Every show we play is a celebration of life

Im Zuge der aktuellen The Smile Tour, trafen wir Frontmann Benji Webbe, der uns im gemütlichen Backstage Bereich der Simm City herzlich willkommen hieß und uns nicht nur zum Grinsen brachte, sondern auch interessante Geschichten über die Entstehung von „Smile“, der Vergangenheit von SKINDRED und auch DUB WAR erzählte.


Die Wahrheit darf einer guten Geschichte nie im Wege stehen!Benji Webbe


Zuallererst, herzlichen Dank, dass du dir Zeit nimmst!

Ich danke dir, dass du dir Zeit nimmst. (grinst)

Hattet ihr eine halbwegs angenehme Reise in diesem Schneechaos? Ihr habt euch ja auch verspätet.

Life is about the journey! Wir hatten eine Reise hier her und ich hoffe, dass ich diese wunderschöne Energie, die ich in der Vergangenheit von dieser Stadt bekommen habe, auch heute wieder da ist.

Davon gehe ich aus! Also hast du schöne Erinnerungen an Wien?

Ja. Wir hatten hier immer eine gute Zeit. Wien war immer gut zu uns. Ich erinnere mich, dass wir mittlerweile seit über 20 Jahren hier immer willkommen waren. Wir sind wirklich Fans von dieser Stadt. Dieser Ort scheint uns immer Liebe zu zeigen. Wir waren zuletzt im Flex, unten beim Fluss und es war einfach magisch!

Wir haben euch am Nova Rock im Sommer gesehen!

Daran erinnere ich mich nicht. (lacht)

skindred interview

Was? Wirklich?

Ja, wir haben viele Festivals gespielt und natürlich weiß ich, dass wir am Nova Rock gespielt haben, aber ich kann dir nachher oft nicht mehr sagen was wo passiert ist, wenn wir so viele Festivals spielen.

Ich erinnere mich sehr gut daran! Zu aller erste war es eine großartige Show… Wir haben gegrinst, gelacht und getanzt! Es war einfach eine großartige Zeit. Aber es war auch verdammt heiß. Aber ich erinnere mich auch an deine Ansprache zu dem Song „Kill The Power“.
Du hast die Geschichte darüber erzählt, wie du in jungen Jahren deine Eltern verloren hast und auch über deinen Bruder…

Du meinst, darüber, dass er nicht sehr ermutigend war…

Genau, dass er meinte, dass dein Traum vom Rockstar-sein nie wahr werden wird. Aber du hast es geschafft! Denkst du also, dass diese schwere Zeit dich noch mehr animierte, deinen Traum zu verwirklichen?

Um ehrlich zu sein, mein Bruder hat mich immer sehr liebevoll unterstützt! Aber die Wahrheit darf einer guten Geschichte nie im Wege stehen! (grinst)
Wie gesagt, mein Bruder hat mich das ganze Leben lang unterstützt, aber es gab genug Leute in meinem Leben, die mich nicht unterstützten. Ich will damit einfach sagen: Wenn du einen Traum hast, dann träum ihn weiter! Das ist wichtig. Ich will die Leute einfach ermutigen, ihre Reise weiter anzutreten.

Also ermutigst du auch junge Musiker und Fans, wenn du sie triffst und sie einen ähnlichen Traum haben?

Mein Rat ist: Hört auf niemand anderes als auf euer Herz!

Das ist die perfekte Antwort, wie ich finde. Euer neues Album heißt…

Wie dein T-Shirt – „Smile“! (zeigt auf mein ELECTRIC CALLBOY Shirt, auf dem ein Smiley zu sehen ist).

skindred smile

Haha, genau! Aber ich habe das neue von euch noch nicht…

Da ist ok. Es ist immer gut, dass man mit Merch Bands unterstützt, egal welche! Darum freue ich mich schon, es bei dir zu sehen. Danke!

Dann lass uns über „Smile“ reden! Wie kam die Idee das Album zu betiteln?

Wir hatten jetzt nicht viel zu lachen in letzter Zeit. Wir wollten aber optimistisch an die Sache herangehen. Jetzt, wenn ich zurückschaue, wirkt es ziemlich surreal. Es wirkt für mich als hätten wir ins Universum gesprochen, also Positives Zeug. Nicht zu den Göttern oder so, einfach ins Universum raus, also verbreiteten wir positive Kraft, positive Energie. Und ich denke, wenn man positive Energie abgibt, dann kommt positive Energie zurück. Und mit dem Titel „Smile“, denke ich, haben wir dem Ganzen ein Gesicht gegeben.

