Auch wenn ich dem Power Metal in letzter Zeit generell nicht sehr gewogen bin (viel zu viel Durchschnitt, alte Helden sind 100%ig berechenbar, usw. usf.): BRAINSTORM begeistern mich immer mehr. Die Band aus meiner schwäbischen Heimat ist im positiven Sinne eine Konstante für knackige Edelstahl–Songs mit stets treffsicheren Hooklines und Riffs, einer kraftvollen Stimme und einem makellosen Sound. Zwar bedienen sich BRAINSTORM nach wie vor teilweise recht ausgiebig bei HELLOWEEN („The Leading“), PRIEST („Dying Outside“) und MAIDEN („Nunca Nos Rendimos“), echte Eigenständigkeit wahrt man sich allerdings mit dem zwingenden Opener „Highs Without Lows“, der „Trinity Of Lust“ – Trilogie (Track 6 – 9) und dem kommerziellen „Fading“.
Der größte Reiz der Band besteht jedoch erneut darin, dass auf dem hinreichend langen Longplayer kein minderwertiges Füllmaterial zu finden ist. Ausnahmslos jeder Song überzeugt, wenn auch mit gelegentlichen Abstrichen: „Shiva’s Tears“ ist ein episches Sahnestück, wird allerdings mit einem recht oberflächlichem Intro aus orientalisch angehauchten Keyboard-Klängen eingeleitet, die dem nachfolgenden „Fornever“ wesentlich besser stehen. Sänger Andi ist stimmlich recht nahe an Dickinson dran, was als Kompliment, nicht als Vorwurf zu verstehen ist.
Erste Anzeichen einer Gesundschrumpfung des inflationären Power Metal-Angebots werden allmählich spürbar, zusammen mit ANGEL DUST werden BRAINSTORM diese jedoch unbeschadet überstehen, um danach die kreativen Scheintoten von HELLOWEEN und GAMMA RAY zu beerben.
Tracklist „Soul Temptation“:
1. Highs Without Lows
2. Doorway To Survive
3. The Leading
4. Nunca Nos Rendimos
5. Fading
6. Shiva’s Tears
7. Fornever
8. Soul Temptation
9. Dying Outside
10. To The Head
11. Rising
Gesamtspielzeit: 56:26