The Power And The Myth
(Hard Rock)
Label: Frontiers Records
Format: (LP)
Release: 2004
In den seligen 80ern galt die US-Formation HOUSE OF LORDS als allgemein geschätztes und auch kommerziell erfolgreiches Flagschiff, der seinerzeit überdimensionale Ausmaße annehmende Glam/Melodic Rock-Szene. Nachdem die Band 1993 vollends von der Bildfläche verschwand, stellte sich erst kürzlich die wieder in Originalbesetzung (abzüglich Keyboarder Gregg Guiffria) agierende Kombo dem Wagnis eines Neustarts. Obwohl das auserkorene Covermotiv auch problemlos für eine neue Veröffentlichung aus dem Hause HAMMERFALL, SACRED STEEL und Co. in Frage käme, was das schonungslose Bedienen von altbekannten Klischees anbelangt, haben HOUSE OF LORDS mit True Metal, der ursprünglichen Art, sehr wenig am Hut. Deren Sound ist nämlich vielmehr als durchaus anspruchsvoll gestaltete und alles in allem auch durchaus vielseitig erscheinende Melodic Rock Metal bzw. AOR-Variante wahrnehmbar. Als essentieller Baustein des Fundaments, auf welchem die Amerikaner ihre Stücke errichten, fungiert wohl das Gitarrenspiel von Lanny Cordola, der wahrlich alle Register seines Könnens zieht und die Hörerschaft bisweilen gar in fernöstliche Klangwelten entführt und auch ansonsten seiner Kreativität keinerlei Grenzen setzt und erfreulich „teamorientiert“ agiert und nicht der Versuchung unterliegt, sich und seine Solis zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken.
Während das italienische Label ansonsten fast ausnahmslos Bands unter Vertrag hat, die sich dem Melodic/Hard Rock der ureigensten Form verschrieben haben und dementsprechend – trotz beachtlicher Qualität – ähnlich klingen, kann man dieser Band durchaus attestieren ihren Stücken eine spezielle, eigenständige Note verliehen zu haben. Dies auch damit zu erklären, weil HOUSE OF LORDS bestrebt sind, nicht nur hochwertiges Songmaterial aus dem Ärmel zu schütteln, sondern auch ihre spieltechnisches Können effektiv zu nützen und dementsprechend anspruchsvoll gehaltene Songstrukturen zu schaffen. Als Keyboarder tritt übrigens phasenweise niemand geringerer als Derek Sherinian (Ex-DREAM THEATER) in Erscheinung. Auch die Gesangsleistung des Frontmann der Gruppe, James Christian, vermag zweifellos zu überzeugen und kann meines Erachtens zumindest bei den ruhigeren Nummern mit jener von AEROSMITH-Röhre Steven Tyler in einem Atemzug genannt werden. Generell ist zu bemerken, dass HOUSE OF LORDS nichts unversucht ließen, so dass unter Umständen aufkommendene Monotonie das Hörvergnügen Schritt für Schritt dezimiert.
Das bedeutet: Auf diesem Silberling befinden sich von den Größen der 70er inspirierte Prog-Rock-Hymnen a la „Living In Silence“, genauso wie herzerfrischende Balladen wie „The Man Who I Am“ oder Rock`n`Roll-Gassenhauer der anspruchsvollen Sorte („Mind Trip“).
Als kurzes Schlussresümee bleibt nur noch zu erwähnen, dass der Comebackversuch der Herren durchaus von Erfolg gekrönt werden konnte. Denn die wichtigste Voraussetzung dafür, nämlich eine durchaus hörenswerte und vor allem konkurrenzfähige Veröffentlichung in der Hinterhand zu haben, wurde somit erfüllt.
Tracklist „The Power And The Myth“:
1. Today
2. All Is Gone
3. Am I The Only One
4. The Power And The Myth
5. The Rapture
6. The Man Who I Am
7. Bitter Sweet Euphoria
8. Mind Trip
9. Child Of Rage
Gesamtspielzeit: 43:35
www.facebook.com/HouseOfLordsB