Ja, wenn du den Titel liest und das Artwork dazu siehst, dann musst du ja förmlich grinsen. Es ist kraftvoll.

Ich erinnere mich auch immer nach einem Konzert, wenn ich von der Bühne komme und mich schnell umziehe und dann am Weg zum Bus bin, sehe ich oft die Leute, die nach einem SKINDRED Konzert die Halle verlassen. Und alle haben etwas gemeinsam: Das Grinsen in ihren Gesichtern. Und das bedeutet mir wirklich etwas. So war es für uns, als wir den Song „Smile“ hatten, klar, dass wir dieses Album so nennen sollten.

Also schaust du auch ins Publikum während der Show und suchst nach grinsenden Fans?

Nein, ich suche nicht danach, es passiert halt einfach. Und es ist ja nicht jede Nacht an der die Shows spielst gleich. Man kann sich ja über irgendetwas jeden Abend beschweren. Es gibt also jeden Tag etwas Neues zu erleben.

skindred interview

Also du vorhin meintest, dass es ja nicht viel zu grinsen bzw. lachen gab, gehe ich davon aus, dass du über die Pandemie sprichst.

Ja genau, ich spreche da von all den Dingen, die uns von den Dingen, die wir sonst getan haben, abgehalten haben. Das, was uns nach Hause gehen und bleiben ließ. Glücklicherweise sitzen wir heute in einem Raum ohne Masken, ohne Einschränkungen und das ist wunderschön. Einfach, dass wir wieder unser Zeug machen können. Meine Gedanken gehen aber auch raus an alle Familien, die in dieser Zeit Leute verloren haben.

Die Musikszene wurde ja wirklich schwer getroffen…

Ja, das hat uns gekillt. Was ich dazu sagen möchte, ist, dass man nun auch gerade wieder sieht, dass Leute auf Social Media ihre zahlreichen Klicks auf Spotify posten. Und ich hoffe, dass die Leute aber auch diese Energie in weiteren Support der Bands investieren. Geht auf Konzerte, kauft Merchandise. Klar, hört euch die Musik auf den Streamern an, doch viel wichtiger ist es über die anderen Wege die Band zu unterstützen, da diese den Bands viel mehr helfen und da auch wirklich etwas Geld bekommen.

Und natürlich nicht zu vergessen, dass sie auch zu den Konzerten kommen sollten.

Natürlich. Mir geht es absolut darum. Rock’n’Roll ist eine wunderschöne Sache. Das glaube ich wirklich. Wir haben die Möglichkeit das zu tun. Und ich denke Rock’n’Roll ruft nach dir und nicht du nach dem Rock. Wenn jemand sagt: Ich war mal musikbegeistert, dann weißt du sofort, das war er nie.

Würdest du das Album also als Pandemie-Album bezeichnen und ihr habt daraus auch die Inspiration genommen?

Definitiv. Von dem George Floyd- und Black Lives Matters Zeug bis hin und all dem Mord… weißt du, die Welt wird nicht einfacher. Die wichtigen Themen kommen geballt und schnell! Ich glaube wirklich daran, dass es wichtig ist Leute zu ermutigen, die durch schwere Zeiten gehen. Wo ist der Sinn dahinter, einfach eine catchy Melodie zu schreiben? Ich will wirklich, dass Leute durch die Musik, die wir machen auch ermutigt werden und auch Auftrieb dadurch bekommen, wenn es ihnen nicht gut geht. Die Leute sollten sagen können: Wow, die Musik hat mich durch diese schwere Zeit gebracht.

Ihr habt auf dem Album echt einige neue starke Hits und Hymnen. Meine Lieblingssongs ändern sich andauernd…

Ja, mir geht es da genauso!

Wie schwer war es also für euch eine neue Setlist zusammenzustellen und alte Songs rauszuwerfen?

Wir haben entschieden uns die Streams anzusehen und haben die offensichtlich beliebtesten Songs genommen. Und so funktioniert unser Set.

Klingt logisch. Das Album ist voller Energie und auch sehr abwechslungsreich. Dennoch hat mit ein Song besonders überrascht. „L.O.V.E.“ – was kannst du mir über den Track sagen?

