Mit „For The Fallen“ legten MEMORIAM, die geistigen Nachfolger von BOLT TRHOWER, ein ordentliches Debüt hin. Karl Willets und seine Kollegen sind zwar nicht mehr die Jüngsten, von Alterserscheinungen bei den Old-School Death Metallern keine Spur und so legen die Briten exakt ein Jahr nach dem Erstling bereits mit „The Silent Vigil“ nach.
Die Marschrichtung ist die gleiche. Mit MEMORIAM bewegte man sich von den klischeehaften Kriegsthemen weg und befasste sich vor allem mit aktuellen Themen, die uns wohl alle beschäftigen – oder zumindest sollten. Musikalisch gibt´s in erster Linie weiterhin stampfende Old-School Kost mit der typischen Willets-Röhre. Hier und da drückt man auch dezent aufs Gas, doch alles bleibt irgendwo im Mid-Tempo Bereich, wie wir es meist von BOLT THROWER aber auch OBITUARY schon gewohnt waren. Dezente Melodien und Leads sorgen für die nötige Eingängigkeit, während der recht trockene Sound zeigt, dass die Männer definitiv auf moderne Trends pfeifen und weiterhin zeitlose Mucke betreiben. Die Drums könnten wohl etwas mehr „Bums“ vertragen, doch der fokussierte und rohere Sound des Zweitlings hat auf jeden Fall seinen Charme und beweist Mut. So entsteht im Gegensatz zum Vorgänger, der zugegebenermaßen mehr krachte und auf eine gewisse Weise opulenter daher kam, eine mehr düstere, hoffnungslose und somit fast schon etwas Endzeit-artige Atmosphäre. „From The Flames“ unterstreicht das mit einem kühlen, aber eingängigen und ebenso genialen Lead, zu dem Karl Willets seine stoisch vorgetragenen Vocals präsentiert. Generell profitiert der Sound vor allem durch das Spiel von Scott Fairfax, der schon live für BENEDICTION die Gitarre schwang, während Andrew Whale (Ex-BOLT THROWER) und Frank Healy (Ex-BENEDICTION, EX-NAPALM DEATH) für mächtig Druck sorgen. Banger wie „Soulless Parasite“ oder das hektische „Nothing Remains“ funktionieren ebenso wie das erdrückende „Bleed The Same“ oder das nicht minder stampfende Klein-Epos „No Known Grave“, das in seinen sieben Minuten keine Gefangenen macht.
„The Silent Vigil“ ist nun nicht der heilige Gral des Death Metal, klingt aber mit seiner stur old-schooligen, oder an manchen Stellen auch altbackenen Herangehensweise in Zeiten des Loudness-War und „Höher-Schnelle-Weiter“ Wahns auf jeden Fall verdammt frisch, mutig und bringt auch die nötige Durchschlagskraft mit.
Tracklist „The Silent Vigil“:
1. Soulless Parasite
2. Nothing Remains
3. From The Flame
4. The Silent Vigil
5. Bleed The Same
6. As Bridges Burn
7. The New Dark Ages
8. No Know Grave
9. Weaponised Fear
Gesamtspielzeit: 49:30