Colony
(Melodic Death Metal)
Label: Nuclear Blast
Format: (LP) | (Re-Release)
Release: 21.05.1999
Wie die Zeit vergeht. IN FLAMES´ wohl wichtigstes Werk ihrer Karriere, „Clayman“, wird jetzt im August schon ganze 20 Jahre alt. Auch wenn sich die Schweden mittlerweile stilistisch sehr gewandelt haben, gab es wahrscheinlich bis heute kein Konzert, auf dem nicht zumindest ein Track des 2000er Werkes gespielt wurde. Sowohl die Fans als auch die Band selbst wissen auch heute noch, dass dieses Album die Weichen für die Zukunft gestellt hat. Die Truppe ging zum ersten Mal einen kleinen Schritt weg vom klassischen Melodic Death Metal, wurde melodischer und moderner zugleich und hatte einen bahnbrechenden Sound maßgeschneidert. Der Rest ist ja Geschichte.
Nun gehen die verbliebenen, damals mitwirkenden Mitglieder Anders Fridén und Björn Gelotte zurück in die Zeit und legen dieses Werk neu auf. Neben einer Neuinterpretation des Artworks, das auf jeden Fall gelungen ist, kommt das Album ganz klassisch als Remaster mit noch etwas satterem, aber dem Original treu gebliebenen Sound erstrahlen die Songs nun in neuem Glanz. Was soll man hier zu Hits wie „Bullet Ride“, „Only For The Weak“ oder die etwas weniger bekannten Kracher wie das heftige „Swim“, das etwas moderner ausgefallene „Another Day In Quicksand“ oder dem treibenden „Another Day In Quicksand“ noch sagen? Alles verdammt starke Klassiker, die nichts an Glanz und Glorie verloren haben.
Somit könnte ich das Review beenden und alle Fans, egal ob alt oder neu empfehlen, sich die Platte zu holen. Für Sammler ein Muss, für Neueinsteiger absolut geeignet und alte Fans können sich über einen leicht aufgehübschten Sound freuen – wären da nicht noch die Bonustracks, die einmal mehr die IN FLAMES Veteranen brutal verärgern werden.
Doch von vorne. Mit dabei sind vier der Klassiker komplett neu aufgenommen – nämlich die Lieblingstracks der Band, die zufälligerweise auch Publikumsfavoriten sind und auch live am häufigsten vorkamen, bzw. noch kommen. Das wären der intensive Titeltrack „Clayman“, die Brecher „Bullet Ride“ und „Pinball Map“ sowie das unverschämt eingängige „Only For The Weak“. Die Wahl ist ja perfekt, doch was daraus gemacht wurde, auf jeden Fall Diskussionsstoff. Dazu aber gleich, denn zunächst hat man mit „Themes And Variations In D Minor“ ein komplett neues Stück am Start, wobei neu jetzt auch nicht wirklich den Nagel auf den Kopf trifft. Mit Cello und Violine, die man ja live auch schon mit im Programm hatte, gibt es ein Medley, das dezent an APOCALYPTICA erinnert und als eine Art Outro auch ganz gut taugt.
Nun aber wirklich zu den Neueinspielungen. Ihr werdet es schon erahnt haben, IN FLAMES haben die Tracks so richtig in die Mangel genommen und ziemlich an den heutigen Sound angepasst. Ich kann mit den neuen Alben großteils definitiv etwas anfangen, doch diese vier Tracks haben trotzdem große Fragezeichen bei mir ausgelöst. Wo die Tracks einfach wirken, als wären sie durch einen modernen, aber sehr dezenten Weichspüler gegangen sind, ist es vor allem Anders´ cleaner und halbcleaner Gesang, der hier definitiv weit mehr eingesetzt wird als beim Original, die mich wirklich irritieren. Andererseits klingen die Songs dann über Strecken wieder der 2000er Version verdammt nahe. Würde man diese nicht kennen, hätte man mit dieser Neuinterpretation wahrscheinlich so überhaupt kein Problem. Im direkten Vergleich fehlt es da aber definitiv an Durchschlagskraft.
Darum fällt mein Fazit so aus: „Clayman“, egal ob die 2000er Version, die 2020er oder gar beide – irgendwas davon sollte in jeder vernünftigen Metal-Sammlung im Regal stehen, was die Neueinspielungen betrifft gebe ich keine Wertung ab, denn wem es gefällt, der darf sich freuen, wem nicht, dem werden ja die alten Tracks nicht weg genommen. So einfach ist das! Kurzum: ein sinnvoller Release um diesen Klassiker nochmal gebührend in Erinnerung zu rufen – und ein einfaches Remaster ohne allem wäre ja auch langweilig gewesen.
Tracklist „Colony“:
1. Embody The Invisible
2. Ordinary Story
3. Scom
4. Colony
5. Zombie Inc.
6. Pallar Anders Visa
7. Coerced Coexistence
8. Resin
9. Behind Space ¸99
10. Insipid 2000
11. The New Word
Gesamtspielzeit: 55:12