Die Kanadier BOREALIS mussten sich seit jeher einen kleinen EVERGERY-Klon-Stempel gefallen lassen, so auch auf dem letzten Werk „Purgatory“, das aber durchaus schon mehr eigene Einsätze mitbringen konnte. Ob der Nachfolger „The Offering“ die Band nun eine echte eigene Identität bringt, soll sich nun endlich zeigen.
Dass BOREALIS, die technisch über jeden Zweifel erhaben sind, nicht komplett die Richtung ändern, war klar und so setzt man auch dieses Mal auf düsteren, immer mal wieder melancholischen Power Metal, bei dem auch stets KAMELOT und MASTERPLAN erwähnt werden dürfen, zumal allesamt viel auf bombastischen Keyboard-Einsatz bestehen. Schon „The Fire Between Us“ zeigt das, aber auch dass BOREALIS noch mehr wagen, die Emotionen weiter hochschrauben und gar nicht mit der Brechstange versuchen von den Vergleichen weg zu kommen. Dafür zeigt sich Matt Marinelli abwechslungsreicher und eigenständiger als zuvor. Der Mann beweist Kraft und Gefühl zugleich und würde in jeder der genannten Bands eine gute Figur machen – Stichwort: Jorn Lande – aber gerne auch mit eigenem Unterton. „Sign Of No Return“ schraubt die Dramatik weiter hoch, geht gut ins Ohr, wartet mit hymnischem Refrain auf und bietet sich sofort als Single an.
Etwas progressiver, heavier und düsterer geht es dann in „River“ zu. Wenn es um düsteren Metal mit viel Emotion geht, darf klarerweise auch die eine oder andere Ballade nicht fehlen. Bei „Into The Light“ machen sowohl Matt als auch die cleanen Gitarren eine verdammt gute Figur. Im Verlauf steigert sich der Song aber dann wieder zu eine Power Metal Hymne. Während „Forever Lost“ dann noch SYMPHONY X in die Runde wirft, geht man mit dem 9-Minüter „The Ghosts Of Innocence“ nochmal in die Vollen. Fette Orchestrierung, allerlei balladeske Gänsehaut-Momente und nicht minder fette Beats und Riffs machen dieses kleine Epos zu einem großen Highlight des Albums und fegen mühelos alle Klon/Plagiat/Kopie-Vorwürfe von der Bildfläche.
Wen die Vergleiche bisher nicht gestört haben, der wird auch bei „The Offering“ kein Problem damit haben. Nein ganz im Gegenteil, hier kann man Fans der genannten Truppen eine klare Empfehlung aussprechen. Die Kanadier liefern mit ihrem vierten Full-Length Output mühelos ihr bis dato stärkstes und eigenständigstes Werk voller Kraft, Gefühl und Emotionen ab.
Tracklist „The Offering“:
1. The Fire Between Us
2. Sign Of No Return
3. The Offering
4. River
5. The Second Son
6. The Devil´s Hand
7. Into The Light
8. Scarlet Angel
9. The Awakening
10. The Path
11. Forever Lost
12. The Ghost Of Innocence
Gesamtspielzeit: 61:11