SATYRICON - Now, Diabolical
SATYRICON
Now, Diabolical
(Black Metal)

 


Label: Roadrunner Records
Format: (LP)

Release: 2006


s ist wohl mehr als eine dezente Untertreibung, den neuen SATYRICON-Release als heiß ersehnt zu bezeichnen – und dennoch mischt sich eine gewisse Unsicherheit dazu. Denn die vorab veröffentlichten Tracks „K.I.N.G“ und „Now, Diabolical“ sorgten nicht nur für Vorfreude, sondern gleichsam für geradezu herbe Kritik: Zu schlaff, zu lau, quasi eine „Volcano“-light; SATYRICON als alternde Rockstars, denen nichts mehr einfällt. Die vollen 45 Minuten von „Now, Diabolical“ vorliegen habend, kann ich diesen Eindruck zumindest teilweise relativieren. Ja, das Album wirkt vordergründig sowohl im Tempo als auch in der Komplexität sehr zurückhaltend – aber es steckt definitiv einiges dahinter.

Tatsache ist, dass SATYRICON schon früher eine sperrige Band waren, die ihre Hörer gern mit unerwarteten Stilwechseln vor den Kopf stieß – immer gratwandernd zwischen der unverfälschten Tradition nordischer Kälte und dem zunehmenden Einsatz von Stilmitteln, die sich meilenweit vom Black Metal entfernten. Die frühen Meisterwerke „Dark Medieval Times“, „The Shadowthrone“ und „Nemesis Divina“ sind nur bedingt mit einer „Rebel Extraganza“ oder erst recht der letzten Scheibe – „Volcano“ – zu vergleichen.

„Volcano“ ist auch das Stichwort zum Einstieg in „Now, Diabolical“: Der vor vier Jahren angestimmte Balanceakt zwischen fast schon partykompatibel Black n’ Rollender Midtempo-Munterheit („Fuel for Hatred“, „Possessed“, das Anfangsriff von „Repined Bastard Nation“) und zäher, minimalistisch-doomiger Lava („Black Lava“) wird hier im wesentlichen fortgesetzt – wenn auch nicht unbedingt so wie erwartet;

Denn: die Obervampire Satyr und Frost haben ihrem neuen Opus offenbar mit großer Sorgfalt den Lebenssaft ausgesaugt und dem Werk einen trägen Charakter verpasst. Schon der Opener „Now, Diabolical“, obwohl am stärksten an die lebhafte Seite der „Volcano“ angelehnt, irritiert mit fast schon brutalem Minimalismus. Obwohl das dreckige Eröffnungsriff ebenso wie der bleischwere Kriecher zwischendurch zu gefallen weiß, wird man das Gefühl nicht los, dass diese Komposition etwas dahingeschludert wurde: zu verhalten, zu wenig dynamische Ausbrüche, irgendwie repetitiv. Wobei sich gerade durch die Tatsache, dass die folgenden Titel in Sachen Tempo und Komplexität nur noch weiter zurückgenommen werden, zunehmend ein faszinierendes Gefühl von Erstarrung breit macht: Minimalismus und Schwere lassen eine hintergründige, irgendwie nebulöse, dabei aber tatsächlich ungemein diabolische Atmosphäre aufkommen.

Also ein Schritt zurück in die traditionelle Richtung des Black Metals? Zumindest die sehr klassische Benennung der Tracks würde dafür sprechen („The Pentagram Burns“, „The Darkness shall be Eternal“ – nix mehr mit „where do all the Flowers come from?“ (siehe „Tied in Bronze Chains“). Jein. Obwohl die Schlichtheit der „Now, Diabolical“ durchaus rootige Bezüge hat, interpretieren SATYRICON den Black Metal wiederum viel zu ungewöhnlich, als dass sich dieser so einfach schubladisieren ließe.

„Now, Diabolical“ bleibt ein sperriger Brocken, der aber mit jedem Durchlauf an Qualität gewinnt – besonders die weiter hinten gereihten Tracks verdienen einige aufmerksame Durchläufe. Die Reduktion und vordergründig eher unspektakuläre Wirkung der acht neuen Titel bringt SATYRICON gerade nach der zugänglicheren und teilweise fast schon hitkompatiblen „Volcano“ jedenfalls in eine defensive Lage – ein Zufall, dass letztens der Abschlusstrack mit schwarzer Lava vom Berg hinunterfloß, er jetzt aber den Rückzug „to the Mountains“ propagiert? Trotzdem zahlt es sich aus, sich „Now, Diabolical“ zu widmen und die unterschwellig fließende Energie zu entschlüsseln – und so letztens doch einen nach dem ersten Eindruck unerwartet starken neuen SATYRICON-Release zu entdecken.

 


Tracklist „Satyricon & Munch“:
1. Now, Diabolical
2. K.i.n.g
3. The Pentagram Burns
4. A New Enemy
5. The Rite Of Our Cross
6. That Darkness Shall Be Eternal
7. Delirium
8. To The Mountains
Gesamtspielzeit: 44:49

 


www.satyricon.no

 

SATYRICON - Now, Diabolical
SATYRICON – Now, Diabolical
LineUp:
Satyr - Vocals, Guitars, Bass, Keys
Frost - Drums
8
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