RAMMSTEIN - Rammstein
RAMMSTEIN
Rammstein
(Industrial Metal)

 


Label: Universal Music
Format: (LP)

Release: 2019


Ich mache es gern jedem recht
Ja, mein Sprachschatz ist nicht schlecht
Ein scharfes Schwert im Wortgefecht
Mit dem anderen GeschlechtAusländer

Es gibt wohl kaum eine andere Band auf diesem Planeten, die eine Veröffentlichung eines neuen Albums so spektakulär inszenieren kann wie die Herren von RAMMSTEIN. So auch beim neuesten Werk, das den schlichten Titel „Rammstein“ trägt. Zehn Jahre sind ins Land gezogen, seit „Liebe Ist Für Alle Da“ das Licht der Welt erblickte. Nun hat das Warten ein Ende.

Sehnsüchtig warteten Millionen von Fans weltweit um einen ersten Blick auf die Single „Deutschland“ mit dazugehörigem Video zu werfen. Inszeniert wie ein Hollywood Blockbuster fahren die Berliner wahrlich schwere Geschütze auf und scheuen keine Kosten und Mühen um ihren Anhängern bleibende Erinnerung zu verschaffen. Provokant und optisch einprägsam wird hier deutsche Geschichte vorgeführt, sei es zu Zeiten der Germanen, die brennende Hindenburg, die gute alte DDR und selbst die NS Zeit wird nicht verschwiegen. RAMMSTEIN scheuen nichts und das macht diese großartige Band aus. Dass dieser Songs auch noch gut im Ohr hängen bleibt und auch musikalisch in den oberen Gefilden mitspielt, spricht für unsere Nachbarn.

Provozieren liegt im Blut der Band und so gibt es eine schwangere dunkelhäutige Nonne, einen Zungenkuss mit einem abgetrennten Schädel oder gehängte Opfer des Dritten Reiches zu sehen. Somit eine Video über das sicher noch länger gesprochen werden wird. Ein erster Blick auf das Album, das ganz in weiß gehalten wurde und nur ein Streichholz zeigt, regt zum Nachdenken an, wenn man sich mit den elf Songs auf der CD beschäftigt. Die Aufmachung mit schönem Innenleben und Fotos der Bandmitglieder lässt auch keine Wünsche offen.

Weiter mit dem nächsten starken Song „Radio“, der sich ebenso sofort in die Gehörgänge einbrennt. Nach kurzen Elektro-Elementen übernimmt der typische Sound der Berliner das Ruder, ehe Til mit seiner wunderbaren Stimme das Wort `Radio` so singt wie nur er es kann. Auch textlich wissen Lindemann und Kollegen zu begeistern und erörtern die Geschichte des Radios und der lange Weg zur Meinungsfreiheit. Gegen Mitte darf dann Herr Flake am Keyboard zeigen, was er kann und dürfte sich bei den Veteranen von KRAFTWERK Inspiration geholt haben. Sehr schön.

„Zeig Dich“ ist eine durchschnittliche Rock Nummer ohne wirkliche Höhepunkte, die auf die Missstände in der Kirche hinweist, ehe „Ausländer“ erneut aufrütteln soll. Till wechselt ständig seinen Gesangsstil und liefert textlich einen Song der zum Nachdenken anregt. Schöner eingängiger Refrain, der mit Kindergesang und fremdsprachigen Zeilen für Abwechslung sorgt. Was auffällt ist, dass die Jungs wie gewohnt neue Wege gehen, bleiben sich jedoch trotzdem treu, wo jeder Hörer sofort weiß, auch wenn kein Gesang zu hören wäre, dass hier RAMMSTEIN am Werk sind.

Nach dem etwas härteren „SEX“ (Achtung zweideutig), das mit seinem Text für den einen oder anderen Schmunzler sorgt, kommt der wohl härtesten Song auf dem neuesten Album. „Puppe“ könnte für Diskussionen unter den Fans sorgen – ruhiger Beginn, fast melancholisch, ehe Herr Lindemann nach ca. zwei Minuten einen gesanglichen Anfall bekommt. Hier wird die Puppe zerstückelt was das Zeug hält und man könnte sich fast fürchten. Freigegeben ab 18 und das wohl experimentellste Werk in der bisherigen Historie.

„Was Ich Liebe“ geht dagegen den ruhigeren Weg und lädt zum Verschnaufen ein, ehe „Diamant“, der kürzeste Song mit knapp über zwei Minuten nicht ganz überzeugen kann, da das gewisse Etwas fehlt. Mit „Tattoo“ wird zum Ende der Körperkult gehuldigt mit literarischen Zeilen wie `wenn das Blut die Tinte küsst` oder `wenn der Schmerz das Fleisch umarmt`, dann weiß man hier sind RAMMSTEIN in ihrem Element. Den Abschluss bildet „Hallomann“, das erneut über en Thema spricht, das leider immer wieder vorkommt, Kindesentführung. Ziemlich düster, erneut fast gruselig harmonieren hier Til mit seinem leisen Gesang und Flake mit seinen psychodelischen Keyboard-Melodien, garniert mit feinen Riffs. Zum Schluss schaffen es RAMMSTEIN noch einmal, dass sich einem die Harre aufstellen.

Auch wenn nicht alle elf Songs vom Hocker reißen, schaffen es unsere deutschen Nachbarn erneut in aller Munde zu sein. Selbst Menschen, die mit dieser Art von Musik nichts zu tun haben sprechen über RAMMSTEIN und das ist wohl das Ziel. Einige richtig starke Songs wie eben der großartige Opener beweisen, dass auch eine zehnjährige Pause keine Spuren hinterlässt und Till Lindemann, die Gitarristen Richard Kruspe und Paul Landers, Bassist Oliver Riedel, Drummer Christoph „Doom“ Schneider und der über sich hinauswachsende Christian „Flake“ Lorenz an allem das Tasten hat ein eingeschworener Haufen sind, die genau wissen was sie tun. Wer Karten für die Tour im Herbst ergattern konnte, dürfte mehr als zufrieden sein.


Tracklist „Rammstein“:
1. Deutschland
2. Radio
3. Zeig Dich
4. Ausländer
5. Sex
6. Puppe
7. Was Ich Liebe
8. Diamant
9. Weit Weg
10. Tattoo
11. Hallomann
Gesamtspielzeit: 46:25


www.rammstein.de

RAMMSTEIN - Rammstein
RAMMSTEIN – Rammstein
LineUp:
Till Lindemann
Richard Kruspe
Paul Landers
Oliver Riedel
Christoph „Doom“ Schneider
Christian „Flake“ Lorenz
8
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