Tales Of The Wasteland
(Country | Western Rock)
Label: Nuclear Blast
Format: (LP)
Release: 2017
Wer sich in Linz für Musik und Konzerte interessiert, der ist in den letzten Jahren kaum an THE MORRICONES vorbei gekommen. Die dort ansässige Truppe ist fleißig auf verschiedensten Eigenveranstaltungen, aber auch diversen Benefiz-Konzerten zu sehen und begeistert mit seiner selbst erschaffenen Version des Country seit 2013 die Massen. Die vier Jungs haben bemerkt, dass im Wilden Westen nicht alles immer schön war und liefern daher auf ihrem Debüt „Tales Of The Wasteland“ dementsprechend ein Western Drama.
Das minimalistisch gehaltene „Dead Man Walk On“, das zunächst nur mit einer Akustikgitarre und dem dramatisch vorgetragenen Gesang von Wolf Jacobi startet, stellt gleich mehrerlei Sachen klar. Zum einen, dass der Bandname nicht zufällig gewählt ist, auch wenn man den Meister Ennio Morricone nicht kopiert oder sich dessen Elemente plump bedient, steht der Italiener definitiv als Inspirationsquelle im Raum. Zum anderen zeigen die Linzer, dass weniger oft mehr ist und erzeugen eine geniale Atmosphäre, die zum Nachdenken anregt. Man sollte auch unbedingt das dazugehörige, professionell gefilmte Video gesehen haben!
Gut, alles ist dann zum Glück doch nicht so schwermütig, denn THE MORRICONES nehmen nicht alles komplett ernst und lassen gerne ein Augenzwinkern aufkommen, ohne dabei aber in Blödeleien zu verfallen. So kommt „Sunny Cooper“ ziemlich locker und entspannt daher, ja vielleicht sogar tanzbar, aber definitiv zum Mitsingen. „Davy Crocket“ startet galoppierend mit Bluegrass-Einfluss, schwenkt aber schnell wieder in melancholische Gefilde über und gefällt durch traurigen Gesang. „Tales Of The Wasteland“ ist als Titel sowieso Programm, denn die vier Jungs erzählen mit ihren Songs wahrlich Geschichten, die sowohl lyrisch als auch musikalisch wunderbar transportiert werden. Auch „Chayenne Lady“ spielt mit diversen Western-Elementen und zum dramatischen Finale hin holt Gitarrist Chris Wiener ausnahmsweise zum intensiven E-Gitarren Solo aus, bei dem man sich ein ähnliches Bild wie Slash (GUNS´N`ROSES) vor der winzigen Kirche aus „November Rain“ vorstellt. Dagegen steht das abgefahrene und recht ausgelassen tönende „Yucatán“, das einfach Spaß macht, während beispielsweise das finale und fast acht Minuten lange „Charles Bronson“ wieder ernstere Töne anschlägt und mit zweistimmigem Gesang überzeugt. Ausfälle sucht man auf dem Erstling der Oberösterreicher sowieso vergeblich, denn hier ist alles auf höchstem Niveau, geht meist gut ins Ohr und bleibt aber auch abseits vom Ohrwurmfaktor schnell in Erinnerung.
Auf „Tales Of The Wasteland“ gibt es alles, was sich der Western-Fan nur erhoffen kann; Spaghetti Western trifft hier auf tragische Geschichte aus dem Wilden Westen, erzählt mit melancholischem Unterton, Ironie, Emotionen und dem erwähnten Augenzwinkern. Man spürt dem Album das Herzblut und die Passion der vier Musiker an und kann nur hoffen, dass THE MORRICONES auch die verdiente Anerkennung bekommen und möglichst bald einen Nachfolger rausbringen, da das Debüt ja bereits im vergangenen Jahr erschienen ist.
Tracklist „Tales Of The Wasteland“:
1. Dead Man Walk On
2. Sunny Cooper
3. Davy Crockett
4. Cheyenne Lady
5. Lobo
6. Carter
7. Yucatán
8. Chasing The Sun
9. Lullaby
10. Charles Bronson
Gesamtspielzeit: 50:00