Tot Gesagte leben länger. Heißt es. Mag nicht immer zutreffen. Bei LOUDNESS aber auf jeden Fall. Etliche Male war die Band schon tot gesagt, stand vor der endgültigen Auflösung. Die Japaner waren aber nicht unter zu kriegen. Sage und schreibe 24 Jahre lang gibt es die Truppe jetzt schon. Nun liefert sie mit „Racing“ ihr 19. Album ab. LOUDNESS blieb dem Thrash treu. Auch anno 2005.
Dass sich in über 20 Jahren viel tut, ist klar. Wechsel im Line-Up sind angesichts dieser langen Zeitspanne logisch. Einige haben die Japaner hinter sich. Neuer Sänger da, neuer Mistreiter dort. Doch das Interessante ist, dass LOUDNESS heute wieder mit ihrem Original-Sänger von einst am Start sind, als die Band in den Kinderschuhen steckte und sich Stück für Stück hocharbeitete. In Japan wohl gemerkt, wo der Metalmarkt nicht wirklich das florierendste Genre war und ist – obwohl er auf dem aufsteigenden Ast sitzt. LOUDNESS hat sich aber behauptet, viele Fans auf der ganzen Welt gewonnen, ordentlich getourt, war mit großen Acts unterwegs. Dabei haben die Musiker aber nie ihre Anhänger in der Heimat vergessen und neben den englischen Outputs auch japanische Versionen ihrer Scheiben heraus gebracht. Respekt.
Viel verändert hat sich bei dieser Gruppe nicht. Es ist immer noch dieser Thrash Metal, den die Japaner zelebrieren. Sie pfeffern einem die Soli um die Ohren, Sänger Minoru Niihara gleicht einer Sirene vor der Apokalypse und erinnert phasenweise an eine lang gezogene Variante von Udo Dirkschneider und David Wayne (METAL CHURCH). Kurz gesagt: Man muss diese eigenwillige Art des Gesangs mögen, wenn man eh nicht schon Fan dieses Urgesteins ist. Ansonsten kann einem das Gekreische ziemlich schnell auf die Nerven gehen. Außerdem sollte man Traditionen nicht verschlossen sein. Die Band hält an einer konventionellen Interpretation des gedämpften Thrash Metals mit Punk- und Hardrockeinflüssen fest, wofür sie eigentlich bekannt ist. Klar, es ist ein Stück weit Anachronismus. Viele externe Elemente zur Steigerung der Versiertheit streuen sie auch auf „Racing“ nicht ein. Will heißen: Das Album ist generell gesehen keine wirkliche Fortentwicklung, keine große Überraschung. Wobei LOUDNESS aber schon oft ein Händchen für geniale einzelne Tracks bewiesen haben. So einer ist „Maniac Speed“. Der Titel ist anzusiedeln in der Kategorie „Highway Star“, wobei wir wieder bei METAL CHURCH wären. Sänger Niihara nimmt sich im Gekreisch etwas zurück, heraus kommt ein melodischer Roadtrack mit treibenden Riffs, was aufhorchen lässt. Überhaupt sind die Stücke, in denen LOUDNESS den Fuß vom Pedal nehmen, die besseren. Das gilt auch für „R.I.P.“ und dem fast romantischen „Tomorrow Is Not Promised“. Diese beiden Lieder sind aufgrund ihrer Düsterheit, der langsameren Spielart und dem teilweise choralen Refrains im Hardrock-Bereich angesiedelt. Gelungen.
Auf jeden Fall lässt sich zumindest „Maniac Speed“ in die Liste der Best-of-Tracks einfügen. Eine Auswahl davon findet sich neu abgemischt auf der zweiten CD, die „Racing“ in der limitierten Auflage beinhaltet. Insgesamt gesehen ist dieses 19. Album kein Meilenstein, den uns die Japaner vorlegen. LOUDNESS bleiben LOUDNESS. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern.
Tracklist „Racing“:
1. Racing
2. Exultation
3. Lunatic
4. Live For The Moment
5. Crazy Samurai
6. Speed Maniac
7. R.i.p.
8. Telemerase
9. Tomorriw Is Not Promised
10. Believe It Or Not
11. Misleading Man
12. Power Genreation
13. Don’t Know Nothing
14. Unknown Civilians
Gesamtspielzeit: 67:39
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