Die US-Thrasher mit dem sperrigen Namen FLOTSAM & JETSAM lieferten 2011 mit dem Werk „The Cold“ über Nuclear Blast ein gelungenes Comeback in die Oberliga. Für den Nachfolger „Ugly Noise“ standen die Zeichen aber schlecht. Nicht nur, dass man sich von dem deutschen Label trennen musste, man griff sogar auf Pledge Music zurück, über die sich F&J ihr Album von den Fans vorfinanzieren mussten. Das alles muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes für die Musik des mittlerweile elften Langeisens haben, doch verwunderlich ist das eigentlich schon und vor allem sehr traurig, wenn man sieht wie weit die Szene schon ist.
(Mittlerweile hat Metal Blade Records die Band unter Vertrag genommen und das Album regulär veröffentlicht)
Aber auf geht es zur Musik. In einem Interview im Vorhinein verlautbarte man, dass das ehemalige Mitglied Jason Newsted, der aber erst durch METALLICA wirklich bekannt wurde, an einigen Songs mitgearbeitet hat. Hörbar ist das ganze jetzt nicht explizit, aber eine schöne Werbung für „Ugly Noise“. Außerdem hat man durch den Heimkehrer Kelly David Smith, der sich wieder hinter die Drums gesetzt hat, das Original Line Up von den Alben „Cuatro“ bis „High“ zusammen.
Man beginnt mit dem Titeltrack und passend zum Artwork erklingen düstere Piano-Klänge, die sofort eine schöne und spannende Atmosphäre aufbauen. Und schon jetzt merkt man, dass FLOTSAM & JETSAM den modernen Weg des Vorgängeralbums konsequent weitergehen und sich von dem Genre Thrash Metal fast gänzlich verabschiedet hat. Zwar gibt es noch messerscharfe Riffs und einige Drum-Attacken, doch man setzt nun auf eine düstere Stimmung bleibt meistens im Midtempo-Bereich. Fans der alten Tage wird das enttäuschen, doch wem „The Cold“ gefallen hat, der kann auch bei „Ugly Noise“ seine Freude haben, denn so hässlich ist das gebotene Material gar nicht. „Gitty Up“ kommt mit coolem Riff und Headbang-Rhythmik daher und geht dann schon etwas mehr nach vorne. Fronter Eric A.K. liefert eine exzellente Gesangsperformance und der Song geht schnell ins Ohr. Ein richtiger Live-Kracher. Langsam, behäbig und sehr ruhig geht es bei „Run And Hide“ zu, aber auch hier trumpft Eric auf und gerade der intensive Schlussteil gefällt. Und doch! Da gibt es noch rudimentären Thrash Metal. „Carry On“ hat richtig coole BayArea-Beats und ein 80er-Riff. Coole Nummer á la ANTHRAX.
Es geht abwechslungsreich und spannend weiter. „Rabbits Foot“ ist ein hymnischer Ohrwurm, „Rage“ trumpft mit cooler Rhythmik auf, „I Believe“ ist einfacher gestrickt und einprägsamer Rock und das abgehackte „Motherfuckery“ überrascht durch ein paar Synthies und Effekte. Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Song hat definitiv was.
Auch wenn ich keinen Totalausfall finde, so zünden nicht alle Songs so wie auf „The Cold“ und die großen Hits lassen auch auf sich warten. Hoffentlich kommen FLOTSAM & JETSAM bald wieder zu ihrer Form, denn auch wenn der Weg stimmt, so ist da noch mehr drinnen.
Tracklist „Ugly Noise“:
1. Ugly Noise
2. Gitty Up
3. Run And Hide
4. Carry On
5. Rabbits Foot
6. Play Your Part
7. Rage
8. Cross The Sky
9. Motherfuckery
10. I Believe
11. To Be Free
12. Machine Gun
Gesamtspielzeit: 47:15