Klar, ich erzähle dir, was da geschehen ist. Wir haben damals wegen der Pandemie immer alles online hin und her geschickt, da wir uns nicht wirklich sehen konnten. Sie haben mir Instrumentale geschickt, mit denen ich arbeiten konnte und schickte wieder etwas zurück. Als hätten wir Tennis gespielt. Also Musical-Tennis.

Mir ging es zu dieser Zeit nicht so gut. Es gibt einfach Zeiten, wo du in einem Tief bist. Aber da kam dieses großartige Stück von Musik herein. Ich wusste, dass das großartig ist. Aber ich fühlte mich zu dieser zeit nicht zu stark oder cool. Wenn ich ehrlich gewesen wäre über meine Gefühle damals, hätte ich nicht gesagt: „I’ve got sunshine!“, sondern: „I’m depressed!“. Oder Sachen wie: „I’m lonely“, oder: „This life is shit”. Das wollte ich eigentlich sagen, aber ich dachte mir, ich möchte etwas für die Leute tun und diese unterstützen und aufmuntern in dieser schweren Zeit. Also nahm ich meine Gefühle und drehte es einfach um, also sprach ich über Sonnenschein und darüber etwas durchzustehen und wollte aufmuntern. Das ist, was „Smile“ für mich bedeutet. Der Song sagt aus: „Smile please, show your theeth!“, dann siehst du hübsch aus.

Ich hab den Song am Nova Rock gehört, da war er noch nicht mal veröffentlicht und da hat er mich nicht nur zum Grinsen, sondern auch Lachen gebracht!

Haha, ja! Als wir ihn das erste Mal spielten, war das auf einem großen Heavy Metal Festival, als wir SLIPKNOT supporteten. Und all diese Kids mit ihren SLIPKNOT- oder Black Metal Shirts liebten diesen Song, wenn wir ihn spielten. Die haben ihn absolut geliebt.  Das Ding in der Musik ist, dass du oft in die Crowd schaust und dir denkst, dass die Leute diesen oder diesen Stil wollen, einfach weil sie so aussehen, als würden sie das wollen. Aber du wärst überrascht Mann. SKINDRED ist ein Soundsystem, ebenso viel wie eine Band. Wenn wir unser Zeug raushauen, siehst du diese Heavy Metal Typen mit ihren verdammten bösen T-Shirts zu der schwulsten Musik überhaupt herumspringen und das ist wunderschön. Ich liebe das. Ich mag diese Energie, wenn Leute einfach allen Bullshit vergessen und einfach eine gute Zeit haben, denn das Leben ist einfach zu kurz.

Das ist allerdings wahr. Du hast immer sehr coole Outfits auf der Bühne…

Ich versuche immer so oft wie möglich meine Outfits zu wechseln. Das ist, wie ich finde auch sehr wichtig.

skindred interview

Hast du da jemanden, der oder die dir diese Outfits schneidert?

Ja, klar. Ich mag diesen und jenen Stil, aber auch, dass man das eine mit dem anderen mal vermischt. Stell dir vor: King Kong meets Darth Vader! Das sind so meine Ideen und wo sie herkommen. Das coole ist, das schwarze Outfit, ich glaube ich habe es auch beim Einlauf am Nova Rock verwendet habe…

Als du zum „Imerpial March“ reingekommen bist?

Ja genau, das war eben genau die Idee: King Kong und Darth Vader! Und ich habe dann herausgefunden Marvin Gaye hatte so eine Jacke auf seinem Classic-Kult Album „What’s Going On“ an. Ich wollte auch so eine weiße Evel-Knievel Jacke mit all den Fransen und mit Raste-Zeug daran. Oder ich finde irgendeine Jacke von einer Drag-Queen cool und knalle dann Stacheln und so Zeug auf so ein Outfit. Also für mich sind diese Outfits irgendwie auch das spaßigste an dem Ganzen auf der Bühne sein.

Also wechselst du nicht nur von Show zu Show, sondern auch während des Auftrittes?

So oft wie möglich! Du wirst einige coole Jacken sehen!

Haha, da freue ich mich darauf!
Wenn wir kurz zu den Anfängen von SKINDRED gehen, muss ich sagen, dass auch nach so langer Zeit euer Stil sehr einzigartig ist.

