Das erste Track “I Loathe”, den man sich schon vor einiger Zeit auf MySpace anhören konnte, zeigte schon, dass NEAERA gleich mehrere Härtegrade zugelegt hat, denn der Opener vom vierten Werk „Omnicide – Creation Unleashed“ lässt den Metalcore komplett außen vor und widmet sich fast komplett dem Death Metal. Mit bösem Riffing beginnt der Song und sogleich setzt das Schlagzeug mit Grindattacken ein und Benny – „kleiner Mann, große Stimme“ Hilleke grunzt und keift als hätte er nie etwas anderes gemacht. Der Song entwickelt sich zu einem schnellen, sauberen Banger, der das Album wunderbar eröffnet. Metalcore, wo bist du hin? – Auch NEAERA haben erkannt, dass dieses Genre mittlerweile mehr als ausgeschöpft ist und Stakkato und Gebreake einfach schon langweilt. Wie die Landeskollegen MAROON beschreiten auch sie neue Wege.
Richtig angepisst klingt Benny auch beim folgenden „Prey To Anguish“, das nochmals einen Zahn zulegt. Die Jungs klingen nicht nur mehr nach Death Metal, sondern auch verdammt sauer, aber auf eine befreiende Weise, sodass man merkt, dass ihnen die Musik sehr viel Spaß macht. „Grave New World“ kann sogar mit ein paar Blastbeats und dazu passendem Riffing etwas Black Metal Atmosphäre beschwören, wenn auch nur rudimentär. Beim ungemein groovenden „Age Of Hunger“ wiederrum finden NEAERA zeitweise sogar die Bremse und klingen, ebenso wie beim Titeltrack, ein Stück wie ILLDISPOSED, was nicht zu letzt an den kellertiefen Growls liegt, während das hektische, aber starke „Caesura“ alles niederwalzend auf die Tube drückt. Auch hier kommen die Blasts nicht zu kurz. Leider wird bei dem Geknüppel, so technisch professionell es auch präsentiert wird, nicht mehr sehr auf die Eingängigkeit wie bei den Vorgängern geachtet, was den Zugang zu dem Werk etwas erschwert. Wobei dann „In Near Ruins“ und „I Am The Rape“ doch etwas früher hängen bleiben. Aber live wird „Omnicide – Creation Unleashed“ definitiv eine Macht werden, wobei ich mich frage, wie Trommler Sebastian Heldt dies überstehen will. Man wird sich hoffentlich selbst davon überzeugen können.
NEAERA beschreiten nun also neue Wege und haben einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht, die es jetzt zu perfektionieren gilt. Aber jetzt schon eine geiles Teil, das es zu besorgen gilt, auch wenn man ihm etwas Zeit geben muss!
Tracklist „Omnicide – Creation Unleashed“:
1. I Loathe
2. Prey To Anguish
3. The Wretched Of The Earth
4. Grave New World
5. Age Of Hunger
6. Caesura
7. Omnicide
8. In Near Ruins
9. The Nothing Doctrine
10. I Am The Rape
Gesamtspielzeit: 43:56