Manchmal kommen sie wieder, oder wie im Falle vieler in den Neunzigern erfolgreichen Hard Rock Combos, fast immer kommen sie wieder. Bands wie MR. BIG, EXTREME oder eben UGLY KID JOE waren gemeinsam mit den Kollegen von GUNS N‘ ROSES, METALLICA, BON JOVI, DEF LEPPARD oder den HEROES DEL SILENCIO Anfang und Mitte der Neunziger Jahre mit ihren Alben und Singles an der Spitze der Charts zu finden, hatten danach jedoch (vermutlich auch durch das Aufkommen des Grunge) mit nachlassendem Erfolg zu kämpfen und lösten sich bald darauf auf. Nach den Reunionen von EXTREME (2008) und MR. BIG (2009) fanden sich im Jahr 2010 auch die Jungs um Sänger Whitfield Crane wieder zusammen. UGLY KID JOE feierten ihre größte Erfolge zu Beginn der Neunziger mit ihrer Ep „As Ugly As They Wanna Be“ sowie dem Album „America’s Least Wanted“.
Wer kennt nicht die Ballade „Cats In The Cradle“ (ein HARRY CHAPIN-Cover), die heute noch öfter mal im Mainstream Radio läuft oder die Rocker „Neighbor“ und „Everything About You“, die in den frühen Neunzigern wohl auf jeder Rockparty rauf und runter gespielt wurden. Mit den folgenden beiden Scheiben „Menace To Sobriety“ und „Motel California“ verfolgte die Band eine etwas härtere musikalische Ausrichtung und klang erwachsener, konnte damit jedoch nicht an den Erfolg der ersten beiden Scheiben anschließen, woraufhin im Jahr 1997 die Auflösung von UGLY KID JOE folgte.
Mit „Stairway To Hell“ (nach einer Anspielung auf die EAGLES mit dem Albumtitel „Motel California“ wieder ein Verweis auf zwei Klassiker der Rockgeschichte) erschien schon 2012, also 16 Jahre nach dem letzten Studioalbum ein neues Lebenszeichen der Jungs aus Kalifornien in Form einer EP in Eigenregie, welche nun von Metalville mit drei akustischen Bonustracks und einer DVD mit einem kompletten Konzertmitschnitt vom letztjährigen Download-Festival nochmals veröffentlicht wird. Der Opener „Devil’s Paradise“ startet mit hypnotischen Gitarrenriffs und macht gleich mal klar, dass die Jungs in der Zwischenzeit nichts verlernt haben.
Heftig groovend, mit Cranes Gesangslinien, die fast ein wenig an Bon Scott erinnern, führt das Stück die Linie der letzten beiden Studio Alben weiter. Groove wird auch beim stampfenden „You Make Me Sick“ großgeschrieben. Mit treibenden Rhythmen und kraftvollen Riffs zeigen sich die Kalifornier auch hier von ihrer besten Seite. Aber auch die restlichen Stücke können auf ganzer Linie überzeugen. Die Halbballade „No One Survives“ erinnert aufgrund ihrer akustischen Elemente fast ein wenig an „Cats In The Cradle“, „I’m Alright“ dagegen ist ein eingängiger, straighter Rocker mit leichter Alternative-Schlagseite. „Love Ain’t True“ ist eine Party-Nummer mit schrägen Bläsereinsätzen, die auch gut auf „America’s Least Wanted“ gepasst hätte, während man mit „Another Beer“ auch eine Ballade mit leichtem Countryeinschlag auf die Scheibe gepackt hat. Unter den drei akustischen Bonusstücken der Metalville-Version findet sich auch eine neu aufgenommene, rein akustische Version ihres größten Hits „Cats In The Cradle“. Da werden Erinnerungen wach!
Sicherlich werden UGLY KID JOE bei vielen Hörern, die Anfang der Neunziger mit der härteren Rock-Richtung in Berührung gekommen sind, einen Nostalgiebonus haben. Wenn man sich „Stairway To Hell“ anhört, wird man jedoch merken, dass sie diesen gar nicht aufbrauchen müssen, so klingt ihr druckvoller Hard Rock unabhängig von allen Retro-Trends auch im Jahr 2013 absolut zeitgemäß.
Tracklist „Stairway To Hell“:
1. Devil´s Paradise
2. You Make Me Sick
3. No One Survives
4. I´m Alright
5. Love Ain´t True
6. Another Beer
7. Cats In The Cradle
8. Would You Like To Be There
9. No One Survives
Gesamtspielzeit: 53:37
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