Es ist ja allgemein bekannt, dass sich keine der Alben von Herrn DEVIN TOWNSEND gleichen. Dennoch bereitet einen dieses Wissen nur wenig auf den Anfang von „Epicloud“ vor. Das Gospel Chor-Intro, „Effervescent!“ gefolgt von „True North“, dessen erste Minute auch auf einem bizarren Pop-Album zu finden sein könnte, erwischt einen auf dem falschen Fuß. Die schier endlose Wiederholung der Phrase „I love you, I need you“ zermürbt einen dann doch irgendwie. Aber, es wäre ja nicht Devin Townsend wenn er nicht sogar damit die Kurve kratzen könnte. Überhaupt kann man „Epicloud“ als einen einzigen großen Stilbruch bezeichnen, schließlich werden fröhlich Folk, Gospel, Pop Rock und weiß der Teufel was mit einem Schuss Metal vermengt und ob das noch nicht genug wäre, schiebt man auch die eine oder andere Ballade hinein.
Musikalisch macht „Epicloud“ seinem Namen alle Ehre. Durch den streckenweise etwas inflationären Einsatz von Chorgesängen bekommt die Scheibe einen wahrhaft epischen Charakter und auch die sehr fette Produktion leistet dazu seinen Beitrag. Technisch kann man an „Epicloud“ auch nichts aussetzen. Alle Musiker liefern eine tadellose Leistung, allen voran Devin Townsend selbst der hier stimmlich eine Galavorstellung liefert. Auch die Entscheidung Anneke Van Giersbergen wieder als gesangliche Verstärkung an Bord zu holen war eine gute. Schon auf „Addicted“ war die unvergleichliche Chemie zwischen den beiden zu spüren und auch jetzt ist es nicht anders. Nicht zuletzt wegen Anneke wird das Re-Recording von „Kingdom“ hier zu einem absoluten Highlight.
Ein weiteres bemerkenswertes Detail an „Epicloud“ ist, dass alle Songs zusammenhängen. Themen aus vorhergehenden Songs werden zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen und Pausen zwischen den Tracks gibt’s sowieso nicht. Trotz seiner stilistischen Vielfalt ist „Epicloud“ dadurch ein in sich geschlossenes Werk.
Es ist schon eine interessante Scheibe, die einem hier vorgelegt wird und vor allem auch die vielseitigste, die Devin jemals auf seine Hörer losgelassen hat. Seiner vielen Stärken zum Trotz muss man aber zugegeben, dass „Epicloud“ ob seiner frappierenden Stilbrüche mitunter etwas anstrengend werden kann. Man könnte nun sagen, es sei ein Album für Leute mit einem breiten musikalischen Horizont, aber das wäre irgendwie eine Untertreibung. Ein hörenswertes Album ist es aber auf jeden Fall geworden.
Tracklist „Epicloud „:
1. Effervescent!
2. True North
3. Lucky Animals
4. Liberation
5. Where We Belong
6. Save Or Now
7. Kingdom
8. Divine
9. Grace
10. More!
11. Lessons
12. Hold On
13. Angel
Gesamtspielzeit: 49:58
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