2009 ist das Jahr des neuen „Evangelion“. Aber nicht weil sich die Kirche etwas Neues einfallen lassen hat, sondern weil die Extreme-Metaller von BEHEMOTH schlicht und einfach ihr neuestes Album so benannt haben. Das Wort „Evangelion“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „gute Neuigkeiten“ bzw. „eine Siegesbotschaft zu überbringen“ oder im biblischen Kontext „das Wort Gottes zu verkünden“. Bei einer Extreme-Metal Band wie BEHEMOTH kann das nichts Gutes für die Kirche und ihre Anhängerschaft heißen. Die Polen wollen sicherlich nicht das christliche Wort Gottes verkünden, sondern ganz im Gegenteil die Menschen zum selbstständigen Denken animieren und sich nicht von irgendeiner Institution oder einem System beeinflussen lassen.
Das Cover zeigt die Hure von Babylon, wie sie das siebenköpfige Monster reitet und sie von Heiligen angebetet wird. In der rechten Hand hält sie ein Schwert, auf dem Boden vor ihr liegen zerbrochen die Tafeln, auf denen die 10 Gebote stehen. Im neuen Testament ist die Hure Babylons das Symbol für die Rebellion und den Widerstand gegen Gott.
In den ersten paar Sekunden des ersten Songs „Daimonos“ hört man Menschen schreien und eine gebieterische dunkle Stimme, wie die eines Königs oder Gottes, bis kurz darauf infernale Hochgeschwindigkeits-Blast Beats einsetzen und einen die geballte Wucht und Zerstörungswut eines tobenden Behemoths trifft. Die Bezeichnung „Extreme“ Metal trifft bei den Polen nicht nur durch das benutzte Genre zu, sondern auch durch das hochtechnische und ultraschnelle Drumming von Inferno welches erstens seinem Namen 100% gerecht wird und zweitens beinahe an Extremsport grenzt. Es vergeht keine Sekunde, wo er nicht mindestens auf ein Becken oder eine Drum schlägt und die Bass Drum kickt. Sogar bei den tempomäßig mittelschnellen Nummern wie z.B. „Ov Fire And The Void“, werkt Drummer Inferno nicht weniger wie bei den anderen Songs. Darüberhinaus gibt es zu diesem Song bereits das erste Video. Dummerweise kann man sich das originale Video bei Youtube nicht mehr ansehen, da es unmittelbar nach dem Erscheinen als zu anstößig befunden und somit zensiert wurde.
So wie auch die sehr erfolgreichen vorherigen Alben „The Apostasy“ und „Demigod“, besteht das Rezept der Polen aus brutalen Blast Beat Passagen, vermischt mit dämonischem Shredder-Riffing und gekoppelt an tonnenschwere Zerstörer-Riffs, die wie das Stampfen eines riesigen Untieres klingen. Nicht umsonst heißt das Wort „Behemoth“ auf Hebräisch „riesen Tier“. Dazu kommt die Stimme von Nergal, die jedem Gott der Unterwelt gerecht werden würde und ein leichter Hauch von orientalischem Flair, erzeugt durch das zeitweilige Einsetzen von Instrumenten wie Sitar oder Gongs und einigen eingespielten Samples. Diese Mixtur aus Black- und Death Metal Elementen stellt man sich mit der hochtechnischen und brutal harten Präzision der Polen um Nergal, Orion und Inferno vor und schon hat man ein ziemlich exaktes Bild von BEHEMOTH.
Manchmal könnte man etwas den Überblick in den schnellen Blast Beat Passagen verlieren, doch durch das abwechslungsreiche und dynamische Songwriting findet man schnell wieder Halt in den Songs. Es befinden sich einige generell mehr auf Tempo setzende Nummern wie z.B. „Daimonos“ oder „Shemhamforash“ und ein paar atmosphärische und finstere Tracks wie „Ov Fire And The Void“, „Alas, The Lord Is Upon Me“ und „Lucifer“ auf der CD, welche alle zu überzeugen wissen.
Aufgenommen wurde das Werk in der Heimatstadt der Polen im Radio Gdansk Studio unter Beaufsichtigung der Wieslawscy Brüder. Die Drums produzierte dieses Mal Daniel Bergstrand, der bereits an den Reglern beim Vorgänger „The Apostasy“ saß. Colin Richardson, der auch bei Bands wie MACHINE HEAD, SLIPKNOT oder CARCASS mitgearbeitet hat, mixte das Album. Man findet allerhand Prominenz und Erfahrung vor, die sicherlich zum guten Sound und zur Qualität von „Evangelion“ beigetragen haben. Somit ist das Album ein durch und durch gelungener Nachfolger von „The Apostasy“. Man fragt sich nur wie sie das nun toppen wollen?
Tracklist „Evangelion“:
1. Daimonos
2. Shemaforash
3. Ov Fire And The Void
4. Transmigrating Beyond Realms Ov Amenti
5. He Who Breeds Pestilence
6. The Seed Ov I
7. Alas, Lord Is Upon Me
8. Defiling Morality Ov Black God
9. Lucifer
Gesamtspielzeit: 41:59