Etwas skeptisch legte ich den Silberling damals zum ersten mal in meinen CD-Player, ist dies immerhin der offizielle Demanufacture-Nachfolger (das Remix-Album „Remanufacture“ jetzt nicht mitgerechnet), eines der einflussreichsten und innovativsten Alben im Metal-Bereich überhaupt. Doch schliesslich siegt die Neugier und nach einem kurzen Intro-Sample bläst der Opener „Shock“ einmal sofort alles um, was sich in der Umgebung befindet! Eine mächtige Eröffnung, die uns die Herren FEAR FACTORY da um die Ohren hauen! Aggressive, kurze, abgehackte Riffs von der typischen Herrera-Double-Bass begleitet, ein Ohrwurm von einem Refrain…meine Damen und Herren, ich will nicht euphorisch werden, aber ich darf Ihnen hier wohl den offiziellen „Replica“-Nachfolger präsentieren!
Verschnaufpause gibts keine, denn sofort geht es weiter mit „Edgecrusher“. Ein Song, dessen Strophe von der wohl fiesesten Bass-Line lebt, die jemals gespielt wurde und ein Song, dessen Refrain den Hörer spüren lässt, welch Aggressivität dahinter steckt! Wahre Nackenbrecher werden uns hier von Beginn an aufgetischt, doch auch der Rest des Albums braucht sich zu keiner Sekunde dahinter zu verstecken! Ein weiteres Highlight dieses Albums ist „Descent“, eine Hymne wie Sie im Buche steht, mit Melodien die sich von der ersten Sekunde an in die Gehirnwindungen fressen und nicht vorhaben, diese so schnell wieder zu verlassen. Definitiv ein Song mit dem FEAR FACTORY auch Hörer ansprechen denen die Band bis jetzt eine Spur zu hart war. Den Preis für den „melodischsten FEAR FACTORY Song“ sollte jedoch nicht „Descent“ sondern „Timelessness“ einheimsen – eine Soundtrack-artige Ballade, mit der Burton C. Bell auch den letzten Zweifler seiner Gesangskünste eines besseren belehrt. Der Track kommt komplett ohne Gitarren aus, weist dafür andere Elemente (z.b. Streicher) auf, von denen die melancholische, fast schon depressive Atmosphäre dieses Songs lebt. Ein Stück an dem sich die Geister scheiden, aber auf alle Fälle ein herausragender, und meiner Meinung nach auch einer der genialsten Momente auf diesem Album.
Und auch der nächste Track „Cars“ ist mit Sicherheit eine Ausnahmeerscheinung, denn er ist das einzige Cover auf „OBSOLETE“. Eine, ich will hier fast schon sagen „fröhliche“ Melodie zieht sich durch den ganzen Track, der mit seinem tanzbaren Rhythmus auf seine eigene Art und Weise zu gefallen weis. Ebenfalls einer der Songs, mit dem sicher nicht ein jeder sofort was anfangen kann. Im Video zu „Cars“ ist übrigens auch der Originalinterpret GARY NUMAN zu sehen und hören. Abwechslung wird gross geschrieben im Hause FEAR FACTORY, denn so fröhlich wie „Cars“ noch in meinen Ohren ausklingt, so gnadenlos walzt „0-0“ über den geneigten Hörer hinweg. Mit Sicherheit einer der düstersten Tracks – sowohl musikalisch als auch lyrisch. Langweilig wird einem nicht beim Hören dieser CD.
Wenngleich FEAR FACTORY ihren Stil nicht wirklich verändert haben, klingen die Songs allesamt ein wenig ausgreifter und nicht mehr ganz so steril wie auf dem „Demanufacture“-Album. Ob das jetzt positiv oder negativ zu werten ist, muss jeder für sich wissen. Ausserdem beweisen die Herren dass sie immer noch für die eine oder andere Überraschung gut sind! Sei diese jetzt in Form von Drum’n’Bass-artigen Rythmen wie in „7“,Blastbeats die so manchen Grindcoreler die Augen – oder – besser gesagt die Ohren übergehen lassen würden („Hi-Tech Hate“), oder die bereits oben besprochenen Songs „Timelessness“ und „Cars“!
Wummernde Bässe, sägende Riffs, die unverkennbare Stimme von Burton C.Bell, die Schlagzeugarbeit von Raymond Herrera und eine der besten Produktionen die mein Ohr bis jetzt vernehmen durfte, machen das Album zu dem was es ist – die logische Weiterentwicklung von „Demanufacture“, einen weiteren Meilenstein in der Bandgeschichte von FEAR FACTORY, und bei Gott eine der geilsten Metal Scheiben aller Zeiten. Fette 7 Punkte, alles andere wäre unangebracht (und ausserdem bin ich nicht lebensmüde – für jeden Punkt weniger würde mir der Herr Marin@earshot.at ein Messer in den Rücken jagen!!!).
Tracklist „Obsolete“:
1. Shock
2. Edgecrusher
3. Smasher/Devourer
4. Securitron (Police State 2000)
5. Descent
6. Hi-Tech Hate
7. Freedom Or Fire
8. Obsolete
9. Resurrection
10. Timelessness
11. Cars
12. O-O (Where Evil Dwells)
13. Soulwound
14. Messiah
15. Concreto
Gesamtspielzeit: 72:14