Haben wir nie verändert… Aber die Leute haben sich verändert. What the fuck ist mit den Leuten passiert? Ich meine, es ist nicht so, dass wenn wir das gleiche Zeug machen, es keinen mehr interessieren würde. Wenn du etwas gut und konsistent durchziehst, und ich finde, wir machen unsere Sache gut, dann müssen sie am Ende zuhören. Meine Mutter sagte immer: „The cream rises!“, ich hatte keine Ahnung, von was zur Hölle sie sprach. Aber jetzt verstehe ich, dass es einfach immer besser wird, je länger du dranbleibst.


Der Erfolg spricht ja für euch! Aber ich wollte auf die Frage hinaus: Hattet ihr irgendeinen Plan, als ihr mit der Band gestartet seid, oder hat sich das einfach entwickelt?

Nein, wir hatten keinen Plan. Wir hatten überhaupt nicht geplant, irgendetwas hiervon zu tun. Wir wollten einfach in einer Band sein, die reist und Musik macht. Und das ist jetzt 23 Jahre her und wir sind immer noch die selben Leute. Das ist großartig.

Wo du sagst, 23 Jahre, das ist nicht weit weg vom 25-jährigen Jubiläum. Gibt es da Pläne?

Nein. Ich mag es einfach zu singen…

Also wird es nicht zelebriert?

No, I celebrate life… every day. Jede Show die wir mit SKINDRED spielen ist “a celebration of life“. We celebrate every minute!

Wenn wir noch weiter zurückgehen in der Zeit, dann sind wir bei deiner alten Band DUB WAR angekommen. Da habt ihr ja überraschend wieder etwas veröffentlicht. Können wir da noch mehr erwarten?

Nein. Bzw. ich werde damit schon noch etwas machen, aber aktuell bin ich ziemlich gut mit SKINDRED ausgelastet.

War das also einfach, weil du mehr Zeit hattest?

Genau, es war wegen der Pandemie. Ich habe sogar ein verdammtes Kinderbuch in der Pandemie geschrieben!

Also müssen wir auf die nächste Pandemie warten, um was von DUB WAR zu bekommen?

Haha, hoffentlich nicht! Aber wir haben für DUB WAR und SKINDRED schon wieder ein paar Sachen geschrieben. Aber jetzt konzentriere ich mich aktuell wirklich auf SKINDRED, denn das macht mir zurzeit einfach mehr Spaß.

Es ist ja sowieso, dass DUB WAR Elemente schon immer mal bei SKINDRED vorgekommen sind.

Genau, denn so läuft es einfach.

SKINDRED - Benji Webbe

Neben coolen Outifts, die wir später sehen werden, was kann man von einer SKINDRED Show deiner Meinung nach erwarten?

Erwarte das Unerwartete!

Ich habe noch eine Frage, die ich einfach gerne stelle, die wir vor einiger Zeit von der deutschen Punk-Band DONOTS bekommen haben. Wie würde deine allerletzte Show bzw. der Tag dazu aussehen, wenn du weißt, du hast alles gesehen und gemacht und kannst dich danach in den Ruhestand begeben?

Wie ich schon sagte, ich zelebriere jeden einzelnen Tag. Der komplette Sound von SKINDRED ist, das Leben zu zelebrieren. Von Anfang bis Ende. Also wenn heute meine letzte Show wäre, würde ich wie immer alles geben, was ich habe und würde leer Sterben. Das bedeutet: Ich würde absolut alles geben, was ich zur Verfügung habe.

 

 


Band-Links:

skindred interview SKINDRED - Benji Webbe SKINDRED - Benji Webbe

 

 

 


Band-Biografie (Quelle Wikipedia)
SKINDRED ist eine fünfköpfige walisische Band aus Newport (Gwent), die im Jahr 1998 gegründet wurde. Sie vereint in ihrer Musik die Musikstile Reggae, Metal, Hip-Hop und auch Elemente des Punk. Die Band wurde von den drei ehemaligen DUB-War-Mitgliedern Benji Webbe, Jeff Rose und Martin Ford gegründet, die zusammen in England spielten. Nachdem sie getrennt an mehreren Musikprojekten arbeiteten, entschlossen sie sich 1998, zusammen mit dem Bassisten Daniel Pugsley unter dem Namen Skindred aufzutreten. Im Jahr 2002 wurde Jeff Rose durch Mikey Demus und Martin Ford durch Arya Goggin ersetzt. Mehr auf: Wikipedia
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