Das ist es also, das Remix-Album von „Demanufacture“, einem meiner absoluten All-Time-Faves – umso schwerer fällt es mir, dieser Scheibe gegenüber objektiv zu bleiben. Eines gleich vorweg: Normalerweise bin ich kein Freund von Reviews, in denen jeder Song Stück für Stück durchanalysiert wird, doch in diesem Fall schien es mir angemessen, da sich doch recht unterschiedliches Material auf dem Silberling befindet. Mit „Remix“-Scheiben ist das ja so eine Sache, entweder man liebt sie oder man hasst sie. Dritte, und in diesem Fall wohl weit verbreitetste Möglichkeit: Es war einfach die neue FEAR FACTORY, und das alleine rechtfertigt den Kauf dieser. Die Songs – oder besser gesagt: die Originalversionen der Songs – sollten ja jedem schon vom „Demanufacture“-Album bekannt sein. Jede Menge (mehr oder weniger) bekannte DJs wurden hier verpflichtet, um den Klassikern ihre eigene Marke aufzudrücken, unter anderem Rhys Fulber (FRONTLINE ASSEMBLY, MOBY, CHEMICAL BROTHERS, JUNKIE XL, u.a.). Die (teilweise doch recht eigenwilligen) Ergebnisse sind mal mehr, mal weniger nah am Original dran.
Der erste Track „Remanufacture“ ist eine Trance-Nummer, die offensichtlich von den CHEMICAL BROTHERS bearbeitet wurde, da er die typische Handschrift der Elektro-Narren trägt. Mit knapp siebeneinhalb Minuten der wohl längste und monotonste Track des Albums, aber leider auch der, bei dem man am ehesten den Forward-Knopf betätigt. Auf ein Extrem folgt das nächste, denn Track Nummer 2 „National Panel Beating“ dauert nur knappe 35 Sekunden. Dem Hörer wird hier ein kurzes Intro mit anschliessendem (ebenfalls sehr kurzem) Hip-Hop-Beat geboten. Das war’s auch schon wieder, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen, denn länger dauert der Track nicht. Hätte man sich sparen können. „Genetic Blueprint“ baut von Beginn an eine ziemlich relaxte Atmosphäre auf mit seinem eher Ambient/Trip-Hop mäßigen Rhythmus, der sich durch das ganze Lied schleicht. Wirkt irgendwie schon wieder so experimentel, dass der Song glatt als Soundtrack durchgehen könnte. Vom Original „xxx“ ist hier jedoch nichts mehr zu erkennen.
„Faithless“ stellt das erste Highlight auf der CD dar, da hier zum ersten Mal das Original „Flashpoint“ sofort durch das Bass-Riff zu Beginn erkennbar ist, und ausserdem mit seinem Drum’n’Bass-Rhythmus zum ersten Mal auch ein bisschen mehr Schwung in Sache bringt. Bei „Bionic Chronic“ kann dann zum ersten Mal so richtig tief durchgeatmet werden, denn ja, das Replica-Riff ist erkennbar und in voller Länge übernommen worden. Bei der Geschwindigkeit wurde gleich einmal zwei bis drei Gänge heruntergeschalten, hingegen bei den Effekten so ca. alles verbraten, was sich im Repertoire des Herren DJ versteckte. Auch die Vocals kommen bei diesem Track nicht zu kurz, wurde hier doch ziemlich viel von Burton C. Bells Organ übernommen, und das ist auch gut so. Zum ersten Mal hat man hier das Gefühl, das zu hören, was man sich im Allgemeinen als Metaller unter einem Remix vorstellt.
