Die Färöer HAMFERD existieren nun zehn Jahre und schließen mit ihrem zweiten Album „Támsins Likam“ ihre groß angelegte Trilogie, die mit der Debüt-EP „Vilst Er Síðsta Fet“ ihren Lauf nahm und mit „Evst“ weitergeführt wurde, endgültig ab. Laut Sänger Jón Aldará geht es um Verlust, die Geschichte wird aber chronologisch umgekehrt, weshalb wir hier mit den sechs, teils überlangen Songs, an die Anfänge des Konzepts katapultiert werden. Lyrische Grundlage ist dabei der Sagenschatz der Färinger, bei denen es primär um Seefahrt und die negativen Aspekte dieser geht. Aber nicht nur das ist Thema, auch um Angst, Realitätsverlust, und die Emotionen beim Verlust eines geliebten Menschen, durch die See. Was auch den Kreis zum Bandnamen schließt, denn HAMFERD bedeutet so viel wie „Erscheinung eines vermissten Seemanns“.
Dementsprechend ist der doomige, schwermütige Sound von HAMFERD auch erdrückend melancholisch und traurig. Langsam, zäh, aber dennoch spannend arbeitet sich der Opener „Flygisflog“ in seinen neun Minuten nach vorne und erzählt mit seinen getragenen Vocals eine traurige Geschichte, die im Mittelteil schon fast zum Climax führt und Jón zu Höchstformen aufläuft. Der Titel „Támsins Likam“ bedeutet übrigens Nebelgestalt und so stellt man sich bei der Musik der Färöer auch eine Szenerie im stockfinsteren, nebelumhüllten Meer vor. Diese Intensität können die Herren auch durchgehend halten, egal ob in schweren Death-Doom Gefilden mit bedrohlichen Growls, oder fast schon melodisch-hymnischen Parts, bei denen Jón seine Stimme in überraschende Höhen treibt. „Stygd“ lebt dann von starker, virtuoser Rhythmik und intensiven Gitarrenmelodien, die teils dem Black Metal entliehen sind, während der Fronter im Mittelteil ein wahres Klagelied anstimmt, ehe er wieder in fiese Growls umschlägt. Die versprochenen Emotionen kommen wahrlich nicht zu kurz. Ein kleine Spur schneller wird man bei „Tvistevndur Meldur“, die Stimmung bleibt jedoch ähnlich, ehe der kürzeste Track „Frothvarv“ mit cleanen Gitarren ruhig vor sich hin schwelgt und Aldará mit zerbrechlicher Stimme vorträgt, aber sich immer wieder dezent im Hintergrund hält und der Musik stets Raum zur Entfaltung lässt. Dementsprechend wird es danach richtig heftig. In „Hon Syndrast“ regiert eine bitterböse Atmosphäre und der Death Metal nimmt Überhand, jedoch nach wie vor im gemäßigten Tempo. Aber das soll es noch nicht gewesen sein, denn der 11-Minüter „Vápni Í Anda“ (Eine Waffe Im Geist) nimmt sich dann richtig viel Zeit um einen filmreifen Spannungsbogen aufzubauen und explodiert förmlich in verschiedensten Emotionen – ganz großes Kino!
Natürlich funktionieren HAMFERD live noch mal eine Spur besser, wie ich bereits erleben durfte, aber auch auf „Támsins Likam“ können die Färöer auf ganzer Linie überzeugen. Das zweite Album der Truppe zeigt, welch Potential in dieser noch recht jungen Band steckt und dass dieses auch jetzt schon voll ausgeschöpft wird. Ein intensives, spannendes und schnell gefangen nehmendes Konzeptalbum, das erlebt werden will, und muss!
Tracklist „Támsins Likam“:
1. Flygisflog
2. Stygd
3. Tvistevndur Meldur
4. Frothvarv
5. Hon Syndrast
6. Vápni Í Anda
Gesamtspielzeit: 43:20
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