Victims Of The Modern Age
(Progressive Metal)
Label: InsideOut
Format: (LP)
Release: 2010
Wie verfasst man ein Review über eine Band bzw. einem Release von der Progressive Metal Legende Arjen Anthony Lucassen, ohne ins Schwärmen zu kommen oder gar Lobpreisungen auszusprechen? Ganz einfach – gar nicht! Der Mann schafft es immer wieder, alles was er anfasst in Gold zu verwandeln. Nach den letzten zwei Geniestreichen von AYREON und dem sehr guten Projekt GUILT MACHINE hat der Meister STAR ONE reanimiert, um erneut mit Russel Allen (SYMPHONY X), Damien Wilson (THRESHOLD), Floor Jansen (REVAMP) und Dan Swanö (NIGHTINGALE) in ferne Sphären zu steigen.
Fast schon minimalistisch für die Verhältnisse von Arjen, aber mit dieser genialen Besetzung, die durch seinen Lieblingsdrummer Ed Warby (GOREFEST, HAIL OF BULLETS), Bassist Peter Vink und Gastsoli von Joost van den Broek und Gary Wehrkamp komplettiert wird, hat man eine Starbesetzung, wie sie im Buche steht. Somit ist „Victims Of The Modern Age“, wie schon das 2002er Werk „Space Metal“ natürlich fokussierter und etwas direkter als AYREON. Und er schafft es erneut, souverän eine Brücke zwischen progressiver Komplexität und schöner Eingängigkeit zu erschaffen, die man nicht für möglich halten sollte. Bestes Beispiel und ein großes Highlight stellt der Titeltrack dar, den man nach ein paar Durchläufen nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Totzdem wird man in diesem Song immer wieder Neues entdecken.
Wie gewohnt erkennt man bei jedem Song sofort, dass es sich, dank des unvergleichlichen Sounds, nur um Arjen Lucassen und dessen einzigartigen Stil handeln kann. So werden im Intro „Down The Rabbit Hole“ und dem folgenden „Digital Rain“, dank bekanntem Riffing und der markanten Hammond Orgel gleich Erinnerungen an den Vorgänger aus dem Jahr 2002 wach.
Dass die Gesangsleistungen der vier Protagonisten zu einem Kniefall verleiten, muss nicht separat erwähnt werden. Alle leisten vorzügliche Arbeit, die von hohen Vocals, über gefühlvolle Gesangslinien bis hin zu diversen Growls reicht. Floor selbst übernimmt dabei eher eine Rolle im Hintergrund und sorgt für eine stimmige Atmosphäre.
Storytechnisch hält sich Arjen nicht mehr ausschließlichen in den Sphären des Alls auf, denn, inspiriert von Post-Apokalyptischen Filmen handeln die meisten Texte von diesem Setting. Und was man aus „Victims Of The Modern Age“ – das mit Gefühlen und Herzblut geschwängert ist – heraushört, so kann man sich wie immer auf außergewöhnliche Stories gefasst machen. Musikalisch wird auf jeden Fall die ganze Bandbreite aufgefahren und so ist bei „24 Hours“ dank dichter Atmosphäre und großer Dramatik für Gänsehaut gesorgt. Bei „Cassandra Complex“ herrscht dagegen eine eher positive Stimmung. Auch wenn sämtliche Songs Geniestreiche für sich sind, so hat der Meister sich das große Paket in Form von „It All Ends Here“ zum finalen Showdown aufgehoben und packt nochmal eins drauf und lässt einen mit der Crew des Raumschiffes mitfiebern und mitfühlen. Ganz großes Kino.
Arjen Lucassen ist und bleibt ein einzigartiger Musiker, der mit der Reanimation von STAR ONE genau das Richtige getan hat und den Klassiker nicht nur ehrt, sondern vielleicht sogar übertreffen kann. Schlussendlich wird das die Zeit zeigen. Fakt ist jedoch, dass „Victims Of The Modern Age“ schlicht als Meisterwerk zu bezeichnen ist. Und jetzt beende ich meine Lobpreisungen und tauche wieder in die Sphären von STAR ONE ein.
Tracklist „Victims Of The Modern Age“:
1. Down The Rabbit Hole
2. Digital Rain
3. Earth That Was
4. Victims Of The Modern Age
5. Human See, Human Do
6. 24 Hours
7. Cassandra Complex
8. It’s Alive, She’s Alive, We’re Alive
9. It All Ends Here
Gesamtspielzeit: 53:14
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