Nur wenige Ewiggestrige bringen TARJA noch mit NIGHTWISH in Verbindung, zu viel ist seit der Trennung vor fast 15 Jahren passiert. Mit viel Fleiß und mitreißenden Live-Shows schaffte es die Finnin, ihre Fan-Schar ständig zu vergrößern, und solo kam sie stets viel sympathischer herüber als in den besten NIGHTWISH-Zeiten. Nun gibt es endlich eine neue Platte, und man darf gespannt sein, wie sehr sie sich auf „In The Raw“ tatsächlich im Naturzustand präsentiert.
Wer glaubt, dass es bei TARJA immer nur harmonisch zur Sache geht, der wird am Beginn des Openers „Dead Promises“ erst einmal gewaltig mit den Ohren schlackern, ein so gewaltiges Riff bekommt man da zu hören, und auch gesanglich tut sich einiges, wenn SOILWORK-Fronter Björn `Speed` Strid mit seinem gewaltigen Organ den Gegenpol zu TARJA´s klangvoller Stimme bildet. Dieser Song wurde auch schon vorab mit einem Lyric-Video veröffentlicht. Aber nicht nur Männer dürfen an ihrer Seite singen, denn bei „Goodbye Stranger“ lässt sich TARJA von LACUNA COIL-Frontfrau Cristina Scabbia stimmlich ergänzen, wodurch ein Symphonic Metal Song in Reinkultur entsteht. Aber auf dieser Platte gibt es nicht nur Gastsänger, sondern meist lässt alleine TARJA ihre nach wie vor zauberhafte Stimme erklingen. Neben wenigen flotteren Songs gibt es viele sanftere Balladen wie etwa „Railroads“ und „You And I“, die sehr episch herüberkommen und wo TARJA stimmlich sehr viel Gefühl transportiert. Sie wirkt dabei fast zerbrechlich aber auch hoffnungsvoll, und manchmal darf man ja auch als Metalfan ein bisschen dahinschmelzen. Ein weiteres Duett gibt es noch auf dieser Platte, nämlich „Silent Masquerade“, wo KAMELOT-Sänger Tommy Karevik mit von der Partie ist, und das auch eher soft angelegt ist, jedoch sehr intensiv herüberkommt. Das Finale „Shadow Play“ ist umrahmt von hymnischen Gesängen, und damit findet die Platte mit einem opulenten Werk ihren Abschluss.
TARJA bleibt auch auf „In The Raw“ ihrem bisher eingeschlagenen Weg treu, aber das ist bei ihrer Stimme auch irgendwie logisch. Eine nette Idee sind die drei Songs mit den Gastsängern, die auch viel von Verbundenheit innerhalb der Szene ausstrahlen. Entsprechend dem Platten-Titel bemerkt man aber doch, dass viel Persönliches darin verpackt wurde. Zumindest kommen die Lyrics sehr authentisch herüber, und man nimmt ihr jedes Wort ab. Damit kann ich dieses Album auch den Fans des Genres empfehlen, die vielleicht noch keine TARJA-Liebhaber sind.
Tracklist „In The Raw“:
1. Dead Promises
2. Goodbye Stranger
3. Tears In Rain
4. Railroads
5. You And I
6. The Golden Chamber: Awaken / Loputon Yö / Alchemy
7. Spirits Of The Sea
8. Silent Masquerade
9. Serene
10. Shadow Play
Gesamtspielzeit: 57:20