Des is da Regen den i so mog
Is des der Regen, der afoch olles wegawascht
I steh im Regen und ihr werds olle nossRegen
Die Niederösterreicher DRESCHER überraschten im vergangen Jahr mit ihrem Debüt gewaltig. Ein Mix aus traditionellem Thrash, modernen Elementen, Mundart-Texten und einem Akkorden (!) klingt auf dem Papier reichlich schräg, doch „Erntezeit“ hat gezeigt, dass das nicht nur funktioniert, sondern auch gefällt.
Ob das Ganze nun eine Eintagsfliege war bzw. als Gag ganz gut funktionierte, oder wirklich überdauern kann, wollen die Herren nun mit dem Nachfolger „Steinfeld“ unter Beweis stellen. Schon das überlange Intro bzw. der halbe Song „A Bissl Glick“ zeigt, dass das Quintett nicht auf der Stelle treten möchte und liefert einen melancholischen, intensiven Einstieg, bei dem sofort das Akkordeon mit bombastischem Sound auffällt, während Frontmann Bern Wograndl seinen Schmerz herausbrüllt. Gänsehaut!
Mit den Worten „Jetz geht´s los…“ steigen DRESCHER dann viel flotter und aggressiver in den nächsten Track „Adrenalin“, der schon mehr in Richtung Thrash Metal geht, aber alles andere als traditionell tönt. Die Volksmusikanteile sind groß wie nie, werden aber in den heftigen Sound perfekt eingewoben. Im Refrain wird´s zudem dann zum Mitschreien. Schon „Erntezeit“ zeigte, wie sehr man das Akkordeon unterschätzen und verurteilen kann, auf „Steinfeld“ reizt man das Instrument, das viele wohl eher mit unserem Volksrocker Gabaliér verbinden, noch weiter aus. „Unten“ bekommt sowohl atmosphärische Sounds, als auch rhythmische Unterstützung von Quetschn-Drescher Filip Rado spendiert. Wem bereits die IRON MAIDEN- und MOTÖRHEAD-Cover Songs von DRESCHER gefiel, der wird sich über „Es Reignt Bluat“ freuen. „Wer braucht eine Lead-Gitarre, wenn es doch so viele Alternativen gibt“, sagen sich DRESCHER und schaffen es, dem SLAYER-Klassiker eine komplett neue Schlagseite zu verpassen, ohne den Original-Track zu vergessen. Zudem erneut ein Lob an Bernd, wie er die Texte in die Mundart umschreibt ohne großartig anders als das Original zu klingen.
Wer das Debüt aufgrund seines recht kompromisslosen Thrashs liebte, der muss sich auf jeden Fall umstellen, denn bei „Olles Ok“ geht´s musikalisch mit seinen Rhythmen und Tempiwechsel schon fast in Richtung Pagan á la EQUILIBRIUM, während „Endlich Leben“ zunächst maritim erscheint und dann mit melancholischem Unterton über das Ende des Lebens philosophiert. Knüppelfans kommen aber bei DRESCHER definitiv auf ihre Kosten, wie „I Will Di Ausbliatn Sehn“, „Der Held“ und „Guade Oide Zeit“ zeigen. Zuletzt bleibt noch „Regen“, der Song mit dem vielleicht größten Hitpotential der Bandgeschichte. Ein ruhiger Einstieg, gefolgt von spannedem Aufbau und einem überhymnischen Refrain inklusive Chöre und viel Atmosphäre könnten DRESCHER vielleicht sogar in das eine oder andere Rock-Radio bringen.
Dass DRESCHER sich weiterentwickeln müssen um zu überdauern, war zu vermuten, doch dass der Schritt vom Debüt zu „Steinfeld“ in allen Belangen so enorm ausfallen würde, überrascht dann doch. Die Transformation vom Thrash-Monster zur vielseitigen Metal-Wundertüte wird vielleicht nicht jedem Fan munden, doch die Quetschn-Drescher haben hier ein absolutes Machtwerk abgeliefert, das zeigt, dass man es hier mit absoluten Vollblutmusikern zu tun hat. Huat ob!
Tracklist „Steinfeld“:
1. A Bissl Glick
2. Adrenalin
3. Unten
4. Guade Oide Zeit
5. Regen
6. Es Reignt Bluat (SLAYER)
7. Olles Ok
8. Endlich Leben
9. I Will Di Ausbliatn Sehn
10. Der Held
Gesamtspielzeit: 39:31