Die Wien-Russen RUSKAJA sollten seit einigen Jahren so ziemlich jedem Österreicher, der sich mit Musik befasst ein Begriff sein. Die Truppe spielte schon unzählige Gigs in Österreich, auf Festivals und tritt auch wöchentlich bei Stermann und Grissemann in Willkommen Österreich auf ORF1 auf. Dort dürfen sie zwar zwischendurch immer nur kurze Überleitungen spielen, Witze musikalisch untermalen und zum Schluss noch einen ganzen Song präsentieren, aber man kann sich auf jeden Fall schon ein Bild über das Schaffen der Band machen.
Für mich war das Ensemble bestehend aus sieben Mitgliedern aus Russland und Österreich (wenn man genau sieht, sind nurmehr zwei Musiker aus der ehemaligen Sowjetunion) immer so etwas wie eine Spaßtruppe. Ist ja auch nicht verwunderlich, nachdem man für die beiden genannten Kabarettisten arbeitet. Dass die Herren plus Dame aber erfolgreiche Konzerte absolvieren und Alben auf den Markt werfen, zeigt, dass viele Fans RUSSKAJA ernst nehmen. Album Nummer drei hört auf den Namen „Energia!“ und bietet RUSSKAJA in bekannter Form.
RUSSKAJA mussten seit 2005 schon einige Abgänge verkraften, doch Frontmann Georgij Alexandrowitsch Makazaria scharte immer wieder neue Möchtegern-Russen um sich und blieb seiner Linie treu. So kann die Russ-Punk-Rock-Polka von „Energia!“ beginnen. Der Titeltrack bietet gleich die genannten Genres, etwas Reggea und einen heftigen Refrain. Georgij singt auf Deutsch, Russisch und Englisch, was dem Ganzen noch mehr Dynamik gibt, als die Wiener sowieso schon bieten. RUSSKAJA geben oft Vollstoff, doch es geht auch ruhiger. „Barada“ bietet nicht nur schräge Lyrics, sondern auch Bierzelt-Schunkel-Atmosphäre. Klar mit Metal hat das alles nichts zu tun und auch der Rock ist nur mit viel Fantasie erkennbar, doch irgendwie macht die Party-Mucke von RUSSKAJA zwischendurch mal gerne Spaß. Zu oft oder zu lange kann ich mir „Energia!“ aber nicht anhören, da muss man schon zu den schrägen Tönen der Band stehen.
Nicht nur das Songmaterial ist abwechslungsreich, denn bei „Istanbul“ gibt es türkische Elemente und „Dikije Deti“ holt zwischendurch doch mal den Hammer raus, sondern auch die Instrumentierung der Band ist mit Violine und Trompete nicht gerade Standard und lässt an die LENINGRAD COWBOYS denken.
Fans von RUSSKAJA werden mit „Energia!“ viel Spaß haben. Wer die Truppe noch nicht kennt, der sollte ganz vorsichtig das neue Werk antesten und selber entscheiden, ob dieser Österreich-Russische Musikbastard als Kulturgut behalten werden soll.
Tracklist „Energia!“:
1. Energia
2. Barada
3. Radost Moja
4. Autodrom
5. Istanbul
6. Violina Mia
7. Kartuli Vino
8. Surrealnaja
9. Dikije Deti
10. Ajajaj
11. Tanzi Tanzi
12. Sorry
Gesamtspielzeit: 40:02