Evil holding the chains
Body’s screaming mind is aching
Freedom runs through his veins
You can’t kill him
Guilty, guilty as chargedGuilty As Charged
Die neue Band des ehemaligen RAGE-Klampfers und Virtuosen Victor Smolski ist wahrlich keine typischen Power Metal Band. Mit gleich drei Sängern an der Front ist ALMANAC neben AMARANTHE schon mal eine kleine Ausnahme, die dieses Konzept bedient. Außerdem spielte sich der Weißrusse in nur einem Jahr und dem Debüt „Tsar“ in die Oberliga des Power Metal. Der Mix aus Bombast, Epic, Dramatik und doch einem großen Härtefaktor funktionierte auf Anhieb. So ließ der 48-jährige nichts anbrennen und liefert nur eineinhalb Jahre später bereits einen mehr als würdigen Nachfolger, der noch direkt, härter, aber nicht minder verspielt, anspruchsvoll und ideenreich daher kommt.
Mittlerweile gibt es zwar schon vier ehemalige Mitglieder und seit dem Debüt musste die Rhythmusfraktion ausgetauscht werden, doch man merkt sofort, dass Victor das Ruder fest in Händen hält. Abseit von im Genre typischen Fantasy-Themen widmete er sich auf dem Vorgänger dem russischen Kaiserreich und bleibt auch bei „Kingslayer“ bei geschichtlichen Themen. Dieses Mal geht es, wie der Titel schon sagt, um Königsmord, gestürzte Herrscher und Suizide diverser Monarchen unserer Weltgeschichte. Dennoch bleibt die meist flott gehaltene Musik von ALMANAC stets positiv und macht einfach eine Menge Spaß. Man hört sowohl an Smolskis Spiel, als auch bei denen Sängern, dass diese offensichtlich sehr viel Freude beim Komponieren, Einspielen und Einsingen des Materials hatten. Einen leiht bedrohlichen Unterton gibt es beim einführenden „Regicide“, zu dem Andy B. Franck (BRAINSTORM) passend düstere Vocals liefert, bis Jeannette Marchewka einsteigt, gefolgt von einem heavy groovenden Riff. Der Song hat einen guten Spannungsbogen und führt den Stil des Vorgängers im Grunde souverän weiter. Einprägsame Melodien, flotte Rhythmen, ein hymnischer Refrain und eine gelungene Verteilung der Vocallines auf die drei Sänger. Auch wenn Andy stets am meisten hervorsticht mit seiner Sirenen-Stimme, so bringt sich der Brite David Readman (PINK CREAM 69) immer wieder mit eher rockigen Vocals ein, während Jeanette etwas kürzer tritt, aber stets passend eingesetzt wird.
Der Opener mag noch etwas sperrig erscheinen, doch das bereits live präsentierte, und kürzer ausgefallene „Children Of The Sacred Path“ hat noch Überbleibsel von RAGE in sich, kommt viel verspielter und direkter daher und macht eine Menge Spaß. Hier kommt auch ob der Dramatik und Dynamik ein gewisser Metal Opera Faktor, der bei ALMANAC immer mal wieder mitschwingt, verstärkt zum Tragen. Bombastische Elemente konkurrieren mit griffigen Gitarren, verspielten Soli und eingängigen Melodien. Auch hier geben die drei Sänger wieder alles und harmonieren wunderbar. „Gulity As Charged“ überzeugt durch gelungene Keyboard-Melodien und kommt noch einen ticken härter daher und kann mit außergewöhnlichen Vocallines auftrumpfen. Richtig hymnisch wird es bei „Hail To The King“ mit getragenem Refrain, während „Losing My Mind“ wieder etwas progressiver aufgebaut ist, aber nach einer Bridge mit Chor-Shouts im treibenden Chorus inklusive moderner Keyboard-Melodien nicht minder gut ins Ohr geht. „Kingdom Of The Blind“ macht es danach wieder spannend und verleiht dem Ganzen eine gewisse Hollywood-Dramatik, die vor allem am Ende mit orchestralem Overkill ihren Höhepunkt erfährt. Danach hört man bei „Headstrong“ wieder wie begeistert alle Beteiligten zu Werke gehen und bietet einen souveränen Mix aus RAGE, HELLOWEEN und RHAPSODY. Hier ist einfach alles drin, was der Power Metal Fan sich wünscht. Mit „Last Farewell“ gibt es noch eine dramaturgisch gut umgesetzte und leicht kitschige Quotenballade, ehe man mit „Red Flag“ noch einen hymnischen Banger raushaut.
ALMANAC setzen nach „Tsar“ mühelos noch einen drauf und zeigen erneut, was Victor Smolski für ein Ausnahmetalent an Gitarre und im Songwriting ist. Die fünf Herren plus Dame zeigen sich auf „Kingslayer“ als noch bessere Einheit mit ausgeklügelten Power Metal Songs, die anspruchsvoll und spielfreudig zugleich sind und nur auf eine Live-Umsetzung warten. Alles richtig gemacht Her Smolski!
Tracklist „Kingslayer“:
1. Tsar
2. Self-blinded Eyes
3. Darkness
4. Hands Are Tied
5. Children Of The Future
6. No More Shadows
7. Nevermore
8. Reign Of Madness
9. Flames Of Hate
Gesamtspielzeit: 52:00