Als riesiger Fan der Mad Max Filmreihe mit Mel Gibson und ganz besonders des dritten Teils „Jenseits der Donnerkuppel“, kann einem die Band TURISAS zumindest optisch nur liegen. Sind doch die Kostüme und die rotschwarze Kriegsbemalung allemal ein Hingucker.
Über den musikalischen Stil der Jungs lässt sich da schon eher streiten. Eine genauere Einordnung ist schwierig, da die Grenzen der Musik sehr verschwimmen. Allgemein kann man jedoch sagen, dass TURISAS hauptsächlich epischen Viking Metal, vermischt mit finnischem Folk, spielen. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Battle Metal“. Und dieser Name trifft den Nagel auf den Kopf.
Der passende Titel der Scheibe lautet „Stand Up and Fight“, von dem es auch den gleichnamigen Song auf der Scheibe gibt. Wenn der Albumtitel nach dem besten Song gewählt wurde, dann kann ich das zu einhundert Prozent unterschreiben. Genialer, brachialer Reißer der alles hat was einen guten Titel ausmacht. Perfekter kraftvoller Gesang von Bandchef Mathias „Warlord“ Nygård der bei den unterschiedlichen Strophen sehr variiert. Bei den stilleren Parts erinnert mich der Sänger an den jungen David Bowie und man möchte sich nur mehr zurücklehnen und träumen. Hier wäre noch der Mittelteil erwähnenswert, der stark an den Soundtrack von dem Film Fluch der Karibik erinnert. Für mich einer der stärksten Songs, den die Finnen bisher aus ihren Instrumenten zauberten.
Bei „The Great Escape“ geht es ein wenig härter zu und zwischendurch wird brav gegrölt. Besonders lustig der Refrain, der kling als würden sich zwei duellieren. „Fear The Fear“ geht in dieselbe Richtung, nur kommt hier die Geige von Olli Vänskä mehr zur Geltung. Der Mann mit dem elbischen Zopf hat richtig Spaß an seiner Arbeit und holt das Maximum aus seinem Arbeitsgerät heraus.
Eines wird nach dem ersten Durchgang sofort klar, setzte man bei den letzten Alben eher auf Härte, kommen bei „Stand Up And Fight“ die klassischen Elemente zum Tragen. Bei „End Of An Empire“, bei dem im Refrain ein Chor mitsingt, und die Musik schon sehr opulent klingt, kommt der Klassikeinfluss am besten zur Geltung. Als Kritikpunkt könnte man eventuell noch anbringen, dass es ein bisschen weniger Epik auch getan hätte. Ansonsten ein richtig fetter Burner der stark an RHAPSODY OF FIRE erinnert und sich als Soundtrack für einen Sandalenfilm eignen würde.
Das melancholisch beginnende „Take The Day“ und „Hunting Pirate“ gehören auch noch lobend, erwähnt, da sie richtig Spaß machen. Besonders bunt treiben es die Piraten, die sofort Lust auf eine Flasche Rum machen. Mit Sicherheit der Partysong auf dem Silberling und auch live ein Erlebnis.
Für mich liefern TURISAS die Überraschung des Jahres ab, was bestimmt nicht jeder so sehen wird. Wenn sich eine Band musikalisch etwas traut und neue Wege beschreitet, dann hinterlässt das des Öfteren verbrannte Erde. Alt eingesessene Fans werden mit der neuen Richtung und den klassischen Einflüssen womöglich nicht so ihre Freude haben, doch dank fett produzierten Sounds und einer tollen Stimme wird die sympathische Truppe jede Menge neue Anhänger gewinnen.
Tracklist „Stand Up And Fight“:
1. The March Of The Varangian Guard
2. Take The Day!
3. Hunting Pirate
4. Venetoi! – Prasinoi!
5. Stand Up And Fight
6. The Great Escape
7. Fear The Fear
8. End Of An Empire
9. The Bosphorus Freezes Over
Gesamtspielzeit: 46:19