MINISTRY - From Beer To Eternity
MINISTRY
From Beer To Eternity
(Industrial Metal)

 


Label: AFM Records
Format: (LP)

Release: 2013


Es gibt Personen oder Phänomene, die kommen tatsächlich immer wieder zurück und wenn man sie noch so oft abgeschrieben haben mag. Uncle Al alias Alien Jourgensen oder bürgerlich Alain David Jourgensen, seines Zeichens der Mann hinter dem Industrial-Urgestein MINISTRY, ist eben so eine Person und MINISTRY eben solch ein Phänomen. An dieser Stelle ist eine kleine Abschweifung in die jüngere Bandgeschichte nötig um „From Beer To Eternity“, also das neue Album richtig einordnen zu können. Im Juli 2008 läuteten das erste Mal die Sterbeglocken für MINISTRY. Man war nun aber etwas vorschnell mit der Todeserklärung und 2011/2012 wurde der Patient mit der DeFiBriLa-Tour zurück ins Leben geholt. Federführend dafür war Mike Scaccia, ein enger Freund von Uncle Al, der selbst einige Jahre am Schaffen von MINISTRY beteiligt war und sich auch ins Songwriting des 2012er Albums „Relapse“ einbrachte, das zu seinem Release auch als definitiv letztes MINISTRY-Album verlautbart wurde. Nach dem völlig unerwarteten Tod von Mike Scaccia im Dezember 2012 beschloss Uncle Al aber seinem langjährigen Wegefährten ein Denkmal zu setzen und ein weiteres, definitiv letztes MINISTRY-Album auf die Welt loszulassen, das zu großen Stücken aus Scaccia-Riffs besteht. Als ein solches Monument ist „From Beer To Eternity“ also zu verstehen, mehr ein persönliches Werk von Uncle Al an Uncle Al selbst, als ein Abschiedsgruß an die Fangemeinde.

Dementsprechend bricht „From Beer To Eternity“ auch in vielen Weisen mit der stilistischen Ausrichtung der Vorgängeralben. War die George W. Bush gewidmete Triologie („Houses of Molé“, „Rio Grande Blood“ und „The Last Sucker“) über große Teile Industrial-Metal in Reinfom gespickt mit bissigen politischen Messages und Soundsamples, die sich selbstredend gegen die Republikanische Rechte in den U.S.A. richteten, wurde man auf „Relapse“ vermehrt grooviger und ließ jegliche politische Angriffslust hinter sich und auch Soundsamples von Politikerreden suchte man oft vergebens. Auf „From Beer To Eternity“ wird zwar der Groove beibehalten, man entdeckt dabei aber den Industrial wieder für sich und die politische Bissigkeit ist ebenfalls wieder da. Auch die Liebe zu Soundsamples und –effekten entdeckte Uncle Al wieder, wobei er hierbei teilweise dazu neigt, über das Ziel hinaus zu schießen.

Mit „Hail To The Majesty“ wird eigentlich die ungefähre Marschrichtung für „From Beer To Eternity“ festgelegt, Mid-Tempo Industrial, Sprachsamples und elektronische Effekte bis zum Abwinken. Eigentlich hätte man nicht gedacht, dass man MINISTRY tatsächlich wieder das Industrial-Label umhängen könnte. „Punch In The Face“ ist dann wieder aggressiver und eine Nummer, die vielleicht am ehesten als Industrial-Metal durchgeht. Es kann aber durchaus sein, dass einem hier die eingesetzten Soundeffekte mitunter bereits anfangen können auf den sprichwörtlichen Keks zu gehen. „Perma War“ versucht dann mit mächtigen Bass-Grooves die Kriegsverdrossenheit großer Teile der Bevölkerung der U.S.A. in eine groovige Nummer zu fassen. „Perfect Storm“ wettert mit schneidenden Gitarrenriffs gegen Klimawandelleugnung konservativer Kreise und „Fairly Unbalanced“ thematisiert mit schnelleren rockigen Riffs die bizarre Medien-Entität Fox-News, deren Nachrichtenkanal laut eigenen Angaben ja zu den meisten Zeiten aus „Opinion“ und nicht aus „News“ besteht. Das Doppel „The Horror“ (das den wirren „legitimate Rape“-Ausrutscher des strenggläubigen evangelikalen Politikers Todd Akin als immer-wiederkehrenden musikalischen Baustein einsetzt) und „Side Fx Include Mikey’s Middle Finger (TV 4)“ sind mit Abstand die anstrengendsten neun Minuten des Albums und de facto eine wilde Orgie ohrenbetäubender und trommelfellstechender elektronischer tonaler Ergüsse, die den unvorbereiteten HörerInnen ohne Pause entgegen geballert werden. Ich lehne mich jetzt mal soweit aus dem Fenster und behaupte, dass hier ein guter Augenblick ist die „Skip Track“-Funktion des heimischen CD-, DVD- oder was auch immer-Players auszuprobieren. Zu diesem Zeitpunkt sollte man auch das Soundeffekt-Repertoire von Uncle Al für „From Beer To Eternity“ zur Genüge kennengelernt haben. Varianz scheint hier nicht unbedingt ein Anliegen gewesen zu sein. Das mit seinem Frauengesang fast etwas poppig-anmutende „Another Lesson Unlearned“ ist dann aber wieder sehr hörenswert, ähnliches gilt für „Thanx But No Thanx“, das wiederum auf Bass-Grooves und sozialkritische Sprachsamples setzt. „Change Of Luck“ sorgt dann mit orientalisch-angehauchten Klängen für Akzente. „Enjoy The Quiet“ ist dann wieder ein anstrengender Noise-Track der wieder ziemlich an den Nerven nagt. Da das aber auch schon der letzte Track ist, kann man da dann folglich auch schon den Umgang mit der „Stop“-Taste des heimischen Players trainieren.

„From Beer To Eternity“ ist eines jener Alben, von dem man irgendwie nicht ganz weiß, was man davon halten soll. Die Lieder bleiben definitiv im Gedächtnis hängen und zählen abschnittsweise zu den interessantesten Kompositionen, zu denen sich MINISTRY in den letzten zehn Jahren hingerissen haben. Es ist aber auch mit Abstand das anstrengendste Album, das MINISTRY im gleichen Zeitraum veröffentlicht haben und der hemmungslose Einsatz elektronischer Soundeffekte ist mitunter knapp dran einige vielversprechende Songs völlig zu zerstören. „Side Fx Include Mikey’s Middle Finger (TV 4)“ ist in diesem Bezug der Gipfel und gleichzeitig der Tiefpunkt. Um nicht mehr lange herum zu schwafeln sei gesagt, dass man sich „From Beer To Eternity“ zumindest einmal anhören sollte, wenn man zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Karriere etwas mit MINISTRY anfangen konnte. Es ist ein interessantes Album geworden, das aber mehr Therapie als Abschied zu sein scheint.

 


Tracklist „From Beer To Eternity“:
1. Hail To The Majesty (Peasants)
2. Punch In The Face
3. Perma War
4. Perfect Storm
5. Fairly Unbalanced
6. The Horror
7. Side Fx Include Mikey´s Iddle Finger (TV 4)
8. Lesson Unlearned
9. Thanx But No Thanx
10. Change Of Luck
11. Enjoy The Quiet
Gesamtspielzeit: 54:21


www.ministryband.com

 

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MINISTRY – From Beer To Eternity
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