Demigod
(Death Metal | Black Metal)
Label: Regain Records
Format: (LP)
Release: 18.10.2004
Lange hat man auf keinem BEHEMOTH-Album mehr Akustikgitarren gehört. Doch der Schein trügt, denn der Anfang vom mittlerweile siebenten Album der Polen täuscht den Hörer. Es dauert keine Minute bis der von den letzten Alben gewohnte Zorn aus der Seele geprügelt und auf die diesen heiß erwartende Hörerschar losgelassen wird. Die durch den akustischen Einstieg kurz vorhandene Assoziation zu Zeiten wie der des Debütalbums „Sventevith (Storming Near The Baltic)“ ist also von keiner langen Dauer.
Eines sollte klar sein – BEHEMOTH haben ihren Stil gefunden und verfeinern sowie variieren diesen von Album zu Album. Die Zeiten in denen von starken MORBID ANGEL-Parallelen gesprochen werden musste, sind vorbei. Ich würde dem Album allerdings nicht gerecht, würde ich sagen, dass alles exakt beim alten geblieben ist. Die Polen brettern zwar fast noch gnadenloser als bisher, lassen trotz der starken Death Metal-Schlagseite aber auch wieder ein wenig mehr Platz für Melodien, wobei sie gelegentlich ein klein wenig an die „Pandemonic Incantations“-Phase erinnern, von den damaligen folkloristischen Einflüssen mal abgesehen. Man könnte „Demigod“ generell als ein wenig schwärzer bezeichnen, als es die beiden vorhergehenden Alben waren. Dass die Band dabei nicht auf das Level des meiner Meinung nach nachwievor besten Albums „Satanica“, bei dem der Mix aus Melodie und Aggression hunderprozentig perfekt war, kommt, steht für mich fest. Das dürfte wohl aber als Geschmackssache ausgelegt werden können und sollte daher nicht Anstoßstein für Kritik werden, da es hörbar nicht das ist, was die Band machen möchte; das, was die drei transportieren wollen, ist momentan genauso perfekt umgesetzt. Was besonders auffällt, ist, dass die Leadgitarren diesmal auf ein neues Level gebracht werden konnten, wozu noch kommt, dass die Band Karl Sanders von NILE für ein Gastsolo ins Studio gebeten hat. Es ist übrigens besonders zu Beginn des Albums auffallend, dass in der vergangenen Zeit ein wenig NILE gehört wurde…
Wer mehr über die einzelnen Songs wissen möchte, dem sei schlicht und ergreifend nahegelegt das Album selbst anzuhören, da es sich definitiv auszahlt. Wer aus meiner bisherigen Laudatio nicht entnehmen konnte, dass das Album echt gut ist, für den sei dies nun dezidiert ausgesprochen. Ok, ganz kurz: der Titeltrack beginnt mit majestätischen Hörnern, um in ein BEHEMOTH-typisches Inferno zu münden. Zum dritten Track „Conquer All“ wurde ein Video gedreht, und dass die Wahl gerade auf diesen Song gefallen ist, dürfte sich dadurch begründen, dass der Song besonders livetauglich ist und der Band ein heftigst bangendes Publikum bescheren dürfte, besonders wenn er als Video auf diversen Compialtions einen höheren Bekanntheitsgrad erfahren dürfte. „The Nephilim Rising“ beginnt in bester MORBID ANGEL-Tradition, um dann aus Azagthoth´schen Gitarrenlinien erneut in Richtung livetauglicher Rhythmik umzuschwenken. In „Babylon Rising“ gibt es abermals das volle Brett, bevor „Before Aeons Came“ anfänglich an die letzten beiden Songs auf „Satanica“ erinnert. Das sollte reichen, um euch den Mund wässrig zu machen – ich habe mich hinreißen lassen…
Der Wechsel in ein neues Studio respektive zu einem neuen Produzenten – „Demigod“ wurde im schwedischen Dug Out-Studio unter der Regie von Daniel Bergstrand (IN FLAMES, DARKANE, SOILWORK, S.Y.L., MESHUGGAH, u.a.) zurechtgezimmert – führt die Band soundtechnisch auf ein neues Level. Wenngleich bemerkt werden muss, dass die Produktion zwar 1A und vor allem transparenter und ein Stück fetter als die der vorhergehenden Alben ist, jedoch der Grundsound sich so gut wie gar nicht verändert hat, da hörbar über das exakt gleiche Equipment aufgenommen wurde, soll heißen: gleicher Gitarrensound, gleicher Drumsound, etc. Hervorzuheben ist wohl noch, dass die Stimme weiter in den Vordergrund gemischt ist als bisher und noch mehr Takes übereinandergelagert sein dürften als auf „Thelema 6“ und „Zos Kia Kultus“, was das Organ von Bandkopf und Brüllmeister Nergal noch wütender erscheinen lässt.
Alles in allem ist „Demigod“ das höchst gelungene, neue Werk einer der zur Zeit besten Bands im Extrem Metal-Bereich, bei dem so gut wie alles passt, wofür es von mir sechs fette Punkte gibt.
Tracklist „Demigod“:
1. Sculpting The Throne Ov Seth
2. Demigod
3. Conquer All
4. The Nephilim Rising
5. Towards Babylon
6. Before Aeons Came
7. Mysterium Coniunctionis (Hermanubis)
8. Xul
9. Slaves Shall Serve
10. The Reign Ov Shemsu-hor
Gesamtspielzeit: 40:49