Eines muss man Tobias Sammet und Co. wahrlich bescheinigen: Man kann, was deren Musik und vor allem deren Humor anbelangt durchaus geteilter Meinung sein, aber dass EDGUY zu den fleißigsten Vertretern ihrer Zunft zählen, für die der Begriff Ruhepause ein Fremdwort darstellt, wird selbst der hartnäckigste EDGUY-Kritiker nicht bestreiten können. Aber: Es kommt freilich keiner allzu großen Leistung gleich, die Fanschar in regelmäßigen Abständen mit neuen Outputs zu versorgen. Entscheidend ist vielmehr die Frage, ob die Veröffentlichungen auch den strengen Qualitätskriterien von Fans und Medien entsprechen. Und: Auch wenn sich EDGUY mit dem Vorgänger „Mandrake“ die Latte ganz schön hoch gelegt haben, führen die ersten Hördurchgänge durchaus zu der Erkenntnis, dass es der Band aus Fulda gelang, nicht nur das Niveau des Vorgängers zu erreichen, sondern diesem noch einen drauf zu setzten. Natürlich sehen die Jungs die Sachlage denkbar ähnlich, und bezeichnen „Hellfire Club“ als ihr bis dato bestes Werk.
Obwohl: Nimmt man die letzten Releases aus dem Hause EDGUY als Vergleichsbasis, so wird man unschwer feststellen, dass der Name EDGUY auch im Jahre 2004 untrennbar mit Power/Melodic Metal der Güteklasse A verbunden ist. Leidenschaftliche Verfechter des wahren Schwermetalls können „Hellfire Club“ bedenkenlos auf ihrer Einkaufsliste vermerken, ohne sich mittels einer Hörprobe von der Klasse dieses Outputs überzeugen zu müssen, denn diese Fanschicht erhält mit „Hellfire Club“ die ultimative Vollbedienung. Wenn man zwanghaft den Versucht unternimmt, etwaige Neuerungen im EDGUY-Sound zu orten, dann kann vermeldet werden, dass das Songmaterial stellenweise um einen Zacken ungeschliffener und schlicht heavier erscheint, ohne allerdings die für die Zusammensetzung des urtypischen Klangbildes der Deutschen essentiellen Melodieanteile in den Hintergrund rücken zu lassen. Bei der Gelegenheit kann eventuell auch noch auf die JUDAS PRIEST/HALFORD-Anleihen verwiesen werden, die vor allem im stimmlichen Bereich zu Tage treten, aber ansonsten bieten EDGUY True Metal at its best, und das ohne jegliche Kompromisse einzugehen. Dennoch ist nicht zu verleugnen, dass die Band ganz offensichtlich zumindest innerhalb des selbst gesteckten Spielraumes für Abwechslungsreichtum sorgt, und jeder Form von Monotonie den Kampf ansagt, was auch bestens gelingt. Grundsätzlich können die Songs ganz grob in drei Kategorien eingeteilt werden:
Neben High Speed-Krachern mit pompösen Mitsingrefrains vom Schlage eines „We Don`t Need A Hero“, stampfenden Mid-Tempo-Hymnen a la „King Of Fools“, dürfen selbstverständlich auch unglaublich pathetische, aber absolut gelungene Herzschmerzballaden a la „The Spirit Will Remain“ nicht fehlen. Fazit: „Hellfire Club“ sollte nicht nur die EDGUY-Fanbasis in aller Herren Länder vollends zufrieden stellen, sondern vielmehr auch wesentlich dazu beitragen, neue Fans zu rekrutieren bzw. gar neue Märkte zu erschließen.
Tracklist „Hellfire Club“:
1. Mysteria
2. The Piper Never Dies
3. We Don’t Need A Hero
4. Down To The Devil
5. King Of Fools
6. Forever
7. Unter The Moon
8. Lavatory Love Machine
9. Rise Of The Morning Glory
10. Lucifer In Love
11. Navigator
12. The Spirit Will Remain
13. Mysteria (feat. Mille Petrozza)
Gesamtspielzeit: 60:56