Too Fast For Love
(Hard Rock)
Label: Universal
Format: (LP)
Release: 1982 | 2003
82 ist ein guter Jahrgang. Das weiß ich, seitdem ich in diesem Jahr das Licht der Welt erblickt habe und werde bis heute nicht müde es zu betonen.
Ein Album aus dem Jahre 1982 bekommt man nicht all zu oft zu besprechen, was angesichts dieses neu aufgelegten Klassikers eigentlich eine Schande ist. THE DARKNESS, der Welt neue Lieblings-Tunten-Hardrock-Band, kann glatt einpacken gegen das, was einem hier geboten wird.
21 Jahre ist es nun also her, dass „Too Fast For Love“ das Licht der Welt erblickte und seitdem hat sich viel getan: Die Jungs von MÖTLEY CRÜE haben den Olymp der Rockmusik erklommen, dort mit allem, was irgendwann einmal in Baywatch die pralle Weiblichkeit hat wackeln lassen und vielem anderen mehr das Schlafzimmer geteilt, um anschließend in die Tiefen des Post-Rockstar-Daseins zu fallen: Drogen, Unfälle, Gerichtsverhandlungen, Scheidungen; die immer schlechter werdende Musik ist da gar nicht so aufgefallen.
Wer jetzt gerade Mitglied MÖTLEY CRÜEs ist oder wer mit wem auf Kriegsfuß steht zu ermitteln gleicht der Quadratur des Kreises und somit wollen wir uns auf bessere Tage und „Too Fast For Love“ konzentrieren:
Die am Cover gezeigte Körpermitte Vince Neils ist verglichen mit dem Bandfoto, das die Mitte des Booklets ziert, relativ harmlos was Klischeehaftigkeit angeht und so verhält es sich auch mit der Musik, wie sie tatsächlich ist und dem Bild, das man oft davon im Kopf hat: „Too Fast For Love“ ist zwar eindeutig aus den Achtzigern, das belegen die griffigen weil einfachen Vier-Zeilen-Refrains, die deutlich an damaligen Gitarrengrößen wie Rhandy Rhoads oder Michael Schenker angelehnten Gitarrensoli oder der generell sehr am Hardrockmainstream der späten Siebziger/frühen Achtziger orientierte Sound (man ziehe hierzu eine rauere Variante VAN HALENs oder QIUET RIOT zum Vergleich) aber verglichen mit späteren Werken des hier was das Styling angeht noch deutlich an TWISTED SISTER orientierten Quartetts oder Bands, die sich in den Fussstapfen dieser Ikonen wohl fühlten (RATT, POISON) klingt alles relativ (!) zeitlos und überhaupt nicht so schillernd wie die Achtziger nach dem Erscheinungsjahr dieser Platte noch wurden.
Im mit Liner Notes ergänzten Booklet sagt Bassist Nikki Sixx, der „Power Pop“ hätte ihn damals stark beeinflusst, was sich allerdings nur in den einfachen, auf kommerzielle Breitenwirkung angelegten Strukturen und eventuell den Gesangslinien und nicht im damals wohl doch eher zum härteren Hard Rock zählenden, vergleichsweise dreckigen Sound hören lässt. Wie gesagt: Das hier ist eher Ozzy pisst ans Alamo als John Travolta tanzt in „Flashdance“ ab.
Einige Sachen kommen einem an der hier gebotenen Musik wahrscheinlich auch dann sehr bekannt vor, wenn man MÖTLEY CRÜE noch nie gehört hat. In diesem Fall wurde aber nicht von, sondern bei den MÖTLEYs geklaut.
Neben den bereits erwähnten Liner Notes weißt die Neuauflage dieser CD auch noch Bonusmaterial (Livemitschnitte und ein Video) auf, das man auf dem Original vergebens sucht.
Ohrwürmer wie „Come On And Dance“, der Titeltrack (welch Anfangsriff!) oder das geniale „Public Enemy #1“ sind meine Favoriten, aber auch andere Perlen wie „Starry Eyes“ oder das extrem eingängige „Merry-Go-Round“ machen diese Wiederveröffentlichung für mich zum Besten, das die Retrowelle uns seit dem Film “Rock Star” und dem dazugehörigen Soundtrack beschert hat und zu einem der Alben des Jahres, auch wenn die Aufnahmen genauso viele Lenze zählen wie meine Wenigkeit. Das sollte Jungspunde wie THE (beliebigen Bandnamen einsetzen) eigentlich beschämen… an’s Original kommt halt doch nix ran.
Tracklist „Too Fast For Love“:
1. Live Wire
2. Come On And Dance
3. Public Enemy #1
4. Merry-go-round
5. Take Me To The Top
6. Piece Of The Action
7. Starry Eyes
8. Too Fast For Love
9. On With The Show
10. Toast Of The Town (Unreleased Track)
11. Tonight (Unreleased Track)
12. Too Fast For Love (Alt Intro)
13. Stick To Your Guns (Unreleased Track)
14. Merry-go-round (Live In San Antonio)
15. Live Wire (Video)
Gesamtspielzeit: 53:43
Band-Links: