Eine der erfolgreichsten und auch einflussreichsten Bands aus dem deutschsprachigen Raum meldet sich zurück! Genau die SCORPIONS sind gemeint. Ein halbes Jahrhundert Rock´n´Roll Wahnsinn lässt sich nicht so leicht umbringen und so wollen es Klaus Meine, Rudolf Schenker und der Rest noch einmal wissen. Studioalbum Nummer 18 mit dem wohl ernst gemeinten Titel „Return To Forever“ soll wohl beweisen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört.
Eigentlich ist die Vorfreude auf ein neues Werk der Scorps immer recht groß, doch seit dem desaströsen Auftritt am See Rock in Graz bröckelt das Denkmal der Hannoveraner etwas und so regierte die Skepsis. „Return To Forever“ brauchte etwas um sich in den Gehörwindungen niederzulassen. Mit 17 Songs fiel das Album etwas lang aus und so hatte ich genug Zeit mich nach mehreren Durchläufen wieder mit der Band zu versöhnen, nachdem auch der Vorgänger „Sting In The Tail“ als sehr gelungen bezeichnet werden konnte. Zwar gelang nicht der ganz große Wurf, doch durch einige eingängige und rockige Songs gepaart mit starken Power-Balladen und der nach wie vor souveränen Stimme von Klaus, liefern sie ein durchaus solides Werk ab. Nicht mehr und nicht weniger.
So bleibt die Eröffnungsnummer „Going Out With A Bang“ sofort hängen und macht Lust auf mehr. Musikalisch erinnert das mit den Southern Riffs ein wenig an ZZ TOP und passt textlich zu den Germanen, die ja immer Mal mit Rücktritt spekulieren. „We Built This House“ hingegen klingt eindeutig nach den SCORPIONS, langsamer Aufbau, gefühlvoller Gesang und eingängiger Refrain der etwas anzieht und für Stimmung sorgt. Dass diese Formation Balladen schreiben kann ist wirklich nichts neues, man nehme nur „Wind Of Change“, und auch diesmal sind die langsameren Lieder die, die am ehesten hängen bleiben. So das wunderschöne „House Of Cards“, das für Gänsehaut sorgt. Matthias Jabs und Rudolf Schenker sorgen für gefühlvolles Spiel an den Gitarren, während der Sänger nur so dahin schmachtet. Sehr gelungen und für mich das Aushängeschild auf der CD. Weitere gelungene Romantiker sind „Rollin’ Home“, das mit seinem Refrain an KISS erinnert, „Eye Of The Storm“ und „Gypsy Life“, das mit seiner gefühlvollen Melodie punktet. Es fällt allgemein auf, aufgrund der hohen Balladen-Dichte, dass die Jungs es etwas gemütlicher angingen und anscheinend im Alter etwas vom Gas runter gehen.
Als nicht wirklich gelungen kann „Rock My Car“ mit seinem simplen Text und dem sich zu oft wiederholenden Refrain, bezeichnet werden. Entbehrlich. Bei „Rock ’n’ Roll Band“ kommt mir dank Riff im Refrain sofort SABATON in den Sinn. Ob man sich da von den Schweden inspirieren ließ? Mit SLASH kommt mir dann schon der nächste Musiker unter, so bei „Catch Your Luck And Play“. Spricht für die Deutschen, dass man offen für Neues ist.
Auch wenn sich einige gelungene Songs unter den 17 Titeln finden, fehlt mir trotzdem der Aha-Effekt oder auch der Überhit, den man von einer so großen Band wie den SCORPIONS doch erwartet. Am Positivsten sticht für mich Klaus Meine am Mikro heraus, der für seine 66 Jahre noch ausgezeichnet bei Stimme ist und das Schicksal einiger in die Jahre gekommener Sänger nicht teilt. „The Scratch“ hat wieder einen Country Touch bei dem nun auch Mr. Schenker endlich mal zeigt, was er an seinem Instrument kann. Leider sind diese Momente viel zu selten und der Gitarrenvirtuose rückt zu sehr in den Hintergrund.
Zum Ende geht es bei „The World We Used To Know“ erneut etwas langsamer zu, um nicht zu sagen langweilig, ehe „Dancing With The Moonlight“ wieder etwas die Gitarren würgt. Eingängiger Pop-Rock-Song, gefolgt von der nächsten Ballade „When The Truth Is A Lie“, über die man auch nicht viel zu sagen braucht. Durchschnitt. Zum Ende hin passiert dann nicht mehr recht viel.
Bei mir will „Return To Forever“ nicht so richtig zünden. Man kann den Hannoveranern das Können oder den Willen nicht absprechen, doch da sind die Erwartungen schon höher, wenn man bedenkt, was diese Jungs schon für großartige Hits geschrieben haben. Wer dennoch zuschlagen will, für den gibt’s das Ganze nicht nur in der normalen Fassung, sondern auch die Double-Heavyweight-Vinyl, als Deluxe-Version mit vier Bonustracks und als „Limited 50th Anniversary Collector’s Box mit Vinyl-Picture-Single, Autogrammkarte, Doppel-CD-Hörbuch und Shirt.
Tracklist „Return To Forever“:
1. Going Out With A Bang
2. We Built This House
3. Rock My Car
4. House Of Cards
5. All For One
6. Rock ’n’ Roll Band
7. Catch Your Luck And Play
8. Rollin’ Home
9. Hard Rockin’ The Place
10. Eye Of The Storm
11. The Scratch
12. Gypsy Life
13. The World We Used To Know
14. Dancing With The Moonlight
15. When The Truth Is A Lie
16. Who We Are
17. Delirious
Gesamtspielzeit: 65:21
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