RUSSKAJA - Turbo Polka Party - Review auf earshot.at.at

RUSSKAJA
Turbo Polka Party
(Ska | Punkrock | Metal)

Label: Napalm Records
Format: (LP)

Release: 03.02.2023

Seit fast einem Jahr wütet der Krieg in der Ukraine und seither ist für RUSSKAJA nichts mehr wie es war… Die Referenzen an die russische Kultur sind durch den verheerenden Krieg eingefärbt. Die Texte lassen sich nicht mehr mit Freuden rausschreien…Russkaja's letzte Worte

Eigentlich sollte der 03.02.2023 ein ganz besonderer und vor allem fröhlicher Tag sein, doch dann kam alles anders: eine große Band hat uns nach einjährigem Leiden verlassen und hinterlässt ein Loch in unserem Herzen. RUSSKAJA, geboren 2005 verließ uns im Alter von nur 18 Jahren.

Doch diese 18 Jahre waren geprägt von Highlights, großen Statements und viel Engagement. Gegründet vom charismatischen Ex-STAHLHAMMER Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria, geboren in der Sowjetunion, genauer gesagt Moskau, Wahlwiener und im Herzen Georgier, wie seine Eltern, arbeiteten sie sich über Jahre nach immer weiter nach oben, waren ein überaus wichtiges Teil der Comedy/Satire-Sendung „Willkommen Österreich“ mit Stermann und Grissemann. Außerdem stets sozialkritisch und gegen Krieg, Leid und Ungerechtigkeit. Und genau aus diesem Grund, verließ uns RUSSKAJA ironischerweise, denn unter den Umständen der mutmaßlichen Kriegsverbrechen in und gegen die Ukraine, konnte man so nicht mehr sicher existieren.

Doch RUSSKAJA haben uns just an diesem Tag auch ein würdiges Erbe präsentiert, denn die Herren und Damen aus Wien hinterlassen ihren Fans nicht nur sieben Alben, zwei EPs und zahlreiche Hitsingles, sondern auch das brandneue, achte Album „Turbo Polka Party“.

Und was draufsteht, ist auch drin. Stets waren RUSSKAJA für alle Späße zu haben, auf jeder Party der Blickfang und Mittelpunkt des Entertainments, doch sie konnten auch anders, wie sogleich der Flotte Banger „No Borders“ zeigt:

Bombs are falling again can u understand?
It’s the 21st century and
Nothing has changed
Digital media is blinding our eyes
Turning friends into enemies
With all those lies

No borders, no wars
We‘re equal, all the same
No nations, no fighting
Just stop this gameNo Borders

Mit dem ebefalls sehr harten “Russki Style” macht man im Anschluss klar, dass im Erbe auch genau das drinsteckt, wofür Fans die Band so liebten. Flotte Ska-Beats, wie sie auch THE INTERRUPTERS nicht besser könnten, verstärkt durch Trompete und Violine, Party-Feeling und dreisprachige Texte in Deutsch, Englisch und Russisch. Aber RUSSKAJA vererben nicht nur an Punk/Ska/Polka Fans, sondern verteilen ihre Liebe auch an andere Genres, wie zum Beispiel dem Nu Metal. In „Shapka“ liefert man heftige Riffs, Sprechgesang, Rap und ein geniales Fred Durst Sound-a-like. Was für eine Überraschung, die sich später gemeinsam mit Benji Webbe (SKINDRED), der die dahingeschiedenen wohl als einer der letzten lebend gesehen hatte und sie sicher im Studio voller Elan, Freude und Engagement erlebt hat. Der Track geht ab wie Rakete, klingt stark nach Benjis Band, aber auch KORN spielen da eine kleine Rolle.

Die Russen-Satire geht weiter mit dem getragenen „Olga Von Der Wolga“ – ein Lied, das klingt als hätten es russische Soldaten bereits im Kaiserreich im Chor an eisigen Abenden mit alkoholgeschwängerter, aber melancholische Stimmung voller Inbrunst intoniert. In diesem Falle hilft aber Micha Rhein von IN EXTREMO aus.

Typische Turbo-Polka findet man noch im eingängigen „Paschli“, im entspannten „New Life“ gibt es zwischendurch Reggea Feeling, weibliche Vocals und eventuell einen Hinweis auf die Zukunft der Bandmitglieder? Dagegen überrascht „Senales“ mit spanischen Texten, während die „Turbopolka“ ein würdiges und überaus passendes Ende darstellt. Außerdem zeigten sie nochmal ihre Liebe für Weihnachten mit dem grandiosen „Last Christmas“ Cover.

Mag sein, dass heute ein trauriger Tag ist, doch RUSSKAJA wollten bestimmt nicht, dass wir weinen, jammern oder gar wütend sind, denn dafür standen sie nie. Und wo ein Ende da auch immer ein neuer Anfang. Somit holt euch das härteste und wahrscheinlich beste Album dieser einzigartigen Band und wartet ab, was da von den Herren und Dame noch auf die eine oder andere Weise auf uns zukommt, denn das wird bestimmt mindestens genau so groß.

Rest In Peace RUSSKAJA – es lebe der Neuanfang!

Tracklist „Turbo Polka Party“:
1. No Borders
2. Russki Style
3. Shapka
4. Olga von der Wolga (feat. Micha Rhein)
5. Paschli
6. New Life
7. Vozdukh (feat. Benji Webbe)
8. Senales (feat. Le Fly)
9. Last Christmas
10. Baila
11. Turbopolka
Gesamtspielzeit: 39:59

Band-Links: