Kürzlich durfte ich schon über den Appetizer „Dakest Hours“, der der neue und mittlerweile dreizehnte Full-Lenghth Scheibe „Elysium“ vorangegangen ist, berichten. Jetzt kann ich endlich über das komplette Werk und dessen neun Songs schreiben.
Klar werden noch immer Skeptiker sagen, dass STRATOVARIUS ohne Timo Tolkki nicht existieren können, doch das muss ich dementieren, denn wer „Polaris“ gehört hat, sollte schon gemerkt haben, dass die Finnen immer noch ein Garant für nordischen Power Metal sind.
Doch nun ab in‘s „Elysium“. Der EP-Titeltrack „Darkest Hours“ ist als lockerer Einstieg gewählt und wird nach vier Minuten von „Under Flaming Skies“ abgelöst. Auch ein verhältnismäßig kurzer Track, doch mit etwas mehr progressiven Elementen versehen, erschaffen STRATOVARIUS mühelos eine schöne Fusion aus Prog und eingängigem Power Metal. Dank schönen Keyboards, einem einprägsamen Chorus und Doublebass ist auch ein leichter Zugang gewährleistet. Auch „Infernal Maze“ kennen wir schon vom Debüt.
Bisher klingt das Album locker, offen und ungezwungen, was ein Vorteil zum Vorgänger ist, denn dieser war dann doch eine Spur sperriger, was aber verständlich ist, lag doch ein großer Druck auf die MKII Version von STRATOVARIUS, von der man nun getrost sprechen kann, denn mit Timo Tolkki ist ja das letzte „quasi“-Gründungsmitglied von der Bildfläche verschwunden.
Auch wenn es nun epischer und progressiver wird, so bleibt dennoch dieses ungezwungene Gefühl. „Fairness Justified“ beginnt mit Sprechgesang und akustischer Gitarre, leitet in einen stampfenden mit Bombast ausgestatteten Teil über und steigert sich nach einem sehr schönen Solo von Mattias immer mehr. Bevor aber die schwere Kost ausgepackt wird (uns erwartet noch ein 18-Minüter), lassen die Herren uns nochmals die Matten schütteln und fröhlich den Chorus von „The Game Never Ends“ trällern. Ein typischer STRATO-Hit der Marke „Hunting High And Low“ oder „Eagleheart“ – live ein Muss, aber ob er sich zu einem Klassiker dieses Kalibers entwickelt, bleibt natürlich abzuwarten.
„Lifetime In A Moment“ beginnt mit einem stimmigen Intro, das eigentlich nur aus diversen Hintergrundsounds besteht. Es setzen die Gitarren ein und man fühlt sich an bombastische Stampfer wie „Soul Of A Vagabond“ oder „Alpha & Omega“ erinnert, jedoch nur von der Stimmung her, denn der Song ist sehr eigenständig, was großteils auch an der Gitarrenarbeit von Mattias liegt, der sich immer mehr einbringt, ohne jedoch den STRATOVARIUS Sound zu sehr zu verändern. Logische Weiterentwicklung könnte man dies nennen. Man beachte auch, dass Herr Kupiainen auch bei sechs der neun Songs mitkomponiert hat. Wunderbar sind auch die Solo-Duelle mit Flitzefinger Jens Johannson, der immer wieder unerwartete Melodien und unmögliche Soli aus seinem Ärmel schüttelt.
Nun zu Timo Kotipelto, der natürlich nicht unerwähnt bleiben darf. Klar, wer seine Stimme nicht mag, wird sie nie mögen, aber auch auf „Elysium“ beweist er sein Können und verzaubert einem bei der gelungenen Ballade „Move The Mountain“ ebenso, wie er bei den anderen Songs überzeugt.
Danach wird wieder das Gaspedal getreten. Drummer Jörg Michael ist zwar nicht mehr der Jüngste, doch tritt er die Doublebass immer noch durch, ohne auf Verluste zu achten. Nach diesem erfrischenden Ausflug in UpTempo Gefilde, entführen einen die STRATOS in das 18-Minütige „Elysium“ und zeigen alle bekannten Elemente, Trademarks und Facetten der Band auf – und noch mehr. Ein wahrlicher Hörgenuss, der nicht zu beschreiben ist, sondern gehört werden will.
Mehr gibt es auch nicht zu sagen, außer dass die Band auch nach diesen vielen Rückschlägen sich nicht unterkriegen lässt und zu neuer Stärke heranreift und zusammenwächst.
Tracklist „Elysium“:
1. Darkest Hours
2. Under Flaming Skies
3. Infernal Maze
4. Fairness Justified
5. The Game Never Ends
6. Lifetime In A Moment
7. Move The Mountain
8. Event Horizon
9. Elysium
Gesamtspielzeit: 56:29