NAPALM DEATH - Smear Campaign
NAPALM DEATH
Smear Campaign
(Grindcore)

 


Label: Century Media
Format: (LP)

Release: 2006


NAPALM DEATH – Smear CampaignEs stellt sich anbetrachts der langen Schaffensperiode der Briten unweigerlich die Frage, wie kompatibel das Älterwerden und der Grindcore sind, wirkt ein unermüdlich zappelnder und kreischender Mittvierziger ebenso authentisch, wie selbige Person Anfang Zwanzig? Heißt altern einen Reifeprozess zu durchschreiten, in dem ungestüme Art ab-, Ernsthaftigkeit zugelegt wird? Wird man im Alter leiser, gemächlicher?

NAPALM DEATH werden auch mit „Smear Campaign“ hierauf keine befriedigende Antwort liefern – zwar präsentiert man sich auf der aktuellen Veröffentlichung straighter, old-schooliger, als auf den letzten Platten, nur minimales Experimentieren lässt genügend Freiraum für straighten Blast und tonnenschweren Groove zu – jedoch dokumentiert man erneut, dass die eigenen Stärken selbst nach Jahren in den hektischen, wüsten Phasen, und weniger Reiz in den beinahe verspielt-langsamen Momenten liegen. Tempowechsel schön und gut, allerdings nimmt man mir persönlich nach wie vor etwas zu oft den Fuß vom Gaspedal. Nichts desto trotz sorgen Barneys unvergleichbare Gesanglinien (beziehungsweise die typische Stimmlage schon allein) für einen immens hohen Merkfaktor der Songs, voller ungebündelter Aggression wirkt man – auch wenn die Stumpfheit der frühen Veröffentlichungen über Bord geworfen und wie bereits angesprochen ab und an die Bremse rechter Hand entdeckt wurde – dennoch.

„Smear Campaign“ kann man durchaus als das düsterste Album der bisherigen Schaffensgeschichte titulieren – eine Atmosphäre, welche den Briten durchaus gut zu Gesichte steht. Die dezent eingesetzte Stimme von THE GATHERING-Frontfrau Anneke Van Giersbergen bei „In Deference“ beispielsweise, die Effekte im Zuge von „Persona Non Grata“ oder Barneys düster-cleaner Gesang im schleppend-zähen Titeltrack sind Teil eines neuen, anderen Spiels, welches sich glücklicherweise nur bedingt vom Altgewohnten abhebt, denn: Essenziell ist nach wie vor die frenetische Raserei, ein beinahe spielerisches Verbeißen in die Ungerechtigkeiten der aktuellen Weltpolitik, auch Anno 2006 präsentiert man sich mehr als der bissige, trockene, aber durchaus kritisch-schlagfertige Scherz in geschätzter Gesellschaft denn als Effekt haschender Witz in Cannes mit Millionenbudget. Man darf festhalten: NAPALM DEATH sind viel mehr als eine seit etwa einem viertel Jahrhundert bestehende Lärmfraktion, sondern ein Manifest, welches sich in musikalischer wie textlicher Hinsicht im Laufe der Jahre ein respektable Spitzenposition erarbeitet hat, man ist der Pubertät entwachsen und präsentiert sich gestanden, jedoch zornig wie eh und je.

Kurzum: Nennenswerte Veränderungen werden vom Quartett selbst bei Fuß gehalten, denn selbst weiß man doch am besten, wo die eigenen Stärken liegen – zwar glücken Experimente nicht immer, verständlich ist es aber auch für den Hörer, dass man nicht stets dem eigenen Trott verfallen will und nach frischen Momenten trachtet; gut aber, dass nach der Brise wieder ein Orkan Einzug erhalten darf. „Smear Campaign“ kann somit durchaus neben der Vielzahl an Veröffentlichungen aus dem britischen Kronhause bestehen, wenn auch die Glanztaten in den Anfangstagen liegen – man ist nicht von Ungefähr eine Institution, eine Szeneikone geworden, und während „Order of the Leech“ oder auch „The Code is Red“ jene Position leicht ins Wackeln brachten, stärkt „Smear Campaign“ das Fundament erneut.

 


Tracklist „Smear Campaign“:
1. Weltschmerz
2. Sink Fast, Let Go
3. Fatalist
4. Puritanical Punishment Beating
5. When All Is Said And Done
6. Freedom Is The Wage Of Sin
7. In Deference
8. Short-lived
9. Identity Crisis
10. Shattered Existence
11. Eyes Right Out
12. Warped Beyond Logic
13. Rabid Wolves (for Christ)
14. Deaf And Dumbstruck (intelligent Design)
15. Persona Non Grata
16. Smear Campaign
Gesamtspielzeit: 45:05


www.napalmdeath.org

 

NAPALM DEATH - Order Of The Leech
NAPALM DEATH – Smear Campaign
LineUp:
Mark "Barney" Greenway
Mitch Harris
Shane Embury
Danny Herrera
7
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