Die Jungs von PAPA ROACH feierten vor gut zwei Jahren bereits ihr 20-jähriges Jubiläum. Richtige Erfolge ließen Anfangs auf sich warten, doch MTV-Dauerrotationshits wie „Last Resort“ oder „She Loves Me Not“, die rund um die Jahrtausendwende im Zuge der Nu Metal-Welle, auf die die Amerikaner mitschwammen, kennt jeder Rock-Fan, der mehr als 20 Lenze zählt. In den letzten Jahren wollte der Erfolg aber nicht mehr ganz so fruchten. Die Alben „Metamorphosis“ (2009) und „The Connection“ erzielten gute Chartpositionen und hatten ihre Momente, doch so große Hits wurden nicht mehr gefeiert.
Mit „F.E.A.R.“, dem mittlerweile siebten Werk der Kalifornier, wollen Jacoby Shaddix und seine Jungs wieder Boden gut machen. Doch wie klingt das neue Album? Mit den Anfangstagen hat das nichts mehr zu tun, so viel schon mal vorweg, aber wer den Vorgänger gehört hat, dem war das auch klar. Doch PAPA ROACH geben sich hier hymnischer denn je. Der Titeltrack „Face Everything And Rise“ zeigt sich verspielt in Sachen Synthies, versucht penetrant ins Ohr zu gehen und zeigt sich im Gewande eines Stadion-Rock-Hits, dem aber dazu dann doch der letzte Kick fehlt. Eingängig ohne Ende, jedoch etwas zu kitschig dank starkem Plastic Pop-Einschlag. Songs dieser Machart gibt es noch genügend, wie auch das etwas mehr groovende „Skeletons“, das pathetische „Hope For The Hopeless“ oder dem abschließenden „Fear Hate Love“. Leider läuft da so manch Melodie, Synthie oder gar kompletter Song in den ersten Runden an einem vorbei und kann auch nach vielen Durchläufen nur bedingt zünden.
Angesprochene Hits die Dekaden überdauern finden wir auch auf „F.E.A.R.“ nicht, das heißt aber nicht, dass der Fan nicht das eine oder andere Highlight findet. „Broken As Me“ ist so ein Anwärter. Industrielle Rhythmik und tiefere Vocals von Coby wirken positiv, doch der Refrain klingt irgendwie zu bekannt. Bei „Falling Apart“ versuchen die Amerikaner etwas auf die Tränendrüse zu drücken und schütteln einen kleinen Hit mit Gefühl und trotzdem genug Rock aus dem Ärmel. Im Gegensatz dazu seien das melodieverliebte und etwas tiefgründiger anmutende „War Over Me“ mit seinem starken Refrain und das in alte Nu Metal-Gefilde abdriftende „Gravity“ als Anspieltipps zu erwähnen. Auch wenn mich das Gerappe am Anfang nicht sonderlich anspricht, taugt es als Kontrast zum starken Refrain und den eingewobenen weiblichen Vocals von Maria Brink (IN THIS MOMENT) vortrefflich. Hier ist wieder vor allem der Tiefgang Trumpf. Weniger erwachsen klingt hingegen der Plastic-Synthie-Overkill „Warriors“.
„F.E.A.R.“ ist ein grundsolides Modern Rock-Album, das sowohl Highlights als auch einige durchschnittliche bis durchhängende Songs vorweist. Fans der letzten Alben werden hier sicher den einen oder anderen Favoriten finden, die größeren Hits schreiben heute aber Konkurrenten und Labelkollegen wie POP EVIL.
Tracklist „F.E.A.R.“:
1. Face Everything And Rise
2. Skeletons
3. Falling Apart
4. Love Me Till It Hurts
5. Never Have To Say Goodbye
6. Gravity
7. War Over Me
8. Devil
9. Warriors
10. Hope For The Hopeless
11. Fear Hate Love
Gesamtspielzeit: 36:07