Lost and cold the factories now closed down
Engulfing madness Razorblade Meltdown
Mit „Reaching Into Infinity“ haben DRAGONFORCE die Latte vor etwas mehr als zwei Jahren gewaltig hoch gelegt, definitiv aber das abwechslungsreichste und überraschendste Album der Bandgeschichte abgeliefert. Die Briten mit internationaler Besetzung ruhen sich nicht auf den Lorbeeren aus und legen mit dem nun achten Album mit dem klingenden Titel „Extreme Power Metal“ nach. Der Titel lässt schon erahnen, dass man nach dem Ausflug in fremde Genres am Vorgänger nun wieder in der eigenen musikalischen Heimat bleiben möchte, doch DRAGONFORCE wären nicht, wer sie sind, wenn sie nicht dennoch Grenzen ausloten würden – und das tun sie hier auch zu Genüge.
Zwar hat Keyboarder Vadim bereits vorab das Handtuch geworfen und nun ist auch Basser Frédéric Leclerq, der auch in den letzten Jahren gerade für so manch Hymne zuständig war das Drachenboot in Richtung KREATOR verlassen, doch das sollte das aktuelle Werk definitiv nicht beinflussen, denn Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.
So geht man mit dem Opener „Highway To Oblivion“ grob einen Schritt zurück und liefert einen Track, der auch auf Alben wie „Ultra Beatdown“ oder „Inhuman Rampage“ so ähnlich Platz gefunden hätte. Musikalisch baut man wieder allerlei Spielereien ein, ballert in Highspeed und lässt auch den Retro-Future Look, den man für das Artwork gewählt hat, in den Sound dezent einfließen. Danach wird in der Hymne „Cosmic Power Of The Infinite Shred Machine“ schon spürbar, dass hier ein anderer Keyboarder am Werk ist. Episch und bombastisch steigt hier nämlich Coen Jannsen (EPICA) ins Geschehen ein und verschmelzt seinen eigenen Stil mit dem DRAGONFORCE Riffing, während Marc Hudson mit seiner Stimme in ungeahnte Höhen entschwindet. Nach einem verträumten Mittelteil können Sam und Herman wieder im Soloteil komplett ausflippen. Hier hat man Sounds von alten Arcade-Klassikern wie Streets Of Rage oder Street Fighter einfließen lassen, was perfekt zum Sound der Truppe passt und Nostalgiker-Herzen höher schlagen lässt.
DRAGONFORCE haben die Schneller-Höher-Weiter-Gedanken schon lange zurückgeschraubt und liefern auch dieses Mal wieder haufenweise Songs, die ohne Highspeed-Doublebass auskommen. „The Last Dragonborn“ startet nämlich mit asiatischer Folklore und einem SABATON-artigen Rhythmus und entwickelt sich zu einem grandiosen True Metal Kracher. „Heart Demoliton“ kommt zwar etwas Cheezy daher und greift nun den 80s Retro-Future Style komplett auf, macht aber mit seinem Feel-Good Vibe eine Menge Spaß. „Troopers Of The Stars“ gibt mit thrashiger Schlagseite wieder Vollschub und ist den Starship Troopers gewidmet und „Razorblade Meltdown“ macht mit seinem Ohrwurm-Refrain, der nur so mitgeschmettert werden will wirklich „Through The Fire And The Flames“ Konkurrenz. „Strangers“ nimmt dann aber das Tempo wieder ziemlich heraus und kommt mit poppigen Synthies fast direkt aus der Disco. Auch hier macht Marc wieder eine tolle Figur im Refrain. „In A Skyforged Dream“ ist eine weitere UpTempo Kracher mit allerlei Spielereien, Melodien und eingängigem Chorus, ehe „Remeberance Day“ als True Metal-Halbballade das Album wieder mit gereckten Fäußten und Schunkel-Refrain abschließt. Doch das soll es noch nicht ganz gewesen sein, denn „My Heart Will Go On“ ist noch ein unterhaltsames und mit Augenzwinkern zu sehendes Cover, das man in der ersten Minute kaum erkennt und mit Highspeed an einem vorbei donnert.
Nicht nur, dass DRAGONFORCE wie jedes Mal nach einer LineUp Veränderung stärker denn je zurückkommen, die Jungs haben weiterhin spürbar Spaß an ihrem Schaffen und bieten mit „Extreme Power Metal“ erneut ein verdammt abwechslungs- und ideenreiches Album, das Fans absolut zufriedenstellen sollte. Auch wenn man den mutigen Vorgänger nicht ganz erreicht, gehrt das achte Werk sicher zu den besseren Alben der abgefahrenen Truppe, die hier wieder ihre Grenzen auslotet und eine Handvoll großartiger Hits und Hymnen liefert.
Tracklist „Extreme Power Metal“:
1. Highway To Oblivion
2. Cosmic Power Of The Infinite Shred Machine
3. The Last Dragonborn
4. Heart Demolition
5. Troopers Of The Stars
6. Razorblade Meltdown
7. Strangers
8. In A Skyforged Dream
9. Remembrance Day
10. My Heart Will Go On (CÉLINE DION)
Gesamtspielzeit: 69:33