RHAPSODY OF FIRE muss man wohl nicht mehr großartig vorstellen, entführen uns die Herrn seit mittlerweile über zwei Dekaden mit ihrem symphonischen Power Metal in ferne Länder voller Drachen, Magiern und Dämonen. Die Umbenennung in RHAPSODY OF FIRE ist auch keine neue Geschichte mehr, wenngleich ich seitdem das besagte Feuer ein wenig vermisse. Jedoch die Trennung von Luca Turilli ist da schon um einiges präsenter und noch fest in den Köpfen der Fans verankert, und man kommt einfach nicht daran vorbei RHAPSODY OF FIRE und LUCA TURILLI’S RHAPSODY miteinander zu vergleichen, was allein schon an der Reihenfolge der Alben liegt. 2012 kam das erste L.T.R. Album und im Jahr darauf legt R.O.F. mit dem ersten Album seit dem Split nach. 2015 dann das zweite L.T.R. Album und im Jahr darauf legen R.O.F. wieder nach. Man kommt sich irgendwie wie in dieser Twix Werbung vor, wo ein Schokoriegel von Schokolade umhült und der anderen ummantelt wird. Wenn man sich die beiden Bands ansieht, kommt man zu einem ähnlichen Vergleich. Die eine Band bezeichnet ihren Stil als Film Score Metal und die andere als Cinematic Metal. Von der einen Band werden die Alben veröffentlicht und von der anderen herausgebracht. Heute teilen sie sich nichts weiter als eine gemeinsame Bandgeschichte bis 2011 und das Bandlogo.
Aber genug Product-Placement, „Into The Legend“ ist der Titel des mittlerweile sechstem Albums unter dem RHAPSODY OF FIRE-Banner und manch einem mag hier vielleicht der Titel des ersten RHAPSODY Album’s „Legendary Tales“ in den Sinn kommen, aber 19 Jahre später würde wohl nur mehr „A Voice In The Cold Wind“ wegen seiner barocken Einflüsse und den Flötentönen auf dieses passen, aber alles der Reihe nach. „In Principio“ ist ein typisches R.O.F.-Intro wie man es von eigentlich allen Alben der Band kennt. Es gibt wohl kaum eine zweite Band, die so passende und stimmige Intros kreiert. Es folgen mit „Distant Sky“ und dem Titeltrack „Into The Legend“ zwei richtige Gassenhauer, voller Energie wie man es von den frühen Bandtagen her kennt. Einprägende Gitarrenriffs und ein Fabio Leone in Topform und die Gitarren auch nicht zu sehr im Hintergrund, wie es die Band zuletzt leider ein wenig häufter praktiziert hat. „Into The Legend“ überrascht am Anfang mit Dudelsäcken, womit nun wirklich gar nicht zu rechnen war, aber es passt einfach.
Im anschließenden „Winter´s Rain“ bedient man sich ebenfalls der Klänge des Dudelsacks, allerdings gibt es hier ein kleines „Problem“. Als RHAPSODY (OF FIRE) Fan weiß man ja, dass jedes Album mit einem, meistens über zehn Minuten langen, epischen Meiterwerk endet, welches oft auch noch in mehrere Parts unterteilt ist. Das beste Beispiel hierfür ist wohl „Gargoyles, Angels Of Darkness“ vom „Power Of The Dragonflame“ Album. Das Problem bei „Winter´s Rain“ liegt nun darin, dass der Song sich perfekt für einen Teil des finalen Albumtracks eignen würde, allerdings alleine ein wenig verlassen dasteht. Es wirkt alles ein bisschen zu langatmig und man kommt nicht wirklich auf den Punkt. Man wird das Gefühl nicht los, dass jetzt irgendwas Packendes kommen muss, aber es passiert leider nichts. Im Vergleich dazu ist „Rage Of Light“ das komplette Gegenteil. Hier passiert einfach so viel, dass man sich hier auch nach mehreren Durchläufen noch immer nicht wirklich reinhören kann.
Mit „Shining Star“ hat auch wieder die typische RHAPSODY (OF FIRE) Ballade auf das Album gefunden, allerdings fehlt auch hier das gewisse Etwas. Hat Fabio Leone die Hörer mit Balladen wie „The Magic Of The Wizard’s Dream“ oder „Lamento Eroico“ verzaubert, so bleibt die Magie auf „Shining Star“ leider aus. Es fehlt auch hier einfach das besondere Element, welches R.O.F. immer ausgezeichnet hat. Einfach nur so viel Bombast wie möglich rein zu packen reicht einfach nicht und ein ähnliches Schicksal ereilt auch das, eigentlich typische, epischen über 15 Minuten dauernde epische Finale. Viel Bombast, viele verschiedene Sequenzen wie man es gewohnt ist, aber es scheint einfach so, als hätte man zu zwanghaft versucht, ein typisches RHAPSODY (OF FIRE) Finale zu schaffen, dass man vergessen hat, sich dabei auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.
Rein von der Gitarrenarbeit, den Keyboards und den symphonischen Arrangements ist „Into The Legend“ mit Sicherheit das härteste Album unter dem Namen RHAPSODY OF FIRE. Betrachtet man die Songs ein wenig genauer tun sich ein paar Schwächen auf, die definitiv nicht vom Talent der Musiker her rühren, denn dass die Herren Leone, Staropoli, Horzwarth, etc. genug Talent haben, haben sie mehr als nur einmal bewiesen, sondern eher davon, dass man zu zwanghaft versucht hat, ein Album mit den typischen RHAPSODY-Strukturen zu kreieren.
„Into The Legend“ hat auf jeden Fall seine Höhepunkte, allerdings bestätigt sich eine Sache erneut, nämlich das beide RHAPSODY-Fraktionen getrennt bislang ihrer gemeinsamen Zeit nach wie vor ein wenig hinterher hinken.
Tracklist „Into The Legend“:
1. In Principio
2. Distant Sky
3. Into The Legend
4. Winter’s Rain
5. A Voice In The Cold Wind
6. Valley Of Shadows
7. Shining Star
8. Realms Of Light
9. Rage Of Darkness
10. The Kiss Of Life
Gesamtspielzeit: 66:42