Wer ein wenig Ahnung von Musik hat, dem sagen die Namen John Petrucci, Mike Portnoy, James LaBrie, John Myung und Jordan Rudess schon lange etwas. Die traumhaften Klänge, die durch die Fusion der Leistung der fünf Herren entstanden sind, sind Legende, eine Klasse für sich und allerorts unangezweifelt das Maß der Dinge für progressiven Metal.
Wir schreiben 2003 (ok, jetzt nicht mehr) und es ist soweit, das Traum Theater öffnet wieder seine Pforten, um das achte Studioalbum zu präsentieren. Nicht anders als bei jedem der vorhergehenden Werke wissen die fünf New Yorker den Zuhörer zu überraschen. Die ersten Akkorde erklingen und man möchte glauben PANTERA oder METALLICA wären am Werke. „As I Am“, der Opener rockt schön geradeaus und verarbeitet, so wie das restliche Album auch, Einflüsse der jüngeren Zeit. Ihr beutelt jetzt den Kopf? Ok, dann ist ein kleiner Exkurs notwendig: auf einer der letzten Touren haben DREAM THEATER das gesamte „Master Of Puppets“ Album live gecovert. Auch IRON MAIDENs „Number Of The Beast“ live umzusetzen, stand bereits am Programm. Ebenso ließ die Band in einigen Interviews wissen, dass man zurück zu den Wurzeln gehen wolle, und dass es diesmal das erklärte Ziel war ein hartes und vor allem waschechtes Metal-Album abzuliefern – PANTERA, (alte) METALLICA und IRON MAIDEN stellten da (eben besonders vermehrt in der letzten Zeit wieder) einen großen Einfluss dar.
Wer nun um die Eigenständigkeit seiner Lieblinge bangt, kennt die Band schlecht! „Train Of Thought“ ist 100% DREAM THEATER, jedoch wie jedes Mal mit einem um eine Facette erweiterten Sound. Und weil wir gerade bei neuen Facetten sind, im zweiten Song gibt es neben einem netten Augenzwinkern in Richtung METALLICAs „Blackened“ auch Parallelen zu MUDVAYNE. Der dritte Song ist die DREAM THEATER-typische Mischung aus Ballade und Metalsong, die sich von sanften Klängen bis zu einem harten, modernen Refrainriff steigert und problemlos auf „Scenes From A Memory Pt.II“ stehen hätte können – in Summe gesehen erinnert die Platte überhaupt an das 99er Werk.
Der Anfang von Song Nummer vier wird allen Freunden schräger Beats ein erfreutes Grinsen ins Gesicht und ein gewaltiges Fragezeichen in die Gehirnwindungen zaubern, bevor es mit einer verdammt guten Hookline losgeht. Das verzerrte Keyboard, das in dem Song immer wieder zu hören ist, lässt an das Cover von DEEP PURPLEs „Perfect Strangers“ denken. In Summe ein Lied, das jeden Fan zufriedenstellen dürfte. Der fünfte Track ist mit knappen drei Minuten gegenüber den teils weit über zehn Minuten langen anderen Tracks nur ein kurzes Intermezzo, das komplett akustisch, ohne Drums, dafür mit Streichern wieder ein wenig in die Richtung der ruhigen Parts vom „Scenes…“ Album geht.
Track sechs verarbeitet das Thema aus dem vorhergehenden Song ähnlich wie es „Finally Free“ tat. Der Anfang ist wieder mal ein Lehrstück für alle Drummer und deren Timing und Versuche verschobene Beats zu spielen. In der Mitte des Songs kommen Gitarre und Keyboard zum Zuge und liefern sich die bekannt genialen Soloduelle. Lasst euch vom genialen Thema des Songs gefangen nehmen treibt dann bewusst im „Stream Of Consciousness“. Der letzte Song „In The Name Of God“ schließt dieses neue Meisterwerk gebührend ab.
Dass die Produktion an die der letzten Alben gemahnt, war ohnehin klar. Sie kann also nur gut sein. Die Songs werden perfekt in Szene gesetzt – so steht der jeweils momentane Hauptdarsteller im gleißenden Licht eines Spots, während die restliche Band im rötlichen Glimmern des glühenden Eisens in der Schmiede, deren Verdienst dieses Werk ist, leuchtet.
Fazit: DREAM THEATER zeigen erneut, dass sie immer wieder ohne das zu bringen, was man von ihnen erwarten würde, genau diese Erwartungen mit einem unerwarteten Produkt nicht nur erfüllen, sondern toppen können. Dafür gibt es sieben Punkte – wer sollte schließlich sonst diese Puntkeanzahl bekommen, wenn nicht diese Band?
Tracklist „Train Of Thought“:
1. As I Am
2. This Dying Soul
3. Endless Sacrifice
4. Honor Thy Father
5. Vacant
6. Stream Of Consciousness
7. In The Name Of God
Gesamtspielzeit: 69:32