deathroll“ anschließen kann (und das betrifft auch die Soloarbeit, unglaublich aber wahr), sondern auch in Hinsicht Songaufbau, Struktur, Wiedererkennungswert und Abwechslungsreichtum absolut punkten kann, zu gewissen Teilen wissen MORS PRINCIPIUM EST sogar etwas mehr als ihre Landskollegen zu gefallen, da auf „Inhumanity“ die Keyboard-Parts zwar ähnlich dezent wie auf „Hatecrew Deathroll“ gesetzt werden, dafür aber noch einen Tick songdienlicher in die Grundstrukturen eingebaut wurden. Hinzu kommt eine bewunderswerte, herausragende Rhythmus- aber (und vor allem) auch Soloarbeit seitens der beiden Gitarristen Jori und Jarkko (allerdings abgesehen von den Leadpassagen nur selten in oberen Geschwindigkeitsstufen), welche nicht nur an das Können von Alexi Laiho anschließen können, sondern stellenweise auch an neuere CARCASS („Heartwork“ / „Swansong“) erinnern, zumal auch Fronter Ville mit einer tadellosen Mischung aus fiesem, hinterhältigen Gekreische (Alexi Laiho) und an Jeff Walker erinnerndes Geschreie aufwarten und überzeugen kann.
Trotz allem spielerischen Können ist es der Band jedoch gelungen, zu keinem Zeitpunkt über das Ziel hinaus zu schießen oder gar den roten Faden zu verlieren, vielmehr gehen sämtliche Kreationen als durchdachte, zielgerichtete Meisterwerke durch, welche frisch und unverbraucht, aber auch eingängig dargeboten werden, und somit zu keinem Zeitpunkt anstrengen, dafür aber vielmehr zum Hinhören animieren, mitreißen und begeistern.
Glücklicherweise wurden auch in Punkto Produktion keine Mühen seitens des Labels gescheut, das finnische Tico-Tico Studio scheint sich jedenfalls als passend entpuppt zu haben, die Produktion erinnert ebenfalls stark an jene von den Spätwerken CARCASS‘ und CHILREN OF BODOM, weiß, keinem Instrument den Vortritt zu geben, gleichzeitig aber auch Augenmerk auf jeden musikalischen Aspekt zu legen und richtig platzierte Schwerpunkte zu setzen. Einzig und allein das Covermotiv weiß mich nicht vom Hocker zu reißen, aber angesichts eines derart gelungenen Debüts wollen wir hier mal nicht so streng sein.
Abschließend kann ich Listenable nur zu diesem Glücksgriff gratulieren und für die Band persönlich hoffen, dass dieses hohe Level – welches zudem auch noch ohne jegliche Ideenabkupferung auskommt – auch in Zukunft gehalten werden kann, denn dann wird man sich wohl nicht nur auf noch bessere Werke gefasst machen können, sondern CHILDREN OF BODOM auf eine neue, harte (und unerwartete) Konkurrenz.
Tracklist „Inhumanity“:
1. Another Creation
2. Eternity´s Child
3. In My Words
4. Inhumanity
5. D.I.B.
6. The Lust Called Knowledge
7. Oblivion
8. Life In Black
9. Last Apprentice
10. Into Illusion
Gesamtspielzeit: 38:33