Die mittlerweile zum Death Metal konvertierten NEAERA, die einst mehr in Richtung Metalcore tendierten, haben mittlerweile ganze zehn Jahre am Buckel (Gratulation an dieser Stelle!) und liefern mit „Ours Is The Storm“ ihren nächsten brutalen Brocken ab. NEAERA sind in den zehn Jahren komplett von LineUp-Veränderungen verschont geblieben und auch ihr Label Metal Blade hält den Münsteranern brav die Stange. Und genau das kannte man der Band schon bei den letzten beiden brachialen Outputs „Forging The Eclipse“ und „Omnicide – Creation Unleashed“ an. Wobei die Songs manchmal fast etwas zu durchstrukturiert und berechenbar wurden. Die Wildheit und das Ungestüme ist gewichen und technische Präzision und professionelle detailreiche Arbeit hat Vorrang. Beides hat natürlich seine Vorteile, der Fan muss jedoch selbst entscheiden, ob ihm die genialen Klassiker „The Rising Tide Of Oblivion“ oder „Let The Tempest Come“ oder eben die neueren Werke lieber sind.
Aber nun zu dem neuen Output mit dem schönen Namen „Ours Is The Storm“: Brutaler und düsterer den je tönen NEAERA im Jahr 2013. Der Titeltrack macht keine Gefangenen, reduziert die Melodien auf ein Minimum, streut diese nur äußerst subtil in Form von schwedisch angehauchten Riffs ein und die tiefen Growls von Brüllwürfel Benny lassen auf einen waschechten Death Metal-Track schließen. Gegen Ende steigert man das Ganze noch mit einer derben Knüppelattacke und eindringlichem, tonnenschwerem Riffing. Genau dieses begleitet uns über das gesamte Album. Es scheint fast so als wollten uns die Deutschen immer mal wieder hypnotisieren und in ihren Bann ziehen – vielleicht kennt ihr noch die Hypno-Kröte von Futurama – denn so stelle ich mir die Wirkung dieser vor. Etwas melodiöser geht es beim Doublebass-Gewitter „Decolonized The Mind“ zu. Schlagwerker Sebastian Heldt leistet auf diesem Album eine wahnsinns Arbeit und wird mit dieser Leistung weiterhin live Rüben abschrauben. Geniale Leads serviert man bei „Through Treacherous Flames“ und schafft so eine Spur mehr Eingängigkeit. Genau diese Eingängigkeit ist auch wichtig, denn NEAERA halten das Tempo und den Härtegrad immer in schwindelnden Höhen, was „Ours Is The Storm“ bei den ersten Durchläufen etwas eintönig erscheinen lässt. Hat man sich aber etwas eingehender mit dem Werk beschäftigt, so kristallisieren sich schon so einige Unterschiede und Details heraus.
Ein gutes Beispiel ist das wieder sehr eindringliche „Walk With Fire“, das auch mal das Tempo zurück nimmt und düstere Klänge, die fast schon in Richtung PARADISE LOST gehen versprüht. Ein weiterer Track dieser Sparte ist „Between Us And Annihilation“, der einen fast in Trance prügelt und eine neue Seite von NEAERA aufzeigt. Auch die Screams von Benny haben sich nochmal verbessert, denn so abwechslungsreich wie heute hat er noch nie agiert. Außerdem schaffen es NEAERA auch in ihrem achten Werk erfolgreich auf cleane Vocals zu verzichten. Wozu auch?
Kurzum – wer NEAERA mag, wird auch dieses Album lieben. Die Band hievt sich auf die nächste Stufe, liefert einige unerwartete Überraschungen und bleibt dabei den in den letzten fünf Jahren eingeschlagenen Weg der ganz eigenen Version des Death Metals treu. Weiter so.
Tracklist „Ours Is The Storm“:
1. The Deafening
2. Ours Is The Storm
3. Decolonize The Mind
4. Through Treacherous Flames
5. Ascend To Chaos
6. Walk With Fire
7. My Night Is Starless
8. Black Tomb
9. Between Us And Annihilation
10. Slaying The Wolf Within
11. Back To The Soul
12. Guardian Of Ashes
Gesamtspielzeit: 40:01