Auf gut Deutsch: Diese Nummer liegt ziemlich nahe am Original, was bei einem Song wie „Replica“ sicher kein Fehler ist, und kommt natürlich auch noch angenehm „metallisch“ rüber. Dieser Song dürfte wohl die Kehrtwende auf dieser Scheibe darstellen, denn von nun an geht’s mit denn Gitarren bergauf, was die potenzielle Zielgruppe wohl freuen wird (mich mit eingeschlossen). Denn als Nächstes steht eine elektronisierte Version von „Zero Signal“ namens „Cloning Technology“ ins Haus. Wirkt der Track am Anfang noch irgendwie sperrig, baut er sich dann ziemlich rasch zu einer groovigen Version des Originals auf. Ja, diese Art Remix weiss durchaus zu gefallen. Groovig-chillig geht’s auch weiter mit „Burn“, wo sich zu den Original-Gitarren von „New Breed“ gut platzierte 80er-Jahre-Synthie-Effekte gesellen. Obwohl ich persönlich mir gerade für diesen Song eine etwas härtere Version erwartet hatte, da das Original ja schon einen gewissen Hardcore-Techno Ansatz nicht leugnen konnte. Andererseits wäre das wahrscheinlich eine Spur zu offensichtlich gewesen und hätte eventuell unoriginell gewirkt.
Aber wenn man vom Hardcore-Techno-Teufel spricht – ab diesem Zeitpunkt gesellt sich auch Kollege „Geschwindigkeit“ noch dazu, denn der nächste Track „T-1000“ ist eine pure Hardcore-Techno Version von „Self Bias Resistor“, und kann auf Grund der gut eingesetzten Parts des Original-Songs durchaus begeistern. Track Nummero 9, „Machines of Hate“, bewegt sich etwas näher am Original als der Rest, auch wenn das gekonnt hinzugefügte Klavier und der Hip-Hop-Beat dem Ganzen doch ein ganz anderes Gewand geben. Nach einer dreiminütigen Maschinenlärmeinlage („21st Century Jesus“) kommen wir endlich wieder zu etwas Up-Tempo, denn „Bound for Forgiveness“ bewegt sich etwa im gleichen Terrain wie „T-1000“, auch wenn hier ein bisschen mehr Breakbeats und Drum’n’Bass-Elemente beigesteuert wurden. Hier handelt es sich übrigens um eine „Demanufacture“-Verwurstung. Kommt ziemlich wuchtig und hätte locker auf dem einen oder anderen (damaligen) Gazometer-Raves ein paar Anhänger gefunden. Genauso der nächste Track „Refinery“; ist es immerhin ebenfalls ein
„Demanufacture“-Remix und dem vorigen Track auch ziemlich ähnlich. Beim ersten Hinhören teilweise sogar ident, lassen sich doch feine Unterschiede ausmachen, so wurde hier zum Beispiel noch eine Spur stärker am Original festgehalten und die Gitarren noch ein wenig mehr betont. Hardcore-mäßig schließt die CD auch mit der „Edited Version“ von „Remanufacture“ ab, bei dem die Gitarren wieder ein wenig zurückgeschraubt wurden und hauptsächlich auf die Härte der elektronischen Bass-Drum gesetzt wurde. Lediglich die für einen Track dieser Art relativ häufig eingesetzen Vocals lassen durchschimmern, dass es sich hier einmal um das göttliche „H-K (Hunter-Killer)“ gehandelt hat.
Wie gesagt, diese Scheibe ist wirklich nur etwas für Leute, die entweder von Haus aus ein offenes Ohr für elektronische Klänge dieser Art haben, die ihre Sammlung vervollständigen wollen oder für diejenigen, die einfach nur neugierig sind. Für Die-hard-Metaller, die einen neuen Soundtrack zum Nackenmuskulatur-Training suchen, würd ich hier keine Kaufempfehlung aussprechen. Allen anderen sei gesagt: Auch wenn der eine oder andere Aufgeschlossene unter euch den einen oder anderen Durchlauf brauchen wird, ein Ohr sollte man riskieren, und früher oder später entpuppt sich diese CD als unverzichtbar in einer gut geführten Sammlung oder als Soundtrack für die eine oder andere Party, auch wenn auf MEINER nächsten Party sicher wieder die echte „Demanufacture“ im Player landen wird!
Tracklist „Remanufacture“:
1. Demanufacture
2. National Panel Beating
3. Genetic Blueprint
4. Faithless
5. Bionic Chronic
6. Cloning Technology
7. Burn
8. T-1000
9. Machines Of Hate
10. 21st Century Jesus
11. Bound For Forgiveness
12. Refinery
13. Remanufacture (edited Version)
Gesamtspielzeit: 55:26