Wer mit der Bandgeschichte von VISIONS OF ATLANTIS nicht näher vertraut ist, könnte die Band ohne zu zögern als eine weitere Band im Fahrwasser von NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION und Co. abstempeln. Doch wenn man weiß, dass die Steirer seit dem Jahre 2000 bestehen und seitdem konsequent und zielstrebig ihren musikalischen Weg verfolgen, ändert das die Sichtweise schlagartig.
Ausstaffiert mit der begnadeten Nicole Bogner hinter dem Mikro als Galionsfigur wird symphonischer Metal geboten, der hie und da mit einem Quäntchen Bombast ausgeschmückt wird. Vom Tempo her begibt sich die Truppe leider selten in rasantere Gefilde („State of Suspense“, „Lemuria“) doch wird einem spätestens beim zweiten Durchlauf dieses Silberlings klar warum. Die Stärken im Spiel von V.O.A. liegen nämlich eindeutig im gemäßigten Bereich, in dem die gefühlvoll und weitsichtig arrangierten Melodien voll zur Entfaltung gelangen. Absolute Höhepunkte stellen für mich somit logischerweise die beiden ergreifenden und ins Mark gehenden Balladen „Winternight“ und „Last Shut Of Your Eyes“ dar. Leider schleichen sich jedoch auch mitunter Parts ein, die entweder zu sehr auf Pomp aufgebaut wurden (Beginn von „Cast Away“ sowie das Ende von „Lemuria“) oder denen mitunter gar ein zarter Popschimmer („Realm Of Fantasy“, „Pharaoh’s Repentance“) anhaftet. Dazu gesellt sich der, meiner Ansicht nach, nicht immer optimal harmonierende männliche Gesang, der, so er im Kontrast zu den weiblichen Passagen stehen soll, einfach zu unscheinbar und kraftlos klingt. In Anbetracht der ansonst tadellosen technischen Leistung der restlichen Mitglieder kann man daraus zum Schluss kommen, dass V.O.A. noch lange nicht all ihre Möglichkeiten und Reserven angezapft haben. Wenn das sicherlich vorhandene Potential vollends ausgeschöpft wird, kann man mit Freude auf das Nachfolgealbum blicken.
Dank „Cast Away“ wird der Band sicherlich das Schicksal der sagenumwobenen Stadt Atlantis erspart bleiben, da sich sicherlich viele Fans dieses Genres aufmachen werden, um das Album zu entdecken. Den Anspruch auf die zumindest heimische Vormachtstellung in der symphonischen Metalecke haben sie mehr als unter Beweis gestellt.
Tracklist „Cast Away“:
1. Send Me A Light
2. Cast Away
3. Lost
4. Realm Of Fantasy
5. Pharaoh’s Repentance
6. Winternight
7. State Of Suspense
8. Lemuria
9. Last Shut Of Your Eyes
10. Lost (Video)
Gesamtspielzeit: 40